Wochenrückblick (Teil 2): Italien reaktiviert Kernkraft, Obstbauern sprechen von Totalausfall

Das Kfz-Gewerbe fordert die Rückkehr zum Prinzip „Straße finanziert Straße“ – nur ein Drittel der Einnahmen der Steuern und Abgaben, die Autofahrer zahlen, werden wirklich für die Straßen genutzt. Italien reaktiviert Kernkraft, es gibt nun fliegende Tennisprofis und Uruguay verlangt Miete von den USA – in Riad. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 2.
Titelbild
In diesem Jahr ist die Obsternte in Deutschland ziemlich mau.Foto: Joseph Sorrentino / iStock
Von 20. Juli 2024

Sturm im Teeglas

Britische Wetterexperten haben herausgefunden, dass der Sturm Ciaran im Herbst 2023 die Kochtemperatur von Wasser in Teilen Südenglands gesenkt hat. Aufgrund des niedrigen Luftdrucks während des Sturms lag die Siedetemperatur bei nur 98 Grad Celsius statt der üblichen 100 Grad Celsius. Dies beeinträchtigte die Qualität des Tees für etwa 20 Millionen Menschen, da Wasser unter 98 Grad Celsius nicht den vollen Geschmack aus Teeblättern extrahieren könne, erklärt Caleb Miller, Doktorand der University of Reading. „Wie viele Briten brauche ich meine morgendliche Tasse Tee. […] Aber dass ein Sturm die Temperatur des kochenden Wassers außerhalb des empfohlenen Bereichs für die Zubereitung eines anständigen Tees bringt, habe ich nicht erwartet.“

Fliegende Tennisprofis

Rafael Nadal und Roger Federer sind als zwei der größten Tennisspieler der Welt in die Geschichte des Sports eingehen. Nun werden ihre Namen auch in der Wissenschaft verewigt, denn zu Ehren der Spitzensportler wurden zwei neue Insektenarten nach ihnen benannt. Wie die thailändischen Insektenforscher und Tennisfans mitteilten, tragen künftig zwei Wespenarten die Namen „Troporhogas rafaelnadali“ und „Troporhogas rogerfedereri“. Die beiden neuen Wespen sind sechs Millimeter lang, haben schwarze, weiße und orangefarbene Muster und wurden in zwei großen thailändischen Nationalparks gefunden. „T. rogerfedereri und T. rafaelnadali sind parasitoide Wespen, deren Larven ihre Wirte von innen auffressen“, erklärt Studienleiter Buntika Areekul Butcher. Ob die beiden Wespen ebenso talentiert Tennis spielen können, ist unklar.

Rückkehr zum Prinzip „Straße finanziert Straße“

Marode Infrastruktur? Über Lkw-Maut, Kfz-Steuer sowie die Steuern und Abgaben auf Kraftstoffe zahlen Autofahrer jährlich die gewaltige Summe von rund 70 Milliarden Euro an den Staat. In Autobahnen und Bundesstraßen investiert Deutschland hingegen jährlich rund 8,4 bis 8,65 Milliarden. Zusammen mit den Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen flossen 2019 insgesamt rund 22 Milliarden Euro in die gesamte Straßeninfrastruktur. Das entspricht etwa einem Drittel der Einnahmen aus kraftverkehrsspezifischen Steuern und Abgaben. Arne Joswig, Präsident des Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe fordert daher, zum Prinzip „Straße finanziert Straße“ zurückzukehren. Investitionen für marode Brücken und Straßen sollten um rund eine Milliarde Euro aufgestockt statt gekürzt werden. Bis 2032 sind über 10.000 Brücken zu modernisieren. Straßen seien die „Lebensadern unserer Volkswirtschaft und für eine bezahlbare Mobilität der Menschen und der Wirtschaft in unserem Land unerlässlich“. Nach Einschätzung des Verbandes wird sich Mobilität mittelfristig weiterhin zu einem Großteil auf der Straße abspielen.

Pakistan leidet derzeit in einigen Regionen unter einer Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 53 Grad Celsius – wer kann, sucht eine Abkühlung am Strand von Karatschi (18. Juli 2024). Foto: Rizwan Tabassum/AFP via Getty Images

Uruguay will Miete von USA – für einen Parkplatz in Riad

Uruguay hat entdeckt, dass es seit 42 Jahren ein 2.751 Quadratmeter großes Grundstück im diplomatischen Zentrum von Riad, Saudi-Arabien, besitzt. Die gegenüberliegende US-Botschaft nutzt dieses als Parkplatz. Nun versucht Uruguay, Miete einzutreiben. Vor 42 Jahren kaufte die uruguayische Regierung das Grundstück für 280.000 US-Dollar, um irgendwann eine eigene Botschaft zu bauen. Nun verhandeln beide Seiten über einen Mietvertrag, wobei rechtliche Hürden bestehen. Nach Botschafter Nelson Chaben darf das Grundstück laut Kaufvertrag nicht vermietet werden, was die Verhandlungen kompliziert. Ein vorläufiger Vertrag sieht eine jährliche Pacht für maximal drei Jahre vor, mit einer monatlichen Miete von 2.000 US-Dollar. Obwohl Uruguay das Land besitzt, mietet es weiterhin eine Residenz als seinen diplomatischen Sitz. Es zahlt 5.000 Dollar pro Monat für ein Gebäude in Riad. Ein eigenes Botschaftsgebäude baute Uruguay nie.

Italien reaktiviert Kernkraft

Italien hat sein letztes Kernkraftwerk vor 35 Jahren stillgelegt. Nun hat ein Evaluierungsprozess zur Wiederaufnahme der Kernenergie in den Energiemix des Landes begonnen, so der italienische Energieminister Gilberto Pichetto Fratin. Am 14. Juli gaben die Behörden bekannt, dass ein neues Gesetz zur Wiederbelebung der Kernkraft in Arbeit ist. Es ermöglicht Investitionen in kleine modulare Kernreaktoren, die innerhalb eines Jahrzehnts in Betrieb gehen könnten. Bis 2050 soll der Anteil der Kernenergie am gesamten Stromverbrauch Italiens mindestens 11 Prozent betragen. Erneuerbare Energien wie Wind und Sonne könnten „nicht die Sicherheit bieten, die wir brauchen“. Italien strebt einen späteren Anteil von Kernenergie von 20 bis 22 Prozent an.

Obstbauern: Totaler Ernteausfall

Kirschen, Pflaumen, Äpfel und Birnen: Obst in Hofläden oder gar zum Selbstpflücken wird es in diesem Jahr kaum geben. „Frostschäden massivster Art“, so Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), haben flächendeckende Folgen. In Brandenburg rechnen Obstbaubetriebe beispielsweise bei der Kirschernte nur mit 110 Tonnen – ein Rückgang um 650 Tonnen verglichen mit anderen Jahren. Özdemir hat bei der Europäischen Kommission Krisenhilfen für deutsche Obst- und Weinbauern gefordert. Deutschland sei übergangen worden – während Finanzhilfen von insgesamt 77 Millionen Euro für Landwirte in Österreich, Tschechien, Polen und Portugal bereits freigegeben wurden. Insgesamt schätzt das Agrarministerium die Verluste „auf mindestens 210 bis 254 Millionen Euro“. Schäden gibt es flächendeckend in Sachsen, punktuelle in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland. Lediglich bei Heidelbeeren erwarten die Obstbauern noch eine überwiegend normale Ernte.

Ein Mähdrescher bei der Ernte – während der Weizenernte auf einem Feld in der Region Kiew am 16. Juli 2024. Foto: Anatolii Stepanov/AFP via Getty Images

Mit Antibiotika kommt eher das Asthma

Kinder, die bereits in frühen Jahren häufig Antibiotika erhalten, scheinen ein höheres Risiko für langfristiges oder gar chronisches Asthma zu besitzen. Dies lassen neue Forschungsergebnisse von australischen Forschern von der Monash University vermuten. Entscheidend sei vor allem, dass Antibiotika den Darm und die darin lebenden Darmbakterien stört. Betroffen sei vor allem die Produktion des Moleküls IPA, das für einen langfristigen Schutz vor Asthma entscheidend ist. Um dies künftig zu verhindern, könnte Kleinkindern parallel zum Antibiotika auch ein Nahrungsergänzungsmittel mit IPA verabreicht werden, so die Forscher um Prof. Ben Marsland. Weltweit sind über 260 Millionen Menschen von Asthma betroffen, wovon jährlich etwa 455.000 Menschen sterben.

1.000-fach schnellere Kommunikation

Seit Beginn der Raumfahrt nutzen Satelliten Radiowellen, um „nach Hause zu telefonieren“. Bei der Übertragung der heutigen Datenmengen stößt die Technik nach fast 70 Jahren Raumfahrt jedoch an ihre Grenzen. Während am Boden Glasfaserkabel für höhere Übertragungsraten sorgen, ist dies im Weltall nur mittels präzisem Laser möglich. Genau dies gelang jüngst australischen Forschern im Austausch mit einem deutschen Satelliten, dem „fliegenden Laptop“ der Uni Stuttgart. Zumindest in der außerirdischen Kommunikation ist Lichtgeschwindigkeit damit keine Utopie mehr. Darüber hinaus könne eine auf einem Lieferwagen montierte Empfangsstation Gigabit-Kommunikation sogar an Orte bringen, die durch Naturkatastrophen vom Rest der Welt abgeschnitten sind.

Mensch kann guten Einfluss auf Artenvielfalt haben

Aus einem Datensatz von weltweit gesammelten Pollen haben Forscher der Universität York herausgelesen, dass der Mensch seit 12.000 Jahren seine Umwelt veränderte. Insbesondere in bewaldeten Gebieten erhöhte der menschliche Eingriff die Artenvielfalt, etwa in Europa. In Afrika und Südamerika war der Effekt hingegen eher negativ. Vermutlich, weil es einfacher ist, Bäume zu fällen, um Platz für neue Arten zu schaffen, als eine Wüste erblühen zu lassen. Besonders mit dem Beginn des Ackerbaus und der Sesshaftigkeit wichen dichte Wälder mit der Zeit offeneren Landschaften. „In Europa führten traditionelle landwirtschaftliche Methoden mit geringer Intensität, die über mehrere Jahrtausende hinweg praktiziert wurden, zu einem höheren Niveau der biologischen Vielfalt“, erklärt Studienleiter Jonathan Gordon. „Es ist zwar richtig, dass die viele Aussterbefälle seit 1500 vom Menschen verursacht wurden, aber über längere Zeit sind die Auswirkungen des Menschen auf die lokale und regionale biologische Vielfalt in vielen Gebieten positiv.“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion