Wochenrückblick (Teil 3): US-Marines und Chinas Marine trainieren gemeinsam – in Brasilien

Kriminelle freigelassen, menschengemachter Meteoritenschauer und künftig 20 Euro Eintritt für Mykonos und Santorin. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 3.
Titelbild
Die „Blue Angels“ der US Navy bei einer Flugshow auf der America's Airshow 2023.Foto: Bill Chizek/iStock
Von 15. September 2024

Menschengemachter Meteoritenschauer

Die „DART“-Mission der NASA traf 2022 genau ins Schwarze: Am 26. September schlug sie planmäßig auf dem Asteroiden Dimorphos ein. Dabei veränderte sie die Bahn des Himmelskörpers nachhaltig – eine wichtige Erkenntnis für die planetare Verteidigung – und verursachte eine gewaltige Staubwolke. „Die DART-Kollision bietet eine seltene Gelegenheit, das Verhalten des ausgestoßenen Materials zu studieren“, sagte Michael Kueppers von der ESA, die mit der Mission „HERA“ den Einschlag ab 2026 untersuchen will. Erste Modelle zeigen indes, dass einige Staubteilchen sowohl Erde als auch Mars erreichen können – und als erster „vom Menschen gemachter Meteoritenschauer“ gegen Ende des Jahrzehnts in der Atmosphäre verglühen. (ts)

Kriminelle freigelassen

Britische Gefängnisse sind oft alt und marode. Die Regierung hat einige geschlossen; 34 Einrichtungen stammen aus dem 19. Jahrhundert oder früher. 2022 lebten 20,6 Prozent der Gefangenen in England und Wales unter überfüllten Bedingungen. Am 10. September entließ die Regierung nun in England und Wales rund 1.750 Gefangene, um die Überfüllung zu lindern. Gefangene wegen Sexualstraftaten, schwerer Gewalt, Terrorismus und häuslicher Gewalt blieben in Haft. Die neue Regelung SDS40 erlaubt die Entlassung von Häftlingen, die 40 Prozent ihrer Strafe verbüßt haben. Eine Folge: Die ohnehin überlastete Bewährungshilfe steht zusätzlich unter Druck. Martin Jones, Chefinspektor für Bewährungshilfe, erwartet, dass etwa ein Drittel der Entlassenen innerhalb eines Jahres wieder straffällig wird. Im Juli gab es insgesamt 88.862 Plätze, Anfang September waren 88.521 belegt. Bis Mitte der 2020er-Jahre sollen 18.000 neue Gefängnisplätze entstehen. (ks)

US-Marines und Chinas Marine trainieren gemeinsam

Seit 1988 veranstalten die brasilianischen Streitkräfte eine der größten multinationalen Militärübungen Lateinamerikas. Dieses Jahr findet „Formosa 2024“ vom 4. bis 17. September im brasilianischen Bundesstaat Goiás statt. Über 3.000 Soldaten aus verschiedenen Ländern nehmen teil. Absolutes Novum ist: Erstmals trainieren US-amerikanische und chinesische Truppen gemeinsam unter brasilianischer Leitung. Beteiligt sind das U.S. Marine Corps, das Marinekorps der chinesischen Volksbefreiungsarmee und die brasilianische Marine-Infanterie. Offizielle Ziele sind die Verbesserung der Zusammenarbeit, gemeinsame militärische Operationen und der Austausch über Taktiken und Strategien. Geübt werden Landungs- und Antilandungsmanöver sowie Angriffe von Kriegsschiffen an einer feindlichen Küste – mit scharfer Munition. Die letzte bekannte gemeinsame Übung von US- und chinesischen Marines fand 2016 statt, als China an der von den USA geleiteten Rim of the Pacific Exercise (RIMPAC) teilnahm. Damals entsandte China fünf Kriegsschiffe und etwa 1.200 Soldaten. Peking nimmt nun erstmals an Militärübungen auf brasilianischem Boden teil. Beobachter aus Argentinien, Frankreich, Italien, Mexiko, Nigeria, Pakistan und anderen Staaten haben sich angekündigt (ks)

Aale im Rückwärtsgang

Junge japanische Aale kennen einen Weg, um dem Magen eines Raubfisches zu entkommen: Mit ihrer dünnen Schwanzspitze voraus schlängeln sie sich zurück in die Speiseröhre und von dort weiter rückwärts durch die Kiemen in die Freiheit. Forscher der japanischen Universität Nagasaki konnten das Verhalten mit Video-Röntgenaufnahmen erstmals dokumentieren. Sie injizierten den jungen Aalen ein Kontrastmittel, um sie auf den Aufnahmen sichtbar zu machen.

