133.000 offene Stellen in Sozial- und Gesundheitsberufen

Die Fachkräftelücke bei Erzieherinnen und Pflegern ist einer Studie zufolge angespannt. Die Situation könnte sich noch erheblich verschärfen, warnen Experten.
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Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in Kindergärten sind Frauen – und sie arbeiten oft Teilzeit, weil sie keinen Kita-Platz für ihre eigenen Kinder bekommen.Foto: Lordn/iStock
Epoch Times30. August 2024

Pfleger, Erzieherinnen und Sozialarbeiter haben eines gemeinsam, sie fehlen deutschlandweit. Rund 133.000 offene Stellen im Durchschnitt des Jahres 2023 in Gesundheits- und Sozialberufen können einer Analyse zufolge nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden.

Das geht aus einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.

Fast ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Fachkräftelücke entfällt damit auf diese Bereiche. Laut Studienautor und Experte Jurek Tiedemann schwächte sich der Mangel zuletzt zwar leicht ab, die Situation sei jedoch weiterhin „sehr angespannt“ und könnte sich in den nächsten Jahren sogar noch erheblich verschärfen.

Größter Engpass betrifft Erzieher

Bei Erziehern gibt es demnach den größten Engpass. Weil im vergangenen Jahr durchschnittlich knapp 21.000 Fachkräfte fehlten, mangelt es bundesweit an etwa 300.000 Betreuungsplätzen.

Ein strukturelles Problem in Gesundheits- und Sozialberufen wirkt sich dabei erschwerend aus: Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten sind weiblich, mehr als die Hälfte arbeiten in Teilzeit – auch weil die Fachkräftelücke sie indirekt dazu zwingt.

„Berufstätige Mütter reduzieren oft ihre Arbeitsstunden, um Lücken in der Kinderbetreuung auszugleichen“, so Tiedemann. Eine Bereitstellung von Betreuungsplätzen sei die zentrale Stellschraube, um die Arbeitszeiten von Müttern und Vätern zu erhöhen.

Prognose: Mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte bis 2049

Ähnlich schwierig ist die Lage in der Sozialarbeit und -pädagogik, in der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege. Personen, deren Angehörige wegen fehlender Fachkräfte nicht betreut werden können, stünden dem Arbeitsmarkt nur eingeschränkt zur Verfügung, so Tiedemann.

Wegen der Alterung der Bevölkerung sei auch hier mit steigendem Bedarf zu rechnen. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis 2049 mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden.

Die Experten sehen auch positive Entwicklungen. Die Ausbildungen zu Pflegefachfrau und -mann sowie Erzieherin und Erzieher verzeichnen laut Bundesinstitut für Berufsbildung die größte Zahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Der Bedarf an qualifiziertem Personal steigt der Studie zufolge jedoch schneller, als neue Fachkräfte nachkommen.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wird empfohlen, die Anreize für die Ausbildung in Gesundheits- und Sozialberufen weiter zu erhöhen.

Eine direkte Ansprache männlicher Beschäftigter könne ebenfalls dazu beitragen, Geschlechterklischees zu überwinden und mehr Männer für eine Tätigkeit in einem Gesundheits- oder Sozialberuf zu begeistern, so Tiedemann. (dpa/red)



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