Wochenrückblick (Teil 1): Die ISS verliert Luft
Dirndl, Lederhose, Bier und Taiwan
Auch auf Taiwan gab es ein Oktoberfest mit Hofbräubier und All-you-can-drink. Eingeladen hatte das German Trade Office Taipei. Beim größten deutsch-taiwanischen Networking-Event des Jahres mit authentischem deutschem Essen, Bier sorgte die Band Münchner Buam für gute Stimmung. Den traditionellen Anstich des Fasses übernahm Andreas Hofem, stellvertretender Generaldirektor des Deutschen Instituts in Taipeh, zusammen mit der Generalmanagerin. Bei den Taiwanern und ihren Unternehmern kam das Fest gut an – es war ausverkauft trotz Eintrittspreisen von 92 Euro pro Person oder 740 Euro für einen Achtertisch. (ks)
Die Dosis macht das Glück
In allen Kulturen und Gesellschaften haben die Menschen eine enge Beziehung zu Vögeln und Bäumen. Für viele Stadtbewohner sind sie ein Tor zur Natur. Ihre Anwesenheit besitzt die Kraft, Stress abzubauen und für Erholung und Entspannung zu sorgen, was gut für die seelische Gesundheit ist.
Für Forscher um Rachel Buxton von der Carleton University in Kanada sollten Architekten daher künftig für Städte mehr Natur einplanen. In ihrer Studie zeigen sie, dass viele Bäume und Vögel das Wohlbefinden von Stadtbewohnern deutlich erhöhen und das Risiko für psychische Krankheiten minimieren – getreu dem Motto: „Viel hilft viel.“ (ger)
Ein-Photon-Quantenrechner ohne Kühlung
Der kleinste Quantencomputer der Welt braucht nur ein einziges Lichtteilchen als Rechner, ein einziges Photon. Das Photon kann trotzdem komplexe mathematische Aufgaben lösen und Primzahlen mit dem Shor-Algorithmus knacken. Möglich ist das, weil das Photon 32 Dimensionen aufweist, also verschiedene optische Modi. Noch dazu passt die gesamte Technik des Ein-Photon-Quantenrechners in eine Box so groß wie ein Schuhkarton und muss nicht gekühlt werden. Letzteres ist ein riesiger Vorteil gegenüber anderen Quantenrechnern, die mit supraleitenden Quantenpunkten oder Lasern, die Atome und Ionen fangen, arbeiten. Kern des überraschenden optischen Rechners ist ein Lichtteilchen, das Hao-Cheng Weng und Chih-Sung Chuu von der Tsinghua University in Taiwan durch Wellenleiter und Glasfaserringe in verschiedene zeitabhängige Zustände versetzen. Diese zusätzlichen Zeiten vertreten verschiedene Dimensionen, in denen Daten codiert und gespeichert werden können. Die Physiker halten ein multidimensionales Photon als Rechnerbasis für besser kontrollierbar als Laserimpulse. Und sie wissen: 32 zeitliche Zustände sind nur der Anfang. Es gibt bereits kommerzielle Modulatoren, die ein Photon in über 5.000 Zeiten prägen. (doi: 10.1103/PhysRevApplied.22.034003) (ks)
Schwarzarbeit? Ist der Ausdruck rassistisch? Darüber diskutierte jüngst die Nationalversammlung in Paris. Der Abgeordnete Frédéric Maillot (Partei La France Insoumise) lehnt das Wort „schwarz“ ab, da es negativ besetzt sei. Er bevorzugt „verdeckte Arbeit“. Der Begriff Schwarzarbeit erscheint in Artikel 3 des Haushaltsgesetzes 2025, das gerade in Abstimmung ist. Woher kommt der Begriff?
„Schwarz arbeiten“ stammt aus dem Mittelalter. Wie Valérie Gontero-Lauze vom Centre interdisciplinaire d’étude des littératures d’Aix-Marseille erklärt, „bestimmte die katholische Religion alle Aspekte des täglichen Lebens“, mit sechs Arbeitstagen und einem Ruhetag. Nachtruhe war Pflicht, nächtliche Arbeit verboten. „Schwarzarbeit“ bezeichnet somit „illegale Arbeit, die nicht toleriert wird, weil sie nachts ausgeübt wird, und jede andere nicht deklarierte Arbeit“. Auch der Ausdruck „Schwarzmarkt“ leitet sich direkt davon ab. (ks)
ISS undicht
Zwar soll Elon Musk im Auftrag der NASA für ein sicheres, irdisches Ende der ISS sorgen und ein passendes Fahrzeug dafür bauen, doch ob dann ein Bewegen der ISS möglich ist, steht in den Sternen. Derzeit ist unklar, ob die ISS eine „kontrollierte De-Orbit-Phase“ durchführen kann. Die ISS ist bereits ein Jahrzehnt älter als geplant. Sie zeigt ihre Altersmüdigkeit und hat ein wachsendes Leck im russischen Zvezda Service Module, einem Transfertunnel. Dieser Tunnel, installiert im Jahr 2000, wird unter anderem als Zugang zu einem russischen Frachtdock verwendet. Durch das Leck verliert die Station Luft. Laut NASA ist die Station derzeit für die elf Astronauten an Bord sicher. Doch sind die amerikanischen Astronauten angewiesen, sich bei geöffneter Zvezda-Luke zwingend auf der amerikanischen Seite der Station aufzuhalten und auf eine schnelle Evakuierung vorbereitet zu sein. Im Kontext des Lecks gibt es 50 „kritische Bereiche“. Bisher haben russische Methoden, eine „Kombination aus Dichtmitteln und Flicken“, gehalten. Obwohl das Problem schon länger bekannt ist, ist die genaue Ursache unbekannt. NASA und Roscosmos konnten sich bisher noch nicht einigen, wann die Leckrate als „unhaltbar“ angesehen wird. (ks)
Eine wahre Sage
Es gibt viele Sagen aus aller Welt, deren Wahrheitsgehalt unbekannt ist. Anders ist dies bei der 800 Jahre alten nordischen „Sverris Saga“. Laut ihr soll bei einem kriegerischen Überfall im Jahr 1197 n. Chr. eine Leiche in den Brunnen des Schlosses Sverresborg, Norwegen, geworfen worden sein, um das Wasser und die Einwohner zu vergiften. Tatsächlich fanden Archäologen dort bereits 1938 ein Skelett. Moderne Untersuchungen der Knochen zeigen nun, dass der „Brunnenmann“ vor etwa 900 Jahren, also zur Zeit des Überfalls, starb. Bei dem Toten handelt es sich um einen 30 bis 40 Jahre alten Norweger mit blauen Augen und blondem bis hellbraunem Haar. „Dies ist das erste Mal, dass eine Person, die in diesen historischen Texten beschrieben wird, tatsächlich gefunden wurde“, erklärt Professor Michael Martin von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim. (kms)
Priis fir Dialeggdschwädzer 2024
Im Neuen Schloss Stuttgart wurde jüngst der Landespreis für Dialekt verliehen. Es gingen 330 Beiträge in den Kategorien Junge Generation, Literatur, Lied/Musik, Kabarett/Comedy/Live-Performance/Bühnenkunst, Film sowie Neue Medien ein.
Eine ehrenamtliche Jury zeichnete zusammen mit der Landesregierung und dem Dachverband der Dialekte Baden-Württemberg 20 Einzelpersonen und Gruppen aus. Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreichte die Landespreise. Dialekte „schaffen ein Gefühl der Zugehörigkeit und sind ein gesprochenes Zeichen unseres kulturellen Reichtums. Diesen Schatz gilt es zu bewahren – und ich bin dankbar, dass sich so viele Menschen dafür einsetzen“, sagte Ministerpräsident Kretschmann. Insgesamt erhielten die Gewinner ein Preisgeld von 60.000 Euro. In jeder Kategorie wurde ein Hauptpreis von 5.000 und zwei Förderpreise von 3.000 und 2.000 Euro vergeben. Künftig wird der Landespreis alle zwei Jahre vergeben. Merci mol an alli, wo mitgemacht hen. (ks)
Mann oder Frau
Am 1. November trat das neue Selbstbestimmungsgesetz in Kraft. Damit können intergeschlechtliche, transgeschlechtliche und nicht binäre Menschen mit einer einfachen Erklärung beim Standesamt vom Mann zur Frau oder von der Frau zum Mann werden. Betroffene konnten sich bereits seit 1. August bei den Standesämtern anmelden. Nach der Anmeldung gibt es eine dreimonatige Wartezeit, bis der Geschlechtseintrag tatsächlich angepasst wird. Bis Ende August hatten deutschlandweit rund 15.000 Menschen eine solche Änderung angemeldet. Die Ampelkoalition rechnet in ihrem Gesetzentwurf mit ungefähr 4.000 Fällen pro Jahr. (ks)
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