Zerstückelte Leichen in Kenia: Verdächtiger Mann festgenommen – er tötete 42 Frauen

Auf einer Müllhalde in Nairobi wurden zunächst die zerstückelten Leichenteile von mindestens acht Frauen gefunden. Das war erst der Anfang. Der Fund rückt die zunehmende Gewalt gegen Frauen in den Fokus – und eine mögliche Verstrickung der lokalen Polizei.
Grausiger Fund: Mindestens acht verstümmelte Frauenleichen auf Müllhalde in Nairobi
Der Leichenfund von mindestens acht Frauen auf der Mülldeponie im Mukuru-Slum von Nairobi verursachte große Aufmerksamkeit, am 12. Juli 2024.Foto: Simon Maina / AFP
Von 15. Juli 2024

Update: 33-Jähriger festgenommen

Nach dem Fund von mehreren verstümmelten Frauenleichen auf einer Müllhalde in Kenia hat die Polizei einen 33-jährigen Verdächtigen festgenommen.

Dieser habe im Verhör gestanden, 42 Frauen getötet zu haben, teilte die Polizei am Montag in Nairobi mit.

Der Festgenommene habe angegeben, sein erstes Opfer sei die eigene Ehefrau gewesen, sagte Mohamed Amin, der Leiter der Kriminalpolizei. Der Verdächtige habe sie erwürgt und zerstückelt – so wie später die anderen Frauen.

Auf die Spur kamen die Ermittler dem Mann über das Mobiltelefon seines letzten Opfers. Er lebte den Angaben zufolge nur 100 Meter von der Müllkippe entfernt.

Nach Angaben des Festgenommenen beging er die Morde zwischen 2022 und dem 11. Juli dieses Jahres. Es sei in dem Zusammenhang auch „ein zweiter Verdächtiger“ festgenommen worden, der im Besitz des Handys eines der Opfer gewesen sei. Weitere Angaben zu dieser Festnahme wurden nicht gemacht.

In seinem Haus wurden außer einer Machete und Plastiksäcken auch persönliche Gegenstände von Frauen gefunden. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme soll der Mann bereits wieder auf der Suche nach einem neuen Opfer gewesen sein.

Am 13. Juli wurden 15 gefunden

In Kenias Hauptstadt Nairobi entdeckte die Kriminalpolizei zunächst die verstümmelten Leichen von mindestens acht Frauen. Sechs von ihnen wurden am Freitag entdeckt; am Samstag fanden die Ermittler weitere Müllsäcke mit abgetrennten Körperteilen, die sie zwei anderen Opfern zuordneten.

Der Nachrichtensender „KTN News Kenya“ teilte in einem Videobericht mit, dass sich die Anzahl der Leichen inzwischen auf insgesamt 15 erhöht habe.

Es werde in verschiedene Richtungen ermittelt. Dies umfasse auch „mögliche Aktivitäten von Sekten und Serienmorde“, teilte die Kriminalpolizei mit. Auch eine mögliche Verwicklung der Polizei wollen die Behörden untersuchen. Mordermittler und Forensiker seien laut Medienberichten momentan damit beschäftigt, die Identität der Toten herauszufinden.

Gewalt gegen Frauen nimmt zu

Die Täter hätten die Leichen „stark zerstückelt und in Säcken verstaut“. Das teilte der amtierende Polizeichef Kenias, Douglas Kanja, am Sonntag, 14. Juli, auf einer Pressekonferenz mit. Die Beamten fanden die Leichen auf einer Müllhalde in einem verlassenen Steinbruch in Mukuru im Süden der Hauptstadt. Ganz in der Nähe der Müllhalde befindet sich auch eine Polizeistation.

„Die Leichen, die in Säcke gewickelt und durch Nylonseile gesichert waren, hatten sichtbare Spuren von Folter und Verstümmelung“, teilte die Behörde mit. Die Polizei geht auf Basis der bisherigen Untersuchungen davon aus, dass die bisher unbekannten Täter die Opfer vor rund zwei Wochen getötet haben.

Die jüngsten Morde an den Frauen reihen sich damit in eine Serie von Femiziden ein. Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der Tötung von Frauen oder Mädchen deutlich an. Zu Jahresbeginn kam es deswegen zu landesweiten Protesten in Kenia.

