Wochenrückblick: Kamele in Kühe verwandeln, jeder fünfte junge Erwachsene hat keinen Beruf (Teil 2)
Jeder Fünfte hat keinen Beruf
Fast jeder fünfte junge Erwachsene (19,1 Prozent) im Alter zwischen 20 und 34 Jahren in Deutschland hat keinen Berufsabschluss. 2,86 Millionen haben laut dem Statistischen Bundesamt keine formale Qualifikation. 2021 waren es 2,64 Millionen – 17,8 Prozent. Arbeit und offene Stellen gibt es genug, davon sind jedoch höchstens ein Viertel für Ungelernte geeignet, erklärt Brigitte Schels vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Die Gründe seien komplex: Zum einen gebe es viele junge Menschen, die ohne einen Schulabschluss die Schule beenden. Zum anderen fänden Jugendliche seltener einen Ausbildungsbetrieb, da ihre Berufswünsche nicht dem Angebot entsprechen. Und als Drittes sei die Fluchtmigration ein weiterer Faktor; viele junge Zuwanderer haben keinen Ausbildungsabschluss.
Peking sitzt auch bei Munition am längeren Hebel
Rheinmetall lässt Munitionsfabriken bauen. Doch selbst wenn diese fertig sind, ist Deutschland – ebenso wie die EU – abhängig von einem unersetzbaren Bestandteil der Munition: der hochexplosiven Schießbaumwolle. Zellulosenitrat und deren Vorprodukt Lintern ist ein Ausschussprodukt bei der Herstellung von Baumwolle. China ist der größte Baumwollproduzent der Welt. Europa importiert derzeit 70 Prozent des explosiven Materials aus China. Jederzeit könnte Peking die Lieferungen von Lintern aus politischen Gründen stoppen. Derzeit kauft Rheinmetall auf Vorrat so viel, wie es kriegen kann. Frankreich mangelt es bereits an Schießbaumwolle; hier sei die Lieferung „vor ein paar Monaten wie zufällig“ eingestellt wurden, berichtet EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton.
Solarpaneele über einem Drittel des Landes?
Auf Straßenrändern, über Parkplätzen, Industrie- und Gewerbeflächen gebe es noch mehr als genug freie Flächen für den Ausbau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Das besagt eine neue Studie des Öko-Instituts. 287 Gigawatt Solarenergie könnten so installiert werden. Das sei mehr als die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegten 200 Gigawatt für Freiflächen-PV-Anlagen bis zum Jahr 2040. Zudem könnten knapp 5.000 GW in Agri-PV-Anlagen gewonnen werden, also Solarpaneele über Agrarflächen. Laut einer Analyse wäre eine Fläche von circa 13 Millionen Hektar theoretisch für PV-Anlagen nutzbar – 37 Prozent der deutschen Landesfläche. Das entspricht knapp der Fläche der drei größten Bundesländer Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Ab nächstem Jahr sollen jährlich 9,9 GW neue Freiflächenanlagen zugebaut werden.
Stechmückensaison hat begonnen
Die Stechmückensaison beginnt in diesem Jahr früh. Wald- und Wiesenmücken schlüpfen bereits, erklärt Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg. Auch Hausmücken, die an frostfreien Plätzchen überwintern, legten bereits ihre Eier ab. Mücken mögen es feucht und warm. Das Populationsmaximum werde in der Regel im August erreicht. Der Mückenatlas läuft auch 2024 weiter: Bürger können durch das Einsenden von Stechmücken helfen, wissenschaftlich verwertbare Daten zu sammeln. Manche der Mücken landen dann bei Doreen Werner unter dem Mikroskop. Für Insekten und ihre Larven sind Mücken ein wichtiger Teil des Nahrungsnetzes. Singvögel, Spinnen, Fische, Amphibien und Libellen sind sie als Futter angewiesen.
Wahl des EU-Parlaments CDU/CSU vorn
Die Wahl zum Europäischen Parlament findet vom 6. bis 9. Juni 2024 statt, es werden 720 Abgeordnete gewählt. Wie stehen die deutschen Parteien derzeit in der Gunst der Wähler? Mit 28,5 Prozentpunkten bilden CDU und CSU die stärkste Kraft in Deutschland, im Vergleich zum Februar sind das 1,5 Prozentpunkte mehr. Die AfD verlor drei Punkte und würde nun 19 Prozent erreichen. Leichte Zuwächse verzeichnen SPD und Grüne: Die Sozialdemokraten kommen in der aktuellen Europawahl-Umfrage von INSA auf 16,5 Prozent (Februar: 16 Prozent), die Grünen auf 11,5 Prozent (Februar: 10,5 Prozent). Die FDP erreicht fünf Prozent. Bei der diesjährigen Europawahl gibt es keine Sperrklausel, es haben sich 35 Parteien und Gruppierungen angemeldet.
Zuschauer für die Handwerker
Es gibt eine hölzerne Zuschauertribüne, Souvenirs und Verpflegungsstände. An schönen Tagen ist kein Platz mehr frei: Notre-Dame in Paris ist ein echter Zuschauermagnet. Besucher können den einen oder anderen der 1.000 Handwerker entdecken, welche derzeit die Kathedrale restaurieren. Im Januar wurde für den neuen Dachstuhl Richtfest gefeiert, Mitte Februar der neue Vierungsturm enthüllt. Der neue gallische Hahn wurde aufgesetzt. Nach dem Brand am 15. April 2019 gehen nun die Bauarbeiten zügig voran. Besonders hinderlich war das damalige Baugerüst, das während des Brandes ineinander verschmolz. Der Termin zur Wiedereröffnung wurde für den 8. Dezember 2024 festgelegt. Rein äußerlich sind kaum noch Brandspuren zu sehen. Das Gerüst wird nach und nach abgebaut. Paris hofft, dies bis zum Beginn der Olympischen Spiele zu schaffen. Die neue Inneneinrichtung soll Ende September geliefert werden, darunter 1.500 Stühle aus massiver Eiche.
Kamele in Kühe verwandeln
Bisher haben sich Kamele erfolgreich dagegen gewehrt, in industriellen Farmen oder Ställen zu leben. Doch zunehmend entstehen riesige Milchviehbetriebe im Nahen Osten, die Tausende Kamele maschinell melken – als Alternative zu Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch. Kamelmilch ist reich an Vitaminen, wohl weniger allergen als Kuhmilch und wird seit Jahrhunderten in den Wüsten von Hirten getrunken. Der Geschmack ist mild und abhängig vom Futter. Züchter haben begonnen, Kamelrassen zu entwickeln, auch zu klonen, die mehr Milch liefern. Große Milchfarmen wurden in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien eingerichtet. Die größte Farm in den Emiraten hält bereits mehr als 10.000 Kamele. Auch in Indien wurden Anlagen eröffnet. Zudem entstehen Farmen für männliche Kamele, die als Fleischlieferanten dienen sollen.
Gute Noten verschlafen
Unregelmäßiger Schlaf und spätes Zubettgehen sollen im Zusammenhang mit schlechteren Noten stehen. Zu diesem Ergebnis kommen US-amerikanische Forscher in ihrer aktuellen Studie. So hatten Jugendliche, deren Schlafenszeiten stärker variierten oder die spät zu Bett gingen, eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Vier oder eine schlechtere Schulnote zu erhalten als Schüler mit konstanteren Schlafenszeiten. Außerdem brachten die Forscher dieses Schlafverhalten mit mehr schulbezogenen Verhaltensproblemen wie Suspendierungen in Verbindung. Deshalb plädieren die Forscher dafür, Maßnahmen für einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu ergreifen, um die schulischen Leistungen von Jugendlichen zu verbessern.
Weitere Linkshänder-Gene entdeckt
Goethe, da Vinci und Mozart – sie alle nutzen lieber die linke Hand zum Schreiben, Malen oder Komponieren. Doch gibt es einen Grund für Linkshändigkeit, der möglicherweise tief in zehn Prozent der weltweiten Bevölkerung verwurzelt ist. Ja, in unserem genetischen Bauplan, wie Forscher vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen, Niederlande, in ihrer Studie zeigen. So kommt das Gen TUBB4B bei Linkshändern bis zu dreimal öfter in mutierter Form vor als bei Rechtshändern und steht im Zusammenhang mit einer veränderten Hirnasymmetrie. Ähnliche genetische Anzeichen besitzen auch Autisten und schizophrene Menschen, was einen Hinweis darauf liefern könnte, weshalb diese häufiger zu Linkshändigkeit neigen.
Quantengravitation am Südpol
Als eine von 50 Universitäten weltweit beteiligt sich ein Team der Universität Kopenhagen an einem groß angelegten Experiment in der Antarktis, um herauszufinden, ob Schwerkraft auch auf Quantenebene existiert. Ein Teilchen, das sich praktisch ungestört durch alles und jeden bewegen kann, scheint die Antwort zu liefern: elektrisch neutrale und fast masselose Neutrinos. Bestätigen sich die Vermutungen der Physiker, handele es sich um nichts Geringeres als den Schlüssel zu einer der größten Herausforderungen in der Grundlagenphysik, die Verbindung von Quantenmechanik und Gravitation, erklärte Prof. Tom Stuttard vom Niels-Bohr-Institut der dänischen Uni. Nach der Auswertung von über 300.000 „irdischen“ Neutrinos sei es an der Zeit, zu den wirklich interessanten Dingen vorzustoßen und „außerirdische“ Neutrinos zu erforschen.
Kafka, kafkaesk auf einer Straßenbahn
In Prag fährt eine neugestaltete Straßenbahn, die an den 100. Todestag Franz Kafkas am 3. Juni erinnert. Der deutschsprachige Schriftsteller verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Prag. Im Rahmen des Projekts „Kafka 2024“ sind in diesem Jahr Dutzende Veranstaltungen geplant, darunter Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Vorträge – gefördert vom Kulturministerium mit umgerechnet mehr als 150.000 Euro. Auf der Straßenbahn ist ein stilisiertes Porträt seines Kopfes zu sehen. Zudem können die Betrachter bekannte Zitate des Literaten lesen, der seine Heimatstadt zugleich liebte und hasste, wie zum Beispiel: „Prag lässt nicht los. […] Dieses Mütterchen hat Krallen!“ Und ganz kafkaesk: Die Textauszüge sind allein in Tschechisch und Englisch. Kafka schrieb auf Deutsch. Doch bisher war das nicht aufgefallen – nun sollen deutsche Zitate ergänzt werden.
Türkei beschränkt Handel mit Israel
Zement, Stahl, Flugzeugtreibstoff: Die Türkei beschränkt seine Ausfuhren nach Israel. 54 Exportgüter wird das Land solange mehr erhalten, „bis Israel einen sofortigen Waffenstillstand ausruft und angemessene und ununterbrochene humanitäre Hilfe zulässt“. Die türkische Regierung teilte auch mit, dass Israel zuvor ihren Antrag auf den Abwurf von Hilfsgütern über dem Gazastreifen abgelehnt hatte. Die Türkei steht Israel eher feindlich gegenüber, Erdogan bezeichnete Israel früher als „Terrorstaat“, die radikalislamische Hamas nannte er eine „Befreiungsgruppe“. Israel kündigte daraufhin an, eine Liste mit Gütern zu erstellen, die nicht mehr aus der Türkei bezogen werden sollen. Israels Außenminister Katz warf Erdogan vor, „die wirtschaftlichen Interessen der Türken im Namen der Unterstützung für die Hamas zu opfern“.
Autobahnprojekte: Es wird zu teuer
Die bundeseigene Autobahn GmbH zieht Ausschreibungen im Bundesfernstraßenbereich aufgrund von fehlender Finanzierung zurück. Wegen der „knapper werdenden mittelfristigen Haushaltslage“ würden derzeit intern die Projekte priorisiert. Das seien keine Einzelfälle, erklärt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Es seien auch keine regionalen Phänomene, sondern passiere bundesweit. Laut Bauverband fehlt in den nächsten Jahren rund eine Milliarde Euro jährlich, um geplante Projekte umzusetzen. Der Verband warf der Bundespolitik Versagen bei der Verkehrsinvestitionsplanung vor.
REWE punktet im Nebengeschäft
Im Kerngeschäft konnte die Supermarktkette REWE nicht viel Boden gut machen, im Lebensmittelhandel regieren weiterhin Verunsicherung und Sparsamkeit. Die Umsätze in den Märkten in Deutschland stiegen im Jahr 2023 um 7,8 Prozent auf 40,4 Milliarden Euro. Das Wachstum lag damit erneut unter der Steigerung der Lebensmittelpreise. Laut dem Statistischen Bundesamt erreichte die Inflation bei Nahrungsmitteln 12,4 Prozent (2022 13,4 Prozent). Doch eine Sparte riss die Zahlen des Konzerns in die Höhe. Besonders stark zulegen konnte der Tourismus-Bereich des Konzerns, zu dem Marken wie Dertour, ITS, Clevertours und Jahn-Reisen zählen. Hier kletterten die Umsätze um knapp 25 Prozent auf nunmehr 7,2 Milliarden Euro. Daher gab der Handelsriese einen Jahresüberschuss von 736,2 Millionen Euro und damit ein Plus von 46 Prozent bekannt. Selbstständige REWE-Händler und Beteiligungsunternehmen sind nicht eingerechnet.
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