Wochenrückblick: Polen schließt einen Krieg mit Russland nicht aus – deutsche Wirtschaft als Risiko für die Schweiz (Teil 1)
Neue Zollkontrollen
Die polnische Grenze wird „so dicht sein wie noch nie“, sagt der stellvertretende Landwirtschaftsminister Michał Kołodziejczak nach einem Besuch der Grenzübergänge Dorohusk und Hrubieszów zur Ukraine. Um den Inlandsmarkt vor einer Unterwanderung durch ukrainische Produkte zu schützen, wurden strengere Kontrollen für landwirtschaftliche Produkte eingeführt. Seit 2022 führen ukrainische Waren auf dem Agrarmarkt zu Problemen, dazu zählen Getreide, Geflügel, Eier, Zucker, gefrorenes Obst, Raps, Wein und Apfelsaft. Polen ist einer der global wichtigsten Exporteure von Apfelsaft. Viele der ukrainischen Waren sollen Polen nur im Transit durchqueren und nicht auf den polnischen Markt gelangen. Ukrainische Bauern müssen sich nicht an die strengen EU-Vorschriften für die Landwirtschaft halten und können auch Pflanzenschutzmittel verwenden, die in der EU verboten sind. Beides macht deren Produkte billiger, auch qualitativ schlechter.
Magnetschwebebahn für Berlin?
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner plädiert für eine bessere Anbindung der Außenbezirke – per Magnetschwebebahn. Im inneren S-Bahn-Ring sei das Angebot des ÖPNV sehr gut, auch die Strecke zum BER – doch anderswo nicht unbedingt. „Wir müssen auch Stadtteile erschließen, die bisher nicht erschlossen sind. Da fallen mir auf Anhieb einige Gebiete ein, in denen die Magnetschwebetechnik echte Abhilfe schaffen könnte“, sagte Wegner Ende 2023. Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner begrüßt die Idee, jedoch seien „noch viele offene Fragen zu klären“. Zunächst muss eine Machbarkeitsstudie her. Das Bundesverkehrsministerium rechnete 2021 bei Verwendung der Magnetschwebebahn TSB (Transport System Bögl) mit Kosten von 20 bis 25 Millionen Euro pro Kilometer. Das entspricht etwa dem, was beim Bau einer Straßenbahn anfällt. Zum Vergleich: Ein Kilometer U-Bahn kostet 140 bis 160 Millionen, ein S-Bahn-Abschnitt bis 50 Millionen. Die Firma Bögl spricht bei der reinen Bauzeit in Fertigteilbauweise von weniger als zwei Jahren – ohne Regierungsbeschluss und Planfeststellungsverfahren. Bögl betreibt seit 2021 Teststrecken auf seinem eigenen Firmengelände in Sengethal (Oberpfalz) und in Chengdu (China). Was sagt der BUND dazu? Er nennt es ein „Phantasieprojekt aus Beton“ ohne „sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz“.
125 Wochen – 878 Tage
Oleg Kononenko hat am 4. Februar nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos auf der Raumstation ISS mit bislang mehr als 878 Tagen im All einen Weltrekord aufgestellt. Der 59-jährige Kosmonaut ist derzeit zum fünften Mal auf der ISS. Kononenko, der Kommandeur der Kosmonauten bei Roskosmos ist, übertraf damit den bisherigen Rekord aller anderen. Bis zum Ende seines aktuellen Aufenthalts auf der ISS bis 23. September werden auf Kononenkos kosmischem Konto mehr als 1.000 Tage stehen. Er flog 2008 das erste Mal zur ISS.
Flaute in der Schweiz
Für die Schweizer Wirtschaft ist die deutsche Wirtschaft zu einem Risikofaktor geworden. Deutschland ist einer der wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Stockt es in Deutschland, zieht es andere mit sich. Die Ausfuhren der Schweiz sanken um 1,2 Prozent auf gut 274 Milliarden Franken (258 Milliarden Euro). Gestiegene Zinsen, Preisdruck und geopolitische Unruhen führen zur Flaute, so die Schweizer Ökonomen der UBS. Es erinnere sie an die Situation der 2000er-Jahre nach dem Platzen der Dotcom-Blase. Eine Branche fuhr jedoch weiterhin Rekorde ein: die Uhrenhersteller. Diese legten um 7,6 Prozent auf 26,7 Milliarden Franken (24,85 Milliarden Euro) zu und waren besonders beliebt in Asien und den USA. Insgesamt bescheinigen Ökonomen der Schweizer Industrie künftige härtere Zeiten, Kurzarbeit und auch abwandernde Jobs.
Wie groß kann ein PDF sein?
Ein PDF kann laut Adobe Acrobat nicht nur A4-Seiten, sondern Dokumente bis zur Größe von 15 Millionen x 15 Millionen Zoll erstellen – 381 Kilometer x 381 Kilometer. Das behauptet zumindest Wikipedia. Alex Chan, PDF-Kennerin, machte sich aus Neugier daran, ein PDF zu erstellen, das größer ist als die Fläche Deutschlands. Sie studierte die innere Struktur von PDF-Dateien und stellte fest, dass die Größenbeschränkung von der PDF-Software stammt. Mit einigen Einstellungsänderungen bei den /MediaBox- und /UserUnit-Werten trieb sie die Dinge auf die Spitze – und erstellte PDF-Seiten, die größer waren als die ganze Erde. Das reichte ihr noch nicht. Sie landete schließlich bei einem PDF, welches das gesamte beobachtete Universum umfasst – etwa 37 Billionen Lichtjahre. Sie warnt davor, diese technischen Kuriositäten auszudrucken.
Glashersteller Ritzenhoff
In vielen Haushalten stehen Trinkgläser des Glasherstellers Ritzenhoff – mit bunt dekorierten Wölfen, Hirschen, Vögeln oder Blumen. Ende Januar hat das traditionsreiche Unternehmen einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung eingereicht. Das Unternehmen beschäftigt rund 430 Mitarbeiter, der Jahresumsatz lag bei 60 Millionen Euro. Ursache für die Insolvenzverfahren sind laut Firma die hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie die Nachwirkungen der Maßnahmen der Corona-Pandemie. Das laufende Geschäft geht währenddessen weiter.
English – wie ein Virus
„English only“ – der Trend breitet sich von trendigen Lokalen und Restaurants in Schweizer Städten und Touristenorten aus. Es sind vor allem die Jüngeren, die auf Englisch setzen. Bei den 12- bis 24-Jährigen wurde im Jahr 2019 Englisch von fast 75 Prozent mindestens einmal wöchentlich gesprochen, geschrieben oder gehört. 2014 waren es 62 Prozent. Seither dürften die jungen Englischsprachigen noch mehr geworden sein. Ältere Menschen verwenden Englisch weniger regelmäßig und häufig. Auch an den Gymnasien dominiere Englisch vor Schweizerdeutsch, Französisch oder Italienisch. Daniel Elmiger, der für eine Studie der Universität Genf die Sprachen untersuchte, spricht in der NZZ von einer „schleichenden Anglisierung des Unterrichts“, auch an Berufsschulen.
Alle halten zusammen: Die „Jökelaner“
Bester Ausbilder im Handwerk 2023 wurde das Familienunternehmen Jökel Bau, gegründet 1887 als „Reparaturbetrieb“ mit zwei Maurern. Die Firma wurde bereits mehrfach mit Auszeichnungen bedacht: als bester Arbeitgeber in der Baubranche und Sieger des Deutschen Baupreises. 2015 erhielt es als erstes Bauunternehmen überhaupt den Ludwig-Erhard-Preis. Ihr Geheimnis: Die Begeisterung ihrer mittlerweile 170 Mitarbeiter zu wecken. Für Peter und Stefan Jökel, die in der fünften Generation die Firma im Rhein-Main-Gebiet führen, ist klar, dass sie mit Freude zur Arbeit gehen wollen, „und das können wir nur, wenn unsere Mitarbeiter diesen Spaß an der Arbeit mit uns teilen.“ Die Jury fand unter anderem ihre Initiativen wie die „Hochhinausbildung“, den azubi_bau, die Nacht der Ausbildung oder auch die Onlineplattform „Dein erster Tag“ interessant. Es gibt zusätzliche Förderungen für Azubis, einen Sprachkurs „Deutsch als Fremdsprache“, die Übernahme der Kosten von Lkw-Führerschein, der Meister- oder Technikerschule, Leistungsprämien – und auch den Lorenzo-Treff mit Tischkicker und Co. Gebaut wird obendrein gut – sie wurden 2009, 2011, 2014, 2019, 2020 und 2023 „Deutschlands Kundenchampion“.
Polen vs. Russland
Der polnische Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz schließt einen drohenden Krieg mit Russland nicht aus. Polen müsse sich auf einen solchen Krieg vorbereiten. Der konservative Politiker erklärt: „Ich rechne mit jedem Szenario und nehme die schlimmsten am ernstesten. Das ist die Aufgabe eines Verteidigungsministers in der Situation, in der wir uns heute befinden.“ Sein Ministerium habe bereits mit konkreten Vorbereitungen begonnen. Geprüft würden unter anderem Lücken in der Bewaffnung – große Rüstungsbeschaffungen seien zwar sehr wichtig. Doch die individuelle Ausrüstung jedes einzelnen Soldaten müsse ebenso ernst genommen werden. Im Rahmen der gemeinsamen Verteidigung der Europäischen Union werde Polen eine sehr bedeutende Rolle spielen, das wisse auch die EU-Kommission, so der Minister.
„Made in Germany“ schwächelt
Gegenüber 2022 sank der deutsche Export von Produkten 2023 um 1,4 Prozent auf 1.562,1 Milliarden Euro. Noch stärker verringerten sich die Importe mit einem Minus von 9,7 Prozent auf 1.352,5 Milliarden Euro. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Jahr 2022 erreichten die Ausfuhren „Made in Germany“ auch in Folge von Preiserhöhungen noch einen Rekordwert. Genau beziffern lassen sich jene Preiseffekte nicht, diese Daten erheben die Statistiker beim Außenhandel nicht. Besonders deutlich war die Schwäche zum Jahresende. Deutschland lieferte im Dezember Waren im Wert von 125,3 Milliarden Euro ins Ausland – 4,6 Prozent weniger als im Dezember 2022. Die Einfuhren verringerten sich innerhalb eines Jahres um 12,4 Prozent auf 103,1 Milliarden Euro.
Wenn die Aufträge fehlen
Etwa jede dritte Firma klagt über fehlende Aufträge. In der Industrie meldeten im Januar 36,9 Prozent der Industriefirmen fehlende Aufträge. Bei den Dienstleistern waren es 32,1 Prozent. Laut dem Münchner ifo-Institut steigen die Zahlen. Vor einem Jahr waren es in Industrieunternehmen 20,9 Prozent, bei den Dienstleistern lag der Anteil vor vier Monaten bei 29,3 Prozent. In der Industrie sind insbesondere die energieintensiven Branchen getroffen. Im Papiergewerbe liegt der Anteil bei knapp 54 Prozent, in der Metallerzeugung und -bearbeitung bei 53,3 Prozent, in der chemischen Industrie bei 40,6 Prozent. Werden jedoch Großaufträge im Verarbeitenden Gewerbe einbezogen, dann sieht es nach Angaben des Statistischen Bundesamts anders aus – denn im Dezember wurden außergewöhnlich viele Flugzeuge bestellt. Im Bereich des sonstigen Fahrzeugbaus (Flugzeuge, Schiffe, Züge etc.) waren die Auftragseingänge in dieser Branche daher im Dezember 2023 mehr als doppelt so hoch (+110,9 Prozent) wie im Vormonat. Zusätzlich wirkten sich Großaufträge in den Bereichen Herstellung von Metallerzeugnissen (+18,0 Prozent) und Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (+38,7 Prozent) positiv auf das Gesamtergebnis aus. In den gewichtigen Bereichen Automobilindustrie (-14,7 Prozent), Maschinenbau (-5,3 Prozent) und chemische Industrie (-3,7 Prozent) ging der Auftragseingang hingegen zurück.
Bonn und Berlin
Je nachdem, wie man zählt: Bonn gilt als Deutschlands Bücherhauptstadt, weil es die meisten Bibliotheken und Buchhandlungen pro 100.000 Einwohner hat. Für seine rund 331.000 Einwohner gebe es 64 Bibliotheken, 32 Buchhandlungen und zehn Secondhand-Buchläden. Pro 100.000 Einwohner sind das 32 Einrichtungen. Es folgen Münster (20) und Leipzig (18). Auf dem letzten Platz liegt Berlin mit sieben Einrichtungen pro 100.000 Einwohner. Anders gezählt: Berlin hat rein zahlenmäßig die meisten Bibliotheken (114), Buchhandlungen (126) und Secondhand-Buchläden (16) für seine 3,76 Millionen Einwohner (2022). Mit 256 Einrichtungen dieser Art liegt die Stadt an der Spitze. Es folgen Hamburg (182) und München (178). Die geringste Auswahl an Bibliotheken, Buchhandlungen und Secondhand-Buchläden findet sich mit 38 in Bochum. Der Vergleich der 20 größten deutschen Städte stammt vom Online-Secondhand-Buchhändler Bookbot.
Glasfaser statt Kupfer
In zwei deutschen Städten wird das Kupfernetz der Bundesnetzagentur im Rahmen eines Pilotprojektes abgeschaltet – DSL ist nicht mehr verfügbar. Auch nicht bei anderen DSL-Anbietern. Kunden werden orientiert auf Glasfasertarife oder Kabel-Internet-Anschlüsse. Zunächst wird im Stadtteil Biebrich in Wiesbaden, Hessen, sowie Bad Salzungen, Thüringen, umgestellt. Laut Bundesnetzagentur werden alle betroffenen DSL-Kunden kontaktiert. An dem Pilotprojekt nehmen die Telekom, 1&1, O2 und Vodafone teil; im September soll ausgewertet werden.
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