Wie aus einem Regierungsbericht hervorgeht, ist Gewalt gegen Frauen stark verbreitet: Mehr als 30 Prozent der Kenianerinnen werden im Laufe ihres Lebens Opfer von körperlicher Gewalt. 13 Prozent aller Kenianerinnen erleben sexuelle Gewalt.

Eine 26-jährige Frau kam Anfang Januar ums Leben. Der mutmaßliche Täter war offenbar Mitglied einer Erpresserbande. Diese nimmt über Dating-Websites mit den Frauen Kontakt auf. Kurze Zeit später traf es eine 20-Jährige. Die Behörden fanden sie erwürgt und zerstückelt.

Infolge von Ermittlungen wurden zwei Verdächtige festgenommen, eine Anklage blieb jedoch bis heute aus. Seitdem ereigneten sich in dem ostafrikanischen Land mehrere weitere Fälle, in denen Frauen das Opfer eines Gewaltverbrechens und ermordet wurden.

Auch Sektenmord möglich

Die Kriminalpolizei versicherte der Öffentlichkeit gründliche, rasche und umfangreiche Ermittlungen. Auch mögliche Aktivitäten von Sektenanhängern und Serienmorden sollen im Fokus stehen.

Im vergangenen Jahr entdeckten die Behörden in Kenia Massengräber in einem Wald in der Nähe der Küste des Indischen Ozeans. Dort lagen Leichen von Hunderten Anhängern einer Weltuntergangssekte.

Am Montag stand der Anführer der Weltuntergangssekte, Paul Nthenge Mackenzie, zusammen mit 94 Mitangeklagten vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, mehr als 400 Anhänger dazu angestiftet zu haben, sich zu Tode zu hungern, um Jesus zu begegnen. Er und seine Mitangeklagten werden in getrennten Verfahren wegen Mordes, Totschlags und Kindesmisshandlung angeklagt.

Ruto verurteilt Verbrechen

Kenias Präsident William Ruto, der wegen Massenprotesten unter Druck steht, äußerte sich am Samstagabend erschüttert über den Fund auf der Müllhalde. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, schrieb er auf dem Kurzbotschaftendienst 𝕏. Es gebe „keinerlei Rechtfertigung“ für solche Verbrechen.

Eine Koalition aus zivilgesellschaftlichen und Menschenrechtsgruppen erklärte mit Blick auf die Leichenfunde in Mukuru, es sei in Kenia insbesondere nach den jüngsten Anti-Regierungsprotesten ein Anstieg der Fälle zu beobachten, in denen Menschen auf ungeklärte Weise verschwinden oder entführt werden.

„Dies stellt eine schwerwiegende Verletzung der Menschenrechte dar und gibt Anlass zu ernsten Bedenken hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit in unserem Land“, erklärte die Gruppe.

Untersuchungen auch gegen die Polizei

Am Freitag versammelten sich Menschen am Fundort der Leichen und skandierten „Ruto muss weg“ – den Slogan einer von der jungen Generation angeführten Protestwelle. Berichten zufolge gab die Polizei Warnschüsse ab, um die Menge auseinanderzutreiben.

Die kenianische Polizeiaufsichtsbehörde IPOA kündigte an, sie werde auch untersuchen, ob die Polizei „in die Todesfälle verwickelt war oder es versäumt hat, diese zu verhindern“. Außerdem würden Vorwürfe untersucht, nach denen Demonstranten bei den jüngsten Protesten gegen die Regierung des ostafrikanischen Landes unrechtmäßig festgenommen worden seien und seither vermisst würden, hieß es.

Menschenrechtsgruppen werfen der kenianischen Polizei regelmäßig widerrechtliche Tötungen, insbesondere in ärmeren Vierteln, vor. Sie soll auch Killerkommandos betrieben haben, die auf Aktivisten und Anwälte angesetzt worden sein sollen, die mutmaßliche Übergriffe der Polizei untersuchten.

Die kenianische Polizei steht unter besonderer Beobachtung, seit bei den regierungskritischen Protesten im vergangenen Monat Dutzende Menschen getötet worden waren. Menschenrechtsorganisationen werfen der Polizei den Einsatz exzessiver Gewalt vor.

Es waren die heftigsten gewaltsamen Zusammenstöße in Kenia, seit das Land 1963 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt hatte. Präsident Ruto kämpft darum, die schlimmste Krise seiner Regierungszeit einzudämmen, die durch geplante Steuererhöhungen ausgelöst worden war. (Mit Material von AFP, dpa)



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