Xi Jingping spricht vom „Aufstieg des Ostens“ – Analystin warnt vor Chinas Griff nach Indien

Die historische Fehleinschätzung, die Indien gegenüber Peking hat, liege im mangelnden Verständnis über die Natur des KP-Regimes, sagt eine indische Expertin.
Titelbild
Indiens Premierminister Narendra Modi und Chinas Präsident Xi Jinping (R) in Hangzhou am 4. September 2016.Foto: Greg Baker/AFP via Getty Images
Von 20. Juli 2021

Als die Kommunistische Partei Chinas (KPC) am 1. Juli ihr 100-jähriges Bestehen feierte, sprach der chinesische Führer Xi Jinping von der „Verjüngung der chinesischen Nation“ und vom „Aufstieg des Ostens“.

Diese Aussagen sind ein Warnzeichen für die indische Analystin Namrata Hasija. Xi verwende schon seit einigen Jahren den Begriff „Verjüngung“ und meine damit eigentlich die Rückgewinnung sogenannter „verlorener Gebiete“, die eigentlich zu Indien gehören, so Hasija gegenüber Epoch Times.

Als Begründung für die chinesischen Besitzansprüche spreche Xi immer wieder von „unfairen Verträgen“, die von „ausländischen Mächten auferlegt“ worden seien. Damit würden nicht nur die beiden indischen Territorien Ladakh und Arunachal Pradesh gemeint, sondern auch das Südchinesische Meer, das Ostchinesische Meer, die Diaoyu-Inseln (auch Senkaku-Inseln genannt) und Taiwan, betont Hasija.

In Bezug auf Indien stellt Peking die 1914 zwischen Großbritannien und Tibet beschlossene McMahon-Linie infrage.

Jüngste Grenzkonflikte

Dass es vonseiten der KP Chinas nicht nur bei verbalen Drohungen bleibt und dass das Konfliktpotential zwischen Peking und Neu-Delhi groß ist, wurde durch zwei Zwischenfälle bestätigt. Im Juni 2017 standen sich die Armeen beider Länder in Doklam gegenüber. Im Dreiländereck zwischen Indien, Bhutan und China in der zentralen Himalaya-Region wollte Peking eine Straße für seine Belt and Road Intitiative (Neue Seidenstraße) errichten.

Aus der Doklam-Krise gingen zwei wichtige Dinge hervor: Erstens erklärte die Kommunistische Partei Chinas, die Anerkennung von Sikkim rückgängig zu machen. Der indische Bundesstaat im Nordosten des Landes grenzt an Tibet. Die Regierung Sikkims trat der indischen Union 1975 bei, lange nach der Unabhängigkeit Indiens von den Briten im Jahr 1947. Zweitens beabsichtige Peking, die Aufstandsbewegung im Nordosten Indiens an der Grenze zu China wieder zu unterstützen.

Im Juni 2020 gab es dann eine heftige militärische Konfrontation zwischen Indien und China im Galwan-Tal im Territorium Ladakh, die auf beiden Seiten Opfer forderte. Seit dem Galwan-Zwischenfall im letzten Jahr hätten laut Hasija die beiden Länder elf Treffen auf Kommandeursebene abgehalten. Beide Seiten hätten über einen militärischen Rückzug von der Grenze gesprochen, passiert sei aber nichts.

Aufrüstung und Infrastrukturprojekte

China rüste an der Grenze zu Indien massiv auf, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin des in Neu-Delhi ansässigen Zentrums für China-Analyse und -Strategie. Sie zitierte einen Bericht, wonach mindestens 448 militärische Ausrüstungsgegenstände wie Panzer und gepanzerte Mannschaftstransporter in der Nähe der tibetischen Kleinstadt Rudok an der Grenze zu Indien in Stellung gebracht worden seien.

Zu den von der KP Chinas geplanten Aktionspunkten zur „Verjüngung der chinesischen Nation“ gehörten auch Infrastrukturprojekte in Tibet wie Grenzflughäfen und 200 Grenzverteidigungsdörfer.

Dadurch werde der massive Einsatz der chinesischen Armee durch den schnellen Transport von Truppen und militärischer Fracht nach Tibet ermöglicht. Wegen Indiens langer Grenze mit China entlang der tibetischen Hochebene ist dies ein Vorgehen, das unmittelbar indische Sicherheitsinteressen berührt.

Konfliktpotenzial birgt auch der Dammbau des Regimes an grenzüberschreitenden Flüssen, die in Tibet entspringen und nach Indien fließen. Beispielsweise lässt Peking in Tibet einen massiven Damm am Fluss Yarlung Tsangpo und mindestens 17 weitere Dämme weiter flussabwärts bauen. Veränderungen am wasserreichsten Fluss Asiens, der in Indien Brahmaputra genannt wird, hätte Schätzungen zufolge Auswirkungen auf circa eine Milliarde Menschen.

Das Denken der KP Chinas verstehen

Die Geschichte seit Mitte des letzten Jahrhunderts, habe ein zurückhaltendes Indien erlebt und ein China, das Indien nie unterstützt habe, sagt Hasija.

Die Haltung Indiens sei durch eine Fehleinschätzung gegenüber China entstanden. Nach der Unabhängigkeit Indiens seien ausschließlich Kaschmir und Pakistan als Bedrohung betrachtet worden. Aus China erhoffte man sich Rückendeckung in dem Konflikt. Indien war daher das erste nicht-kommunistische Land, das die kommunistische Führung in China anerkannte.

Auch nach der Annexion Tibets seitens der KP Chinas und bei der Taiwan-Frage verfolgte Indien aus diesem Grund eine Politik der Beschwichtigung gegenüber dem chinesischen Regime, so Hasija. Peking sei Indien aber nie entgegengekommen.

Hasija glaubt, dass die indische Führung nicht in der Lage war, die Natur der kommunistischen Führung richtig zu verstehen. Es sei an der Zeit, genau auf die Taten der KP Chinas zu schauen, um weitere Fehleinschätzungen zu vermeiden. „Wir haben kaum in China-Studien investiert, wir haben nicht genug Stipendien, um Chinesen zu verstehen und zu kennen“, sagte sie.

Das Original erschien in The Epoch Times USA mit dem Titel: Xi Jinping’s Call for ‘Rejuvenation’ Means Taking Indian Territory: Analyst (deutsche Bearbeitung von mk)



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