Wochenrückblick (Teil 2): Medizinische Wüsten in Frankreich – „Es ist verboten, krank zu werden“

Michelin, das Symbol der französischen Industrie, schließt Werke in Frankreich und Deutschland. Ein bayerischer Verein druckt sich ein Vereinshaus im 3D-Druck – samt eigener Brauerei. Und in Thailand sollen Büchsen gegen Unfälle helfen. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 2.
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Im Hospital von Calais scheinen die französischen Notfalldienste zu funktionieren. Das ist nicht überall der Fall.Foto: Pixavril/iStock
Von 16. November 2024

Fast jedem 2. Unternehmen fehlen Aufträge

41,5 Prozent der deutschen Unternehmen haben im Oktober über fehlende Aufträge geklagt, Tendenz steigend. Das ist der höchste Stand seit der Finanzkrise 2009. Und schlimmer als in den Corona-Jahren. Besonders schwierig ist die Lage in der Industrie. Dort leidet fast jedes zweite Unternehmen unter fehlenden neuen Geschäften, so das ifo Institut. Bei metallverarbeitenden Betrieben sind es 68 Prozent, in der Auto- und Chemieindustrie 44 Prozent, im Handel klagen 65 Prozent über fehlende Aufträge. Im Einzelhandel sind es 56 Prozent, bei Dienstleistern 32 Prozent. Anders gesagt: Leiharbeiter sind derzeit weniger gefragt. Bei Rechts- und Steuerberatern sowie Wirtschaftsprüfern sieht es jedoch umso besser aus. (ks)

„Es ist verboten, krank zu werden“

Justine Guyot, Bürgermeisterin der französischen Gemeinde Decize mit rund 5.600 Einwohnern, erließ im Oktober einen symbolischen Erlass: „Es ist jedem Einwohner ausdrücklich verboten, krank zu werden, da er sonst aufgrund der wiederholten Schließung der Notdienste keine medizinische Versorgung erhält.“ Etwa 20 Bürgermeister „kopierten“ ihren Erlass. Humorvoll formuliert, ernster Hintergrund: Manche französische Regionen haben sich zu medizinischen Wüsten entwickelt, in denen es an Notaufnahmen und Ärzten fehlt. Im Januar 2023 wurde in der Region zwischen Dijon und Nevers sogar eine Luftbrücke eingerichtet, um mindestens einmal pro Woche acht Ärzte ins Krankenhaus von Nevers zu bringen. Speziell betroffen ist die Region Nièvre, wo es nur 68 Ärzte für 100.000 Einwohner gibt. Üblich in Frankreich sind 121. In Deutschland sind es statistisch 453 – in Flächenländern wie Brandenburg oder Thüringen jedoch weniger als 200. (ks)

Michelin, das Symbol der französischen Industrie

Reifenriese Michelin kündigt die Schließung von zwei Werken in Cholet und Vannes im Jahr 2026 an – da der Absatz von Reifen für Lkw und Transporter eingebrochen ist. 1.200 Jobs fallen weg. Der Konzern bereitet auch die Schließung von zwei Werken in Deutschland bis Ende 2025 vor; die Betriebe in Karlsruhe und Trier fallen weg, in Homburg (Saarland) wird die Produktion von Neureifen und Halbfertigprodukten eingestellt. Insgesamt sind in Deutschland mehr als 1.500 Arbeitsplätze betroffen.

Brennende Reifen vor dem Michelin-Werk in Cholet. Michelin schließt seine Werke in Cholet und Vannes bis 2026, die Konzernleitung teilte die Schließung am Morgen des 5. November 2024 den 1.254 Beschäftigten mit. Foto: Jean-Francois Monier/AFP via Getty Images

Die Michelin-Gruppe setzt auf High-End-Reifen und hat einen Umsatz von 28 Milliarden Euro, mehr als 130 Standorte und 132.500 Mitarbeiter weltweit (Ende 2023). 2021 begann eine neue Welle des Stellenabbaus in Frankreich, während parallel Riesenfabriken in Polen, Spanien, Brasilien, China oder Thailand entstehen. Arbeitskräfte und Know-how werden verlagert. Bis 2050 will Michelin nur noch Reifen aus nachwachsenden oder recycelten Materialien herstellen. Erst 2023 hat Michelin 42 Millionen Euro vom Staat erhalten, hauptsächlich über den Steuerkredit für Forschung. (ks)

Killerwale voll Gift

Schwertwale und Schwermetalle verbindet auf den ersten Blick nichts. Kanadische Forscher haben jedoch herausgefunden, dass vor der kanadischen Atlantikküste lebende Wale und Delfine mit hohen Konzentrationen giftiger Chemikalien belastet sind, die dem Immunsystem und der Fortpflanzung der Tiere schaden. Dies geht aus Hautproben von 50 Tieren sechs verschiedener Arten hervor, in denen Chemikalien wie polychlorierte Biphenyle (PCB) und chlororganische Pestizide (wie DDT) nachgewiesen wurden. Diese Stoffe sind zwar seit den 1980er-Jahren verboten, doch ihre stabile chemische Struktur ist nach wie vor in der Umwelt vorhanden. Wale, die große Beutetiere verschlingen, seien im Gegensatz zu Bartenwalen, die sich von kleinen Krill ernähren, stärker betroffen, so die Forscher. (kms)

Büchsen gegen Unfälle

Für Europäer wirkt der Straßenverkehr in ostasiatischen Ländern häufig wie das blanke Chaos. Speziell in Thailand sind knapp 30 Prozent aller Kollisionen Auffahrunfälle – meist bei hohen Geschwindigkeiten mit mehr als 60 Kilometern pro Stunde.

Straßenverkehr in Bangkok, Thailand. Foto: chaaaru/iStock

Um die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Menschen zu reduzieren, haben britische Forscher der Universität Cranfield wieder verwendbare „Crash-Boxen“ aus rund 12.000 mit Kokosfasern gefüllten Aluminiumdosen gebaut. Bei einem Aufprall würden sich diese Dosen zerdrücken, wodurch ein erheblicher Teil der Aufprallenergie absorbiert und das Verletzungsrisiko für Fahrer und Fahrgäste verringert werde. (ts)

Vereinshaus im 3D-Druck

Erst sah es wie grauer Blätterteig aus, nun steht schon weit mehr als der Rohbau. Der Remmeltshofener Brauchtumsverein hat sich ein Vereinshaus aus dem 3D-Drucker gebaut. Für den ersten Stock brauchten sie zwei Wochen, für das Dach wenige Tage. Im September setzten die Remmeltshofener im Landkreis Neu-Ulm die Dachbalken. Im Oktober war das rote Ziegeldach drauf. Das Ziel von Matthias Walk, dem ersten Vorsitzenden des Vereins, und seinen Freunden ist ein Vereinsheim mit eigener Brauerei. Einen Treffpunkt für viele, da es im Ort keine Gaststätte mehr gibt. Ihr eigenes Bier soll Axtbräu heißen. Bis zum Sommer 2025 folgen noch Fenster, Wärmedämmung und PV-Anlage – und das Vereinsleben kann beschwingt in die Vollen gehen. (ks)

Wie macht ein Batteriespeicher Gewinne?

324 weiße Würfel, sogenannte „Cubes“, gehören zu einem der bislang größten Batteriespeicher Deutschlands. Gegen Entgelt nehmen Speicher wie dieser in Arzberg überschüssigen Strom ab, um ihn später weiterzuverkaufen. Regional gesehen kann das Projekt der Schweizer MV Storage AG den bayerischen Landkreis Wunsiedel 12 Stunden lang mit Strom versorgen, wenn er voll geladen ist. Der Batteriespeicher kann über ein eigenes Umspannwerk sofort überschüssigen Strom aufnehmen oder ihn im Netz einspeisen. Für die 200 Megawattstunden werden große Lithium-Ionen-Akkus, die „Cubes“, genutzt. Normalerweise sind die Batterien zwischen 40 und 60 Prozent geladen, um jederzeit reagieren zu können. Zur Eröffnung kam Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern. Anfang 2025 soll die Anlage auch an das reguläre Netz angeschlossen werden. (ks)

Hochgeschwindigkeitszug fährt zu früh

Mit einem ungewöhnlichen Rezept hat die italienische Bahn ihre Pünktlichkeitsbilanz verbessert – für einige Fahrgäste jedoch zu schnell. Am 8. November staunten Fahrgäste in Rom, als sie erfuhren, dass ihr Hochgeschwindigkeitszug nach Genua bereits abgefahren war. Er fuhr fast eine Stunde zu früh. Wegen Bauarbeiten auf der Strecke entschied die staatliche Bahngesellschaft, den Zug vorzeitig starten zu lassen, um die geplante Ankunftszeit einzuhalten. Der Zug war halb leer, viele Fahrgäste hatten die Bahnmeldungen dazu nicht rechtzeitig gelesen. (ks)

Nachricht aus dem All – „Alien-Signal“

Viele Jahre fragten Forscher „Ist da wer?“ in die Weiten des Alls. Seit Mai 2023 stellt sich zudem die Frage, ob wir die Nachricht einer fremden intelligenten Spezies überhaupt entschlüsseln könnten. Damals sendete eine Marssonde der ESA, Radiodaten zur Erde, in denen sich eine „Alien-Botschaft“ verbarg. Drei Radioteleskope zeichneten das Signal auf, in dem Interessierte binnen zehn Tagen die codierte Botschaft identifizierten. Über ein Jahr später entdeckte ein Vater-Tochter-Team aus den USA fünf Aminosäuren in den Daten. Somit können wir eine „Alien-Botschaft“ decodieren – zumindest jene von Menschen erdachte –, doch mit dem Verstehen hapert es noch. Oder um es mit den Worten der „irdischen Außerirdischen“ der ESA zu sagen: „Jetzt, wo das kryptische Signal entziffert wurde, beginnt die Suche nach seiner Bedeutung.“ (ts)



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