Wollte Shamsud-Din Jabbar ursprünglich seine Familie töten? Offene Fragen nach Anschlag in New Orleans
Am Mittwoch, 1. Januar, kamen bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in New Orleans 15 Menschen ums Leben, mehrere Dutzend weitere wurden verletzt. Der Tatverdächtige, ein 42-jähriger US-Armeeveteran namens Shamsud-Din Jabbar, hatte am Neujahrstag einen Pickup-Lieferwagen auf der Bourbon Street in eine Menge gesteuert. Anschließend starb er bei einem Schusswechsel in dem Ausgehviertel French Quarter, bei dem auch zwei Polizeibeamte verletzt wurden.
Die Sicherheitsbehörden stuften die Todesfahrt bereits zeitnah danach als Terrorakt ein. US-Präsident Joe Biden informierte, Jabbar habe Stunden davor in sozialen Medien Videos geteilt. In diesen habe er geäußert, von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) inspiriert worden zu sein, und seinen Wunsch, Menschen zu töten, zum Ausdruck gebracht.
Unklarheiten über weitere Sprengsätze in New Orleans
Das FBI durchsucht zurzeit mehrere Immobilien, die mit Jabbar in Verbindung gebracht werden. Das Beweissicherungsteam der Bundesbehörde werde zudem, so heißt es in einer Erklärung, „weiterhin eingehend den Tatort untersuchen, um alle Beweise zu sichern“. Am frühen Donnerstagmorgen wolle man diesen den örtlichen Behörden übergeben.
In einer Pressekonferenz am Mittwoch wollte sich die verantwortliche FBI-Spezialagentin Alethea Duncan nicht darauf festlegen, ob der Tatverdächtige allein gehandelt habe. Man werde seine möglichen Verbindungen zu terroristischen Organisationen untersuchen. Im Fahrzeug von Jabbar habe man eine IS-Flagge, Waffen und einen improvisierten Sprengsatz gefunden. Es seien jedoch auch an anderen Stellen im French Quarter Sprengsätze aufgetaucht.
Jabbar lobte Armeezeit für Vermittlung von Disziplin und Führungsstärke
Der Tatverdächtige, der bei seinem Angriff offenbar Militärkleidung trug, hatte den Pickup-Truck, den er dazu verwendete, über die App Turo von einer Privatperson in Texas gemietet. Über diese wurde auch der Tesla-Cybertruck gebucht, der am Mittwoch bei einem mutmaßlichen Anschlag auf ein Trump-Hotel in Las Vegas zum Einsatz kam. Jabbar wurde laut „NBC-News“ in Beaumont, Texas, geboren, von 2006 bis 2015 stand er als Berufssoldat in den Diensten der Armee. Im Jahr 2009 wurde er nach Afghanistan verlegt.
Nach Ende seiner aktiven Laufbahn blieb er den Streitkräften noch bis zum Jahr 2020 als Reservist mit dem Fachbereich IT erhalten. Anschließend wurde er ehrenhaft entlassen.
In einem Video auf seinem mittlerweile offline genommenen YouTube-Konto äußerte Jabbar sich positiv über seinen Dienst in der Armee, wie CNN berichtete. Dieser habe ihn gelehrt, „was es bedeutet, reaktionsschnell zu sein und alles ernst zu nehmen, […], um sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft“. In dem Video war ein gerahmtes Poster mit dem fett gedruckten Wort „Disziplin“ zu sehen.
Vielseitige Qualifikationen – aber instabiles persönliches Leben
Jabbar hatte mehrere Abschlüsse im IT-Bereich erworben. Darunter befanden sich ein Associate-Abschluss am Central Texas College im Jahr 2010 und ein Bachelor-Abschluss an der Georgia State University. Später war er bei den Beratungsunternehmen Deloitte und Accenture in den Bereichen Geschäftsentwicklung und Datentechnik tätig.
Jabbar erwarb im Jahr 2019 eine Lizenz im Bereich der Immobilienwirtschaft. Diese lief 2023 aus. In den Jahren zwischen 2018 und 2021 hatte er eine Reihe von Kursen besucht. Diese befassten sich mit Vertragsrecht und Finanzen im Kontext von Immobilien. Laut Unterlagen ist Jabbar als Immobilienkaufmann und Mitarbeiter mehrerer Unternehmen in Texas und Georgia registriert, wie CNN berichtete.
Was tatsächlich zur Radikalisierung von Jabbar geführt hat und welches Motiv hinter dem Anschlag steckt, ist noch nicht geklärt. Es spricht einiges dafür, dass diese im persönlichen Bereich zu finden sind. Der spätere Attentäter war zweimal geschieden und hatte offenbar erhebliche Geldprobleme.
Kriminelle Vergangenheit beschränkt sich auf Diebstahlsfall im Jahr 2002
In einem seiner Videos vor der Tat hatte Jabbar über seine Scheidungen gesprochen. Er gab auch an, er hätte ursprünglich geplant, seine Familie zu einer „Feier“ einzuladen und sie dort auslöschen zu wollen, wie CNN berichtete.
Im Kontext seiner ersten Scheidung, die Jabbar selbst eingereicht hatte, hatte seine Ex-Frau ihn im Jahr 2012 auf die Zahlung von Unterhalt für Kinder verklagt. Das Gericht ordnete an, dass der IT-Spezialist Beträge zu bezahlen habe, die mit Fortdauer der Zeit stiegen.
Im Zusammenhang mit einer weiteren Scheidung erwirkte seine zweite Ehefrau im Jahr 2020 eine einstweilige Verfügung. Diese besagte, dass Jabbar seiner Ex-Frau gegenüber und gegenüber den gemeinsamen Kindern Drohungen, körperliche Gewalt oder andere Verhaltensweisen zu unterlassen habe. Gleiches verlangte das Gericht allerdings auch von der früheren Ehepartnerin. Die Ehe sei, so hieß es in der Begründung zum Scheidungsbegehren, „wegen Uneinigkeit oder eines persönlichen Konflikts unerträglich geworden“.
Eine kriminelle Vergangenheit weist Jabbar nicht auf – sieht man von einer neunmonatigen „gemeinschaftlichen Aufsicht“ ab, die ein Gericht in Harris County im Jahr 2002 anordnete. Der Betroffene habe sich damals des „Diebstahls von 50 bis 500 US-Dollar“ für schuldig bekannt.
Jabbar machte 2022 massive Geldprobleme geltend
Im Zuge des zweiten Scheidungsverfahrens machte Jabbar wiederholt finanzielle Engpässe geltend. In einer E-Mail vom Januar 2022 erklärte er, er sei mit Raten für die Hausfinanzierung in einem Umfang von 27.000 US-Dollar im Rückstand. Sollte ein angestrebter Scheidungsvergleich ausbleiben, wäre er „von der Zwangsversteigerung bedroht“, wie CNN berichtete.
Das von ihm gegründete Unternehmen Blue Meadow Properties habe im Jahr 2021 zudem etwa 28.000 US-Dollar verloren. Weitere Unternehmen, die er betreibe, hätten keinen Wert und außerdem habe er rund 16.000 US-Dollar an Kreditkartenschulden.
Ob und wie Jabbar mit dem IS in Verbindung gekommen ist, und ob er ein Einzeltäter ist, soll nun im Zuge der weiteren Untersuchungen geklärt werden. Der IS hatte bereits vor Adventsbeginn zu Terroranschlägen auf Weihnachtsmärkte und öffentliche Versammlungen aufgerufen.
Parallelen und Unterschiede zwischen Anschlägen von New Orleans und Magdeburg
In Magdeburg starben bei einem Anschlag mit einem Fahrzeug am 20. Dezember fünf Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Tatverdächtig ist in diesem Fall kein Dschihadist, sondern jemand, der sich ein radikaler Atheist und Islamgegner ausgegeben hat. Anders als Jabbar war dieser jedoch bereits im Vorfeld der Tat durch Drohungen und extremistische Social-Media-Beiträge aufgefallen.
Über Brüche im persönlichen Leben, die eine Radikalisierung begünstigt haben könnten, ist im Fall von Taleb A. noch wenig bekannt. Vieles deutet jedoch auf psychische Probleme hin. Der Psychiater, der in einer forensischen Einrichtung arbeitete, befand sich zum Zeitpunkt des Anschlags bereits seit mehreren Wochen im Krankenstand.
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