Zehntausende demonstrieren in Algerien gegen Staatschef Bouteflika
Eine wahre Menschenflut in Algier, Demonstrationen im ganzen Land: Bei den bisher größten Protesten gegen Staatschef Abdelaziz Bouteflika sind in Algerien am Freitag zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Der zentrale Platz in Algier war nach Angaben von AFP-Reportern ebenso überfüllt wie die umliegenden Zufahrtsstraßen. Ein führender algerischer Oppositionspolitiker wurde unterdessen in Genf festgenommen, als er versuchte, sich Zugang zu dem Krankenhaus zu verschaffen, in dem der 82-jährige Bouteflika derzeit behandelt wird.
Die seit Wochen andauernden Proteste richten sich gegen eine geplante fünfte Amtszeit für den 82-jährigen Präsidenten. Die Menschenmasse in Algier war deutlich größer als an den beiden vorangegangenen Freitagen. Autofahrer bekundeten mit Hupen ihre Solidarität mit den Demonstranten.
„Sie haben die Millionen, wir sind Millionen“, stand auf einem Plakat im Demonstrationszug in Algier. Der Marsch wurde von Rufen wie „Kein fünftes Mandat“ begleitet. Zu Demonstrationen kam es zudem in zahlreichen anderen Städten wie Oran und Constantine, wie die Nachrichtenwebsite TSA berichtete. Auch in Béjaia in der Region Kabylei sei eine „beeindruckende Menge“ zusammengekommen. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
Bouteflika hatte seine Landsleute am Donnerstag vor „Chaos“ angesichts der Massenproteste gewarnt. Seine Gegner protestieren seit dem 22. Februar fast täglich gegen seine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl am 18. April. Freitags sind die Kundgebungen besonders groß.
Bouteflika regiert das nordafrikanische Land seit fast zwei Jahrzehnten autoritär. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 hat er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und sitzt im Rollstuhl. Kritiker halten den gebrechlichen Staatschef daher für eine Marionette seines Umfeldes. Seit dem 24. Februar befindet er sich zu „Routineuntersuchungen“ in der Schweiz.
Der Geschäftsmann und Oppositionspolitiker Rachid Nekkaz wurde am Freitag vor dem Genfer Krankenhaus festgenommen, in dem der Präsident behandelt wird. Ihm werde Hausfriedensbruch vorgeworfen, weil er das Krankenhaus zu betreten versucht hatte, „obwohl ihm gesagt wurde, es nicht zu tun“, teilte die Genfer Polizei mit.
Nekkaz wollte eigentlich bei der Präsidentschaftswahl im April kandidieren, durfte aber als ehemaliger französischer Staatsbürger nicht antreten. Nun kandidiert sein gleichnamiger Cousin. (afp)
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