Bewegender Abschied von Rouven Laur: Über 2.000 Menschen zollen dem Polizisten Respekt

2.300 Menschen waren am 14. Juni zur Trauerfeier für den vor zwei Wochen ermordeten Polizisten Rouven Laur ins Mannheimer Kongresszentrum gekommen, darunter viele Polizeibeamte und Politiker. Emotionaler Höhepunkt war der Vortrag eines Textes der Angehörigen durch einen befreundeten Bürgermeister.
In Gedenken an ihren tödlich verletzten Kollegen Rouven Laur ziehen Polizisten durch die Mannheimer Innenstadt.
In Gedenken an ihren getöteten Kollegen Rouven Laur zogen Polizisten am Vormittag des 14. Juni 2024 durch die Mannheimer Innenstadt.Foto: Uwe Anspach/dpa
Von 14. Juni 2024

Am Vormittag des 14. Juni 2024 hat im Mannheimer Kongresszentrum Rosengarten die Trauerfeier für den vor zwei Wochen getöteten Polizisten Rouven Laur stattgefunden. Nach Informationen des SWR nahmen etwa 2.300 Menschen daran teil.

Zu den Trauergästen gehörten unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) und Vertreter der baden-württembergischen Polizeibehörden.

Die Beamten hatten zumeist blaue Schleifen an ihren Revers befestigt – als Zeichen „gegen Gewalt gegen die Polizei, Gewalt gegen die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst und gegen die Blaulichtfamilie“.

Um Punkt 11:00 Uhr begann die Gedenkveranstaltung mit den getragenen Klängen des St. Thomas-Chorals von Pavel Stanek, intoniert vom Landespolizeiorchester Baden-Württemberg. Im weiteren Verlauf der Feier brachten immer wieder Künstler der Mannheimer Popakademie verschiedene Balladen zu Gehör.

Als erster Trauerredner fand der Mannheimer Polizeipfarrer Friedel Goetz lobende Worte für den jungen Polizeibeamten: „Toleranz war ihm wichtig. Aber auch, deren Grenzen zu verteidigen“, so Goetz. Sinnlosigkeit habe Rouven Laur nie gesehen: „Sein bejahender Lebensgeist soll auch uns begleiten“, mahnte Götz.

Auch andere Redner lobten später immer wieder die Freundlichkeit, Lebendigkeit, die Offenheit, den Humor und den Mut, den der stets hilfsbereite junge Polizist besessen habe.

Kretschmann: „Freiheit mit starker Hand durchsetzen“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erinnerte als zweiter Redner zunächst an das Gedenken am Ort des Geschehens vom vergangenen Freitag, an dem bereits Tausende Menschen unter freiem Himmel Abschied von dem ermordeten Polizisten genommen hatten.

Er beschrieb Laur als einen Menschen, der anderen stets „auf Augenhöhe begegnen wollte“. Deshalb habe der Polizist sogar nebenbei Arabisch gelernt. Bei seinem Tod handele es sich um eine „existenzielle Ungerechtigkeit“, so Kretschmann.

Laur habe sich für Freiheit, insbesondere für die Meinungsfreiheit eingesetzt. Diese „mit starker Hand durchzusetzen, das ist der Sinn von Staatsgewalt“, betonte der Ministerpräsident. Laurs Tod werfe Fragen auf:

Wie können wir unsere Polizistinnen und Polizisten noch besser schützen? Wie können wir solchen Tätern und Taten den Nährboden entziehen? Wie können wir Hass und Verblendung in unserer Gesellschaft entgegentreten?“

Strobl: Laurs Tod als Auftrag zur Entschlossenheit

Landesinnenminister Thomas Strobl schritt zu jener Uhrzeit zum Rednerpult, in der vor zwei Wochen auch der 29-jährige Polizist attackiert worden war. Wie Kretschmann versicherte auch er den Angehörigen und Freunden des Verstorbenen, dass das Land Baden-Württemberg den „Tod von Rouven nicht vergessen“ werde.

Sein Tod ist Auftrag, sich mit der gleichen Entschlossenheit, mit der er einen tödlichen Angriff gegen uns alle abgewehrt hat, denjenigen entgegenzustellen, die unsere Demokratie umbringen wollen.“

Die Tat vom 31. Mai 2024 werde „für immer das Davor und das Danach trennen“, so Strobl.

Befreundeter Bürgermeister verlas Text der Familie unter Tränen

Die wohl emotionalste Rede hielt Thomas Seidelmann, der Bürgermeister von Neckarbischofsheim im Kraichgau, der Heimatgemeinde des Verstorbenen. Rouven Laur sei ein Freund seiner eigenen Familie gewesen, erklärte der Kommunalpolitiker unter Tränen. Dann verlas er einen Brief, den die Familie des getöteten Polizisten verfasst hatte.

Demnach hätte Rouven Lauer es nicht gewollt, dass sich die Menschen nun „von Hass und Wut überwältigen“ ließen. Es liege jedoch nicht nur an den Menschen im ganzen Land, sondern „auch an der Politik, dass sich etwas ändert“, hieß es in der Würdigung. Die Angehörigen wollten nicht, dass, „wenn die letzte Träne getrocknet ist, alles zur normalen Tagesordnung übergeht“. Und weiter: „Schöpfen wir die Hoffnung, dass nun politisch wohlüberlegt reagiert und gehandelt wird“.

Mannheimer OB warnt vor Hass und verbaler Gewalt

Zuvor hatte der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) primär für mehr Dialog und mehr Offenheit für unterschiedliche Kulturen, für Respekt und Werte geworben. „Die vielleicht größte Gefahr der Gesellschaft ist der um sich greifende Hass und die verbale Gewalt“, so der OB. Der Applaus für Polizeibeamte, den er bereits vor einer Woche während der Gedenkstunde auf dem Mannheimer Marktplatz erlebt habe, mache ihm Mut. Er verstehe den Beifall als klare Botschaft an die Polizisten: „Wir sind dankbar, dass ihr für uns da seid“.

Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz erinnerte an die „großen Risiken“, die Polizeibeamte täglich eingingen, „damit wir sicher und frei leben können“. Dafür verdiene die Polizei „Respekt und Anerkennung, nicht Geringschätzung und teilweise auch Hass“. Die gesamte „Polizeifamilie“ in ganz Baden-Württembergs und über die Landesgrenzen hinaus trauere um Rouven Laur.

Danach traten noch einige frühere Kollegen Laurs auf, die den übrigen Trauergästen ihre Erinnerungen mit lobenden Worten und allerlei Anekdoten schilderten. Zum Abschluss der Trauerfeier wurde ein kurzer Film gezeigt, der die Trauer der Polizeikollegen thematisierte.

Der Polizeiausbilder Ralf-Peter Schwindt während der Würdigung seines ehemaligen Schützlings Rouven L. auf der Trauerfeier in Mannheim. Foto: Bildschirmfoto/SWR

Der Polizeiausbilder Ralf-Peter Schwindt während der Würdigung seines ehemaligen Schützlings Rouven L. auf der Trauerfeier in Mannheim. Foto: Bildschirmfoto/SWR

Am Vormittag waren einige Hundert Polizisten zu Fuß durch die Mannheimer Innenstadt in Richtung Wasserturm gezogen.

Ralf Kusterer, der stellvertretende Bundesvorsitzende und Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, sprach nach Informationen des SWR im Anschluss von einer „bundesweit beispiellosen“ Anteilnahme.

Der Mitschnitt der Trauerfeier ist auf der Website des SWR erreichbar. Auf YouTube ist auch eine Version von ntv zu sehen.

Hintergrund: Die Bluttat von Mannheim

Der 29-jährige Polizeihauptkommissar Rouven Laur war am Vormittag des 31. Mai 2024 von dem höchstwahrscheinlich islamistisch motivierten Attentäter Sulaiman A. (25) auf dem Mannheimer Marktplatz mit mehreren Messerstichen attackiert worden. Am Sonntag darauf erlag er gegen 17:03 Uhr den Folgen seiner schweren Verletzungen im Krankenhaus. Die Ärzte hatten zwei Tage lang um sein Leben gekämpft.

Am Tag des Attentats hatte es der 25-jährige Afghane ursprünglich auf den Islamismuskritiker Michael Stürzenberger abgesehen. Stürzenberger und sein Team wollten über die Gefahren des politischen Islam aufklären, wie sie es schon seit Jahren in ganz Deutschland tun. Doch dazu kam es an diesem letzten Maitag nicht. Während das Stürzenberger-Team noch mit dem Bühnenaufbau beschäftigt war, startete Sulaiman A. aus dem Nichts seine erste Messerattacke auf den Hauptredner. Die zum Schutz der Veranstaltung anwesenden Polizisten standen zu diesem Zeitpunkt einige Meter weit weg.

Nachdem zunächst Helfer und Passanten herbeigeeilt waren, um den Angreifer zu stoppen, stürzte sich schließlich Rouven Laur als Erster ins Gewühl. Sulaiman A. konnte sich befreien und stieß sofort von hinten auf den Polizisten ein. Erst ein Schuss aus der Dienstwaffe eines Kollegen setzte Sulaiman A. außer Gefecht.

Stürzenberger, das erste Opfer des Messerstechers, überlebte die Attacke schwer verletzt. Vier weitere Personen hatten sich beim Versuch, den Angreifer zu stoppen, ebenfalls Stich- und Schnittwunden zugezogen.

Über den Gesundheitszustand von Sulaiman A. ist auch zwei Wochen nach der Tat nichts bekannt: Weder die inzwischen ermittelnde Generalbundesanwaltschaft noch die Polizei Mannheim geben dazu Informationen heraus. Der zweifache Familienvater lebte im hessischen Heppenheim und soll sich in den vergangenen Jahren radikalisiert haben. Er war 2013 als Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Sein Antrag war abgelehnt worden.

Der Fall hatte internationales Entsetzen ausgelöst und eine Debatte um die Abschiebung islamistischer Straftäter neu entfacht.



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