Zugunglück in Ohio: Was ist passiert ? – Trump kündigt Besuch an
„Die Menschen in East Palestine brauchen Hilfe. Ich werde euch am Mittwoch sehen“, schrieb Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social. Zusätzlich veröffentlichte er eine Erklärung, in der er Joe Biden und die Katastrophenschutzbehörde FEMA dafür kritisierte, dass sie Hilfen bis zu Trumps Ankündigung, nach East Palestine zu reisen, zurückgehalten hatten.
Am Freitag, dem 3. Februar 2023, 20:51 Uhr Ortszeit – in Deutschland war es Samstag um 3 Uhr morgens – entgleiste der Zug 32N der Norfolk Southern Railway in East Palestine, Ohio, nahe der Grenze zu Pennsylvania. Der Zug hatte 150 Waggons, 20 davon waren mit Gefahrgut beladen.
Dabei brach ein Feuer aus, das mehrere Tage andauerte und die Umwelt kilometerweit stark belastete. Erst nach über einer Woche konnte der Brand am 12. Februar gelöscht werden. Das Unglück hinterließ ein Chaos ineinander verkeilter, rußgeschwärzter Waggons.
Seitdem sind zahllose Tiere verendet oder zeigen Krankheitssymptome. Neben Fischen und Vögeln sind auch viele Haustiere betroffen. Menschliche Todesopfer gab es nicht. Zahlreiche Personen klagen aber über eine Vielzahl von Beschwerden. Zeitweise waren über 2.000 Menschen im Umkreis von einer Meile, circa 1,6 Kilometer, evakuiert worden.
Erste Anzeichen der sich anbahnenden Katastrophe zeichneten bereits zwei Überwachungskameras in Salem – rund 30 Kilometer vor East Palestine – auf. Die Aufnahmen zeigen Funkenflug und kleine Flammen, die von einem Waggonachsenrahmen ausgingen. In der Nähe der Kameras befindet sich ein Hitzedetektor, der bei Bedarf Alarm schlägt. Ein weiterer Hitzedetektor befindet sich in East Palestine kurz vor der Entgleisungsstelle des Zuges.
Notbremsung kam zu spät
Einer dieser Detektoren löste eine Notbremsung aus. Es ist jedoch noch nicht klar, welcher der beiden es war. Die Nationale Behörde für Transportsicherheit NTSB hat den Datenschreiber des Zuges und die Audioaufzeichnungen erhalten. Diese werden in einem NTSB-Labor in Washington, D. C. analysiert. Die Behörde prüft auch, ob alle Detektoren korrekt funktionierten. Es wird erwartet, dass sie ihre vorläufigen Ergebnisse innerhalb von 30 Tagen veröffentlichen wird.
Von den 38 entgleisten Waggons waren zehn mit Gefahrgut beladen. Fünf davon enthielten gasförmiges Vinylchlorid, den Grundstoff für die Herstellung von PVC (Polyvinylchlorid). Weitere Wagen waren mit Ethylenglykolmonobutylether, Ethylhexylacrylat, Acrylsäurebutylester, Benzol und Isobuten und anderem Gut beladen.
Eine besondere Gefahr ging von den mit Vinylchlorid beladenen Waggons aus. Sie drohten durch die durch Feuer entstandene Umgebungswärme zu explodieren. Dabei wären Metallsplitter bis zu 1,5 Kilometer weit in die Luft geschleudert worden.
Um dies zu verhindern, entschieden sich die Einsatzkräfte vor Ort für eine kontrollierte Verbrennung. Dazu entleerten sie die mit Vinylchlorid beladenen Waggons und entzündeten das Gefahrgut. Es entstand ein weithin sichtbarer Rauchpilz, aus dem auch Schadstoffe in die umliegenden Ortschaften niedergingen.
Inzwischen werden sogar Schadstoffniederschläge und außergewöhnliche Gerüche aus dem rund 650 Kilometer entfernten Port Jervis im Landkreis Orange County des Bundesstaats New York gemeldet. Ob diese von dem Zugunglück stammen, wird zurzeit überprüft.
Hochgiftige Belastungen
Beim Verbrennen des Vinylchlorids entstand Chlorwasserstoff und Phosgen. Letzteres wurde im Ersten Weltkrieg als chemischer Kampfstoff verwendet. Bereits bei 3 ppm (Parts per Million) besteht Lebensgefahr. Auch Chlorwasserstoff ist sehr gefährlich. Beim Einatmen entsteht Salzsäure in der Lunge und führt zu schweren Verätzungen. Zudem könnten auch hochgiftige Dioxine entstanden sein.
Sil Caggiano, Gefahrgutexperte und pensionierter Feuerwehr-Bataillonsleiter aus Youngstown, 35 Kilometer von East Palestine entfernt, sagte in einem Interview mit „The Hill“: „Wir haben im Grunde eine Stadt mit Chemikalien in die Luft gejagt.“
Ein Fazit des Unglücks lässt sich seiner Meinung nach noch lange nicht ziehen. Hier gehe es um einen Zeitraum von bis zu zwanzig Jahren, in dem vermehrt schwere Erkrankungen wie beispielsweise Krebs auftreten könnten.
Caggiano empfahl daher jedem aus der Gegend in und um East Palestine, einen gründlichen Gesundheitscheck machen zu lassen, damit im Fall von gesundheitlichen Auswirkungen der Katastrophe entsprechende Unterlagen parat lägen, die diese belegen können.
Schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Aufmerksamkeit
In den Reaktionen auf die Ereignisse ging es vor allem um die Arbeitsbedingungen in der Branche und um Sicherheitsbedenken, beispielsweise das Fehlen moderner Bremssicherheitsvorschriften, die Einführung eines sogenannten Präzisionsfahrplans, die immer geringere Anzahl von Bahnmitarbeitern pro Zug sowie die größere Länge und das höhere Gewicht der Züge. Der Unglückszug 32N war 2,8 Kilometer lang und wurde von drei Lokomotiven gezogen. Kritiker wiesen darauf hin, dass die Eisenbahnunternehmen nicht in die Instandhaltung der Züge investieren würden, womit Unfälle vermieden werden könnten. Sie verwendeten ihr Geld lieber für Aktienrückkäufe, um mehr an Aktionäre ausschütten zu können.
Von den großen Medien kamen zunächst keine oder nur spärliche Reaktionen. Auch regierungs- und unternehmensseitig geschah wenig. Die Biden-Regierung ergriff lange keine Notstandsmaßnahmen, die Eisenbahngesellschaft Norfolk Southern Railway wiegelte ab und ergriff widersprüchliche Maßnahmen.
Informationen über die im Zug transportierten und durch den Unfall freigesetzten Gefahrstoffe gingen nur zögerlich ein. Die Bewohner East Palestines wurden zunächst evakuiert, konnten dann wieder in ihre Häuser zurück und wurden dann erneut evakuiert. Das Wasser wurde mal als trinkbar und dann wieder als gefährlich eingestuft. Die Ortschaften im näheren Umkreis von East Palestine wurden nicht in die Maßnahmen einbezogen, obwohl auch deren Bewohner über Unwohlsein, Hautausschlag, Kopfschmerzen, Übelkeit und Atembeschwerden berichteten.
Bürgerversammlung
Am 14. Februar 2023 erklärte der Gouverneur von Ohio, Mike DeWine, dass er nach der kontrollierten Freisetzung von Chemikalien keine Probleme für das Gebiet sehe und dass Präsident Joe Biden Bundeshilfe angeboten habe. DeWine war der Meinung, dass keine weitere Hilfe notwendig sei.
Am 15. Februar fand eine Bürgerversammlung mit Anwohnern und Vertretern von Stadt, Land und Bund statt. Aus Angst vor Gewalttätigkeiten schickte die Eisenbahngesellschaft Norfolk Southern Railway keine Mitarbeiter. Anwohner äußerten ihr Misstrauen gegenüber dem Unternehmen und der Regierung.
Am 16. Februar erklärte DeWine, dass er mehrere Bundesbehörden um Hilfe gebeten habe. Zudem sei seine Behörde von der FEMA darüber informiert worden, dass sie für Hilfen der Katastrophenschutzbehörde nicht infrage komme.
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