Wochenrückblick (Teil 3): Saugnapf statt Schiffstau: „Leinen los“ war einmal

Wölfe als Bestäuber und Mäuse demolieren Ampelanlage – mit vier Unfällen binnen fünf Tagen. Sitzt künftig nur noch ein Pilot im Cockpit? Und im Autobahnausbau gibt es de facto einen Baustopp. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 3.
Titelbild
Die rostigen Ankerketten der Fähre „Pride of Rotterdam“, die im Rotterdamer Hafen festgemacht hat. Diese fährt auf der Strecke Rotterdam-Hull.Foto: pidjoe/iStock
Von 1. Dezember 2024

Spielkarte für Riesen

3,00 × 2,02 Meter oder 1.162-mal größer als üblich: Das ist der neue Rekord für die weltweit größte Spielkarte. Erschaffen wurde die riesige Herzkönig-Karte vom britischen Spielkartenhersteller Rob Hallifax, der zuvor das kleinste Kartenset mit 5,0 × 3,6 Millimetern hergestellt hat. Doch die Überraschung liegt wahrlich im Detail, denn die Karte ist praktisch ein riesiges Fotomosaik aus Tausenden kleineren Schnappschüssen, die Fans aus aller Welt dem Briten zusandten. Gedruckt wurde die Karte am Stück mithilfe eines „Ultra-Großformat“-Druckers. Ob weitere Spielkarten künftig das Deck vervollständigen werden, ließ Hallifax offen. Doch eine Frage liegt noch auf der Hand: Welcher Riese soll diese Karte aus dem Ärmel schütteln? (kms)

Baustopp Straßenbau

De facto gibt es einen Baustopp beim Ausbau und der Instandhaltung des deutschen Autobahnnetzes. Der Autobahn GmbH fehlen für das Jahr 2025 rund 1,5 Milliarden Euro im Budget zur Umsetzung geplanter Projekte. 2024 gab die Gesellschaft zudem rund 300 Millionen Euro mehr aus als geplant, weil die Baukosten explodierten. Nun kann sich nur noch auf dringend notwendige Sanierungs- und Reparaturarbeiten konzentriert werden. Sämtliche Investitionen in neue Bauprojekte sind zunächst eingefroren. Innerhalb der Koalition in Berlin sorgt das Thema für Spannungen, Verkehrsminister Wissing gibt dem früheren Finanzminister Christian Lindner die Schuld, während andere dem Verkehrsministerium vorwerfen, zu sehr auf die Schiene und die Bahnsanierung zu setzen. (ks)

Ein Pilot statt zwei im Cockpit?

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) debattiert derzeit über Änderungen in der Flugsicherheit. Flugzeughersteller haben zwei Vorschläge eingereicht, um das Personal im Cockpit zu reduzieren. Der erste würde es einem Piloten erlauben, das Cockpit während der Reiseflugphase für eine Ruhe zu verlassen („erweiterter minimaler Besatzungsbetrieb“). Die zweite mögliche Änderung sieht vor, nur noch einen Piloten für die gesamte Dauer eines Fluges vorzuschreiben („Single-Pilot-Operations“). Technologische Entwicklungen wie Fernsteuerungen und autonome Systeme könnten Menschen Tätigkeiten abnehmen. Beides würde die Art des Flugbetriebs erheblich verändern.

Sitzt künftig nur noch ein menschlicher Pilot im Cockpit? Und der Rest wird ferngesteuert per Computer? Foto: carlosphotos/iStock

Piloten protestierten gegen die Vorschläge und starteten eine „OneMeansNone“-Kampagne. „Zwei Piloten im Cockpit waren schon immer eine Grundsäule der Flugsicherheit“, sagt Johan Danielsson, Abgeordneter der EU. Er nennt die potenziellen Regeländerungen „äußerst besorgniserregend“. Der zweite Vorschlag wird von der EASA derzeit nicht aktiv für kommerzielle Flüge in Betracht gezogen, schreibt „Euractiv“. (ks)

Saugnapf statt Schiffstau: „Leinen los“ war einmal

Bisher sichern Dockarbeiter Schiffe im Hafen manuell mit dicken Festmacherleinen, was als einer der gefährlichsten Jobs eines Hafens gilt. Das manuelle Festmachen erfordert zudem einen hohen Personal- und Zeitbedarf. Eine andere Lösung entwickelt das Korea Institute of Machinery & Materials (KIMM). Die Forscher nutzen ein System, welches mit Vakuumsaugnäpfen und einem hydraulischen Mechanismus Schiffe auf neue Art am Kai festmacht. Stählerne Arme kommen dazu aus der Kaimauer und pressen Saugnäpfe auf den Schiffsrumpf. Mittels Unterdruck fixieren sie das Schiff am Liegeplatz. Bewegungen durch Wellen, Ebbe und Flut und anderes gleichen die Freiheitsgrade der flexiblen Arme aus. 2025 erfolgt der Praxistest, anschließend können Häfen ausgerüstet werden. Besonders geeignet sind die Saugnäpfe für autonome Schiffe. (ks)