Verschluckt und schon im Magen: Manche Aale überleben das, indem sie den Rückwärtsgang einlegen.

Verschluckt und schon im Magen: Manche Aale überleben das, indem sie den Rückwärtsgang einlegen. Foto: Yuha Hasegawa and Yuuki Kawabata/ Nagasaki University/dpa

Insgesamt beobachteten sie, wie 32 junge Aale zumindest teilweise verschluckt wurden. 28 davon versuchten, über die Speiseröhre zu entkommen. 9 gelang die Flucht. Die Flucht kann auch deshalb gelingen, weil die Raubfische ihre Beute zusammen mit Wasser rasch komplett verschlucken. Bleiben die Jungaale im Verdauungstrakt, dann haben sie noch drei bis vier Minuten, bevor sie sterben. Es sei denn, sie finden den Ausweg. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift „Current Biology“. (ks)

Lebensmittelfarbe macht durchsichtig

Mit einer Mischung aus Wasser und Tartrazin haben US-Forscher lebendes Gewebe durchsichtig gemacht. Als „E 102“ bekannt, färbt der Lebensmittelfarbstoff üblicherweise Chips und anderes gelb-orange, in Haut und Knochen verändert es Lichtbrechung und -beugung. „Für diejenigen, die die Physik dahinter verstehen, macht das Sinn; für andere sieht es aus wie ein Zaubertrick“, sagte Studienleiter Dr. Zihao Ou. Nach einem erfolgreichen Test mit einem Hühnerbrustfilet bestrich das Team Schädel und Bäuche von Mäusen, durch die sie wenige Minuten später Blutgefäße und innere Organe beobachten konnten. Der Prozess sei reversibel und sicher. Um ihn umzukehren, müsse man den verbleibenden Farbstoff abwaschen; was bereits in das Gewebe gezogen sei, werde vom Körper abgebaut und über den Urin ausgeschieden. Ob die Technik auch beim Menschen funktioniert, ist noch unklar, da unsere Haut dicker ist. (ger)

20 Euro Eintritt für Santorin und Mykonos

32 Millionen Touristen bereisten 2023 Griechenland. Sie sorgen für rund 13 Prozent des BIP, doch nicht alle sind angesichts des Massentourismus glücklich. Allein Mykonos empfing im vergangenen Jahr 749 Kreuzfahrtschiffe, durchschnittlich zwei Schiffe pro Tag. Santorin zählte seinerseits 1,3 Millionen Kreuzfahrtpassagiere, denen rund 15.000 Einwohner entgegenstehen. Künftig wolle man von den Gästen eine Gebühr von 20 Euro pro Person erheben, auf beiden Inseln. Premierminister Kyriakos Mitsotakis betont: „Griechenland soll nicht tourismusfeindlich wirken.“ Die neuen Maßnahmen sollen vielmehr den Andrang besser regulieren und gleichzeitig die Wirtschaft stützen. Andererseits, was sind schon 20 Euro mehr auf einer 2.000-Euro-Kreuzfahrt? (ts)

Süßigkeiten-Kraft und Limonade-Muskeln

Zu viel Süßigkeiten, Limonade und Fleisch, zu wenig Gemüse und Milch. Kinder bis fünf Jahre essen Tag für Tag mehr als doppelt so viele ungesunde Lebensmittel wie empfohlen. Ihre Energie kommt zu 25 bis 36 Prozent aus Süßigkeiten und Softdrinks, empfohlen werden maximal 10 Prozent. Dabei essen Jungen ungesunder als Mädchen. Die Auswertung der Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs (KiESEL) durch das Max Rubner-Institut ergab zudem, dass sie zu wenig Vitamin D und Jod aufnehmen. Bei Kleinkindern ist zusätzlich die Eisenzufuhr und bei Vorschulkindern die Kalziumzufuhr zu gering. Gesättigte Fettsäuren, Zucker und Proteine nehmen sie hingegen zu viel zu sich. (ks)



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