Wochenrückblick: In Frankreich wird der Verzicht auf den Green Deal gefordert (Teil 2)
KI, Kriminelle und Mexiko
Wirbt Kardinal Carlos Aguiar Retes im Internet für ein Diabetes-Wundermittel? Er habe – so ein Video – dank eines Präparates die Krankheit überwunden. Der Spot verbreitet sich rasant. Doch das Video ist ein Fake. Kriminelle haben es mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt und dabei auch die Stimme des Erzbischofs von Mexiko-Stadt täuschend echt simuliert. Die Erzdiözese Mexiko klärte auf, dass der Kardinal niemals an Diabetes erkrankt gewesen sei. Gläubige wurden vor dem Betrug gewarnt: „Tappen Sie nicht in die Falle.“ Sie sollten das Medikament