Zukunftsbranche im Aufwind: Trumps Übergangsteam setzt auf Big Tech
Zentrale Positionen im Übergangsteam des designierten US-Präsidenten Donald Trump stehen mittlerweile fest. Eines der Muster, die sich darin abzeichnen, ist die starke Präsenz der Technologiebranche. Nicht nur die Unternehmer Elon Musk und Vivek Ramaswamy, die das neu geschaffene Department of Government Efficiency (DOGE) leiten werden, stehen für Big Tech in der künftigen Administration.
Einen kurzen Draht zur künftigen Regierung wird auch PayPal-Mitbegründer und Investor Peter Thiel haben. Er gilt als Mentor des designierten Vizepräsidenten JD Vance. Beim Bezahldienst kreuzten sich nicht nur Thiels Wege mit Elon Musk. Thiel war auch Mitbegründer des Softwareunternehmens Palantir, das Verteidigungs- und Geheimdienstprodukte herstellt. Auch David Sacks gehört zum PayPal-Kreis – und er wird im Weißen Haus zuständig sein für Kryptowährungen und Künstliche Intelligenz.
PayPal als Ausgangspunkte einer neuen konservativen Tech-Elite
An die Spitze der Wertpapier- und Börsenaufsicht SEC wird Paul Atkins dem scheidenden Vorsitzenden Gary Gensler folgen. Atkins hatte in früheren Jahren Unternehmen in Compliance-Fragen beraten. Er gilt Kryptowährungen und ähnlichen Innovationen gegenüber als aufgeschlossen. Die englischsprachige Epoch Times erwartet dadurch eine Aufhellung des derzeit als wenig freundlich geltenden regulatorischen Umfelds.
Das Verhältnis der US-amerikanischen Technologiebranche zu Donald Trump war nicht immer einfach. Als er im Jahr 2016 erstmals zum Präsidenten gewählt wurde, bekannten sich nur wenige öffentlich dazu, seine Agenda für die USA zu unterstützen. Einer von ihnen war Peter Thiel, ein anderer Robert Mercer, der als Großinvestor unter anderem Big-Data-Unternehmen wie Cambridge Analytica für Trumps Wahlkampf nutzbar machte.
Der überwiegende Teil von Big Tech war jedoch entweder linksliberal ausgerichtet oder zumindest darauf bedacht, für das eigene Geschäftsmodell keine Angriffsflächen zu bieten. Entsprechend gab es wenig Widerstände, als Staaten und NGOs zunehmend Druck auf Betreiber sozialer Medien oder Datendienste aufbauten. In der Anfangsphase der Biden-Regierung wechselten sogar mehrere Führungskräfte aus Technologieriesen in die Verwaltung.
Big Tech vollzieht 180-Grad-Wende in der Einstellung gegenüber Trump
Erst Elon Musk begehrte offen gegen die staatliche Einflusspolitik auf soziale Netzwerke und zunehmende staatliche Regulierungen. Sein Erwerb von Twitter und die anschließende Veröffentlichung der „Twitter Files“ wurden zum sichtbaren Ausdruck davon. Diese dokumentierten, wie massiv staatliche Akteure in den USA Technologieunternehmen bedrängten, die Verbreitung bestimmter Inhalte zu unterbinden. Ein Schwerpunkt war dabei die Zeit der Corona-Pandemie.
Später prangerten auch Akteure wie Meta-Chef Mark Zuckerberg die staatlichen Vorgaben an. Ein möglicher weiterer Faktor für einen Stimmungsumschwung innerhalb der Branche waren zunehmende Einschränkungen unter dem Banner des Datenschutzes. Zwar gingen diese in den USA nicht annähernd so weit wie die Datenschutz-Grundverordnung in der EU. Allerdings gab es auch in der Heimat von Amazon, Google & Co. stärkere Bestrebungen, um den Technologieriesen Beschränkungen aufzuerlegen.
Mittlerweile scheint es zwischen den größten Akteuren der Big-Tech-Branche und der künftigen Trump-Regierung keine Berührungsängste zu geben. In den Wochen nach Trumps Wahl sind Meta-CEO Mark Zuckerberg und Apple-CEO Tim Cook nach Mar-a-Lago gereist, um mit dem neuen Präsidenten zu speisen.
Zudem zeichnet sich ab, dass die Branche dort ein offenes Ohr für ihre Anliegen findet. Es kristallisiert sich heraus, dass eine Technologiepolitik, die den Unternehmen Freiräume für Innovation lässt und darauf bedacht ist, Konkurrenten wie China keinen Vorsprung zu ermöglichen, als zentrales gemeinsames Interesse darstellt.
Thiels Anti-College-Programm kommt auf höchster Ebene an
Die Liste der von Trump ernannten Personen mit einem Hintergrund in der Technologiewelt oder engen Verbindungen zur Technologiewelt ist noch länger. Ebenfalls am Übergangsprozess beteiligt waren der Investor und PayPal-Alumnus Joe Lonsdale, der ehemalige US-amerikanische Chief Technology Officer Michael Kratsios und Mark Andreessen, Mitgründer eines Beteiligungsunternehmens.
Jacob Helberg, Trumps Wunschkandidat für den Posten des Unterstaatssekretärs für Wirtschaftswachstum, Energie und Umwelt, war Berater des CEO von Palantir, Alex Karp. Helberg ist mit Keith Rabois verheiratet, einem weiteren PayPal-Mitarbeiter. Und Jared Isaacman, Raumfahrtunternehmer und Gründer des Zahlungsabwicklers Shift4 Payments, ist Trumps Kandidat für die Leitung der NASA.
Doug Burgum, der als Innenminister und Leiter eines neuen Nationalen Energierates in Betracht gezogen wird, begann seine Karriere bei Great Plains Software, einer Unternehmenssoftwarefirma, die schließlich von Microsoft übernommen wurde. Jim O’Neill, der als stellvertretender Minister für Gesundheit und Soziales infrage kommt, war Mitbegründer des Thiel Fellowship. Dieses finanziert junge Unternehmer und andere, die eine Alternative zum College suchen. Doricko von Rainmaker war ein Thiel Fellow.
„Progressive haben den Technologiefirmen ihre Loyalität nicht gedankt“
George Glass, der während seiner ersten Amtszeit von Trump als Botschafter in Japan und in Portugal ausgewählt wurde, hat die Tech-Bank Pacific Crest Securities mitbegründet, die den Börsengang von Facebook betreut hat. Troy Edgar, der während seiner ersten Amtszeit als stellvertretender Minister für Heimatschutz und Finanzvorstand ausgewählt wurde, ist derzeit leitender Angestellter bei IBM.
Andreessen war Großspender für das Super-PAC „Right for America“, das Donald Trump unterstützte. Er lobte den Einfluss von Big Tech auf die künftige Regierung in den USA und betonte, dass die Zeiten, in denen Big Tech auf progressive Politik als Verbündeten setzte, vorbei seien. Die Politik habe der Branche ihre Loyalität nicht gedankt. Auf X schrieb Andreessen:
„Big Tech hat sich ein Jahrzehnt lang abgemüht, um alles Erdenkliche zu tun, um der beste denkbare Verbündete der Progressiven zu sein. Im Gegenzug hat man sie mit unverhohlener Verachtung behandelt, täglich auf sie eingeprügelt und sie ans Kreuz geschlagen. Jetzt muss ein komplettes Umdenken stattfinden.”
Big Tech spent a decade doing everything possible to be the best conceivable progressive ally. They got treated with utter contempt, pounded daily, crucified in return. A full rethinking is required. pic.twitter.com/oc8xf39LWG
— Marc Andreessen 🇺🇸 (@pmarca) November 28, 2024
Doricko: Big Tech an der Macht als Akt später Gerechtigkeit
Augustus Doricko, der 24-jährige Gründer des Cloud-Seeding-Startups Rainmaker, übte scharfe Kritik an den „alten Eliten“ und machte sie für Stagnation und Verfall verantwortlich. Die vergangenen drei Jahrzehnte seien von Niederlagen geprägt gewesen. Die USA hätten unrechtmäßig den Irak zerstört und den gesamten Nahen Osten destabilisiert. Das Pentagon verbrenne Billionen von US-Dollar und die Staatsverschuldung explodiere.
Derweil seien immer mehr Menschen in den USA medikamentensüchtig oder entwickelten suizidale Tendenzen. In dieser Situation sei es nur gerecht, dass die Tech-Branche nun zu einem bestimmenden Faktor in den USA werde:
„Die Tech-Branche hat in den letzten zwei Jahrzehnten unbestritten den größten Wert aller Sektoren geschaffen, weil sie die innovativsten und fähigsten Leute des Landes angezogen hat, insbesondere die PayPal-Mafia.“
Attack. Attack. Attack.
Thiel broke down the gates for technologists. Stop apologizing and charge, headfirst.A blind man could see that the upcoming administration is stacked with „our guys“ from tech, specifically from Thiel’s camp. Some highlights:
– J.D. Vance, Vice…— Augustus Doricko (@ADoricko) December 15, 2024
Gegenüber der Epoch Times unterstrich er in einer Mitteilung, dass es begrüßenswert sei, welchen Einfluss die Branche nun habe:
„Wir sollten natürlich solche Leute in der Regierung haben wollen.“
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