MH370: Wrackteil wirft Fragen auf – und könnte Antworten geben
Noch warnen die Ermittler vor allzu großer Hoffnung. Doch selbst wenn die Klappe von der Boeing stammt: Welche Informationen könnte sie liefern?
Kann man anhand eines Wrackstücks auf den Flugzeugtyp schließen?
Ja. Für heutige Flugzeuge existieren ganze „Lebenslaufakten“, in denen lückenlos alle verbauten Teile inklusive ihrer Zulassung für den Luftfahrtbetrieb aufgeführt werden. Die Kontrollmechanismen in der Luftfahrt sind weitaus gründlicher ausgeprägt als etwa im Automobilbau. Die Hersteller der Bauteile wiederum haben lückenlose Nachweise für ihre Lieferketten und markieren ihre Produkte, damit sie nach dem Einbau konkret zugeordnet werden können.
Welche anderen Rückschlüsse kann man aus Wrackteilen ziehen?
Professionelle Unfallermittler können in Wrackstücken lesen wie in einem Buch. Bei den hochkomplexen Auswertungen und Analysen spielen selbst kleinste Hinweise auf den Zerstörungsgrad der Fundstücke oft eine große Rolle. Verrußte Stellen etwa, die auf Feuer hinweisen oder spezielle Bruchkanten und Verformungen, die auf Explosionen hindeuten, liefern wertvolle Hinweise auf die Unglücksursache. Flugunfalluntersuchungen dienen in erster Linie der Flugsicherheit, nicht der Rechtsfindung: Sie sollen Hinweise liefern, wie sich die Luftfahrt künftig noch sicherer machen lässt.
Welche Unglückstheorie um Flug MH370 ist nun am wahrscheinlichsten?
Der Zustand der gefundenen Flügelklappe kann bereits erste Hinweise darauf geben, ob das dazugehörige Flugzeug in der Luft auseinandergebrochen ist oder in einem eher flachen Winkel auf die Wasseroberfläche geprallt ist. Auf den Fotos des Wrackteils ist erkennbar, dass es offenkundig abgerissen wurde. Zudem ist es mit rund zwei Meter relativ groß. Eine gründliche Analyse des Teils, das offenbar seit langem im Wasser trieb, könnte daher die eine oder andere Theorie rund ums Verschwinden von MH370 eliminieren – vorausgesetzt, das Teil gehörte wirklich zur vermissten Boeing 777.
Könnte es Aufschlüsse geben über die letzten Stunden an Bord?
Nein, das kann nur die Black Box. Bekannt ist bislang nur: Die Maschine drehte zwischen Kuala Lumpur in Malaysia und der chinesischen Hauptstadt Peking ungeplant Richtung Westen ab. Sie flog laut indischen Aufzeichnungen entlang der Grenze zwischen Malaysia und Thailand und bog dann Richtung Süden ab. Aufgefangene Satellitensignale legen nahe, dass sie vermutlich noch sieben Stunden in der Luft blieb – also etwa, bis der Tank leer war. Das Kommunikationssystem der Boeing war abgeschaltet, deswegen gab es keinen Kontakt zu den Piloten. Der letzte Funkspruch um 1.19 Uhr aus dem Cockpit lautete: „Good night, Malaysian Three Seven Zero.“
Was sagt die Fundstelle über den Absturzort aus?
Leider sagt sie bisher lediglich aus, dass das gefundene Wrackteil mit Blick auf die letzten bekannten Signale vor dem mysteriösen Verschwinden von Flug MH370 im „richtigen“ Ozean trieb. Experten halten es zudem für plausibel, dass ein Wrackteil angesichts der Strömungsverhältnisse im Indischen Ozean durchaus bis zur Insel La Réunion treiben konnte. Kaum Aussagen sind so aber zur konkreten Absturzstelle möglich. Unklar ist bislang auch, wie lange die abgerissene Flügelklappe überhaupt schon dort lag.
Könnten noch weitere Wrackteile gefunden werden?
Meeresforscher halten es für wahrscheinlich, dass auf Madagaskar, Mauritius oder anderen Inseln in der Gegend weitere Teile angeschwemmt werden, sollte sich die MH370-Theorie bestätigen. Der größte Teil des Flugzeugs dürfte aber in mehreren Tausend Metern Tiefe auf dem Meeresboden liegen. Auch gehen längere oder anders gebaute Flugzeugteile bei hohen Wellen leichter zu Bruch. Ein zwei Meter langes Flügelteil kann wie ein Surfboard über das Wasser gleiten.
Gab es in der Region schon andere Flugzeugabstürze?
Ja. Der bekannteste war der Absturz des südafrikanischen Jumbo-Jets „Helderberg“ auf dem Flug von Taipeh nach Johannesburg. Die vierstrahlige Boeing 747-200 Combi der South African Airways (SAA) war am 28. November 1987 mit 159 Menschen an Bord nach einem Brand im Hauptdeck zwischen den Inseln Réunion und Mauritius ins Meer gestürzt. Der Absturz löste jahrelange Spekulationen und Verschwörungstheorien aus, obwohl die viele Monate später geborgene Black Box die dramatischen letzten Minuten des Fluges aufzeichneten.
(dpa)
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