Mäuse demolieren Ampelanlage

In Vilshofen auf der Donaubrücke kam es binnen fünf Tagen zu vier Verkehrsunfällen an einer Ampel. Insgesamt wurden sieben Menschen verletzt. Der Grund des Dilemmas: Die Ampelanlage fiel wegen tierischen Bewohnern aus. Offenbar hatten sich Mäuse an der Steuertechnik zu schaffen gemacht und diese irreparabel beschädigt. Auf die Schnelle war es nicht möglich, eine mobile Ampelanlage zu organisieren. Daher wurde zum einen die Verkehrsführung geändert, zum anderen war eine Streife der Polizei vor Ort, um im Zweifelsfall den Verkehr zu regeln. Seit Techniker ein neues Steuergerät einbauten, ist der Spuk wieder vorbei. (ks)

Wölfe als Bestäuber

Viele Pflanzen können nur existieren, wenn ihr Fortbestehen durch fremde, oft tierische Bestäuber gesichert wird. Zu diesen zählen hierzulande vor allem Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, also Insekten, die sich von Nektar ernähren. Doch was den Insekten schmeckt, finden auch Äthiopische Wölfe (Canis simensis) verlockend süß. So beobachteten Biologen um Dr. Sandra Lai von der Universität Oxford, wie die junge und alte Wölfe auf ihrem Streifzug durch die afrikanische Wildnis bis zu 30 Blüten besuchten und von dem Nektar der Fackellilien (Kniphofia foliosa) naschten. Da sie ihre Schnauzen dabei tief in die Blüten stecken müssen, bleiben die Pollen an ihnen hängen und sie tragen sie somit zur nächsten Pflanze. Dieses bislang unbekannte Verhalten ist weltweit der erste Nachweis, dass auch Raubtiere als Bestäuber dienen können. (kms)

Äthiopische Wölfe (Canis simensis) haben gezeigt, dass auch Raubtiere als Bestäuber fungieren können. Foto: Lai et al. (2024), doi.org/10.1002/ecy.4470 | CC BY 4.0

Elektronensturm im Regensturm

Wolken sind mehr als Wassertröpfchen, sie weisen ein elektrisches Potenzial auf und haben daher eine gewisse Energie. Von Zeit zu Zeit entlädt sich diese in gewaltigen Stürmen. Einerseits können diese lokal verheerende Folgen haben, andererseits lassen sich ihre genauen Bahnen bis heute nur schwer vorhersagen. Abhilfe könnten Beobachtungen sogenannter Zypern-Tiefs schaffen. Dabei untersuchten Forscher um Roy Yaniv von der Hebräischen Universität Jerusalem, wie sich das elektrische Potenzial von Unwettern ohne Blitzen über dem Süden Israels entwickelt. Sie erkannten, dass nicht nur Staub, Nebel, Luftverschmutzung und Insektenschwärme Änderungen bewirken, sondern auch Regen und Gewitterwolken, und zwar in erheblichem Maßstab. Dies könne helfen, „Unwetterereignisse in Echtzeit vorherzusagen“, so Yaniv. In trockenen Tüchern ist das allerdings noch nicht, weitere Studien sind geplant. (ts)

Die ISS ist undicht

Neu ist diese Nachricht in Fachkreisen nicht, denn dass die in Teilen mehr als 25 Jahre alte Raumstation (mehr als) ein Leck hat, ist seit mindestens 2019 bekannt. Einig sind sich NASA und Roskosmos, dass etwas getan werden muss, bevor es „zu schlimm“ wird. Doch was „zu schlimm“ ist, ist unter den beteiligten Raumfahrtagenturen umstritten. Versuche, ein Loch in einem russischen Verbindungsmodul zu stopfen, waren nur bedingt erfolgreich. Nun warnen die Amerikaner vor einem „katastrophalen Versagen“, und dass das Leck das Ziel, die Station bis 2030 weiterzubetreiben, gefährde. Roskosmos widerspricht. Wie ernst es der NASA ist, zeigen Pläne, künftigen SpaceX-Missionen einen Extrasitz hinzuzufügen, für den Fall, dass Astronauten evakuiert werden müssen. Michael Barratt, Astronaut der NASA, sagte Mitte November: „Die Station ist nicht mehr die Jüngste, wir erwarten Verschleiß in diversen anderen Bereichen“. (ts)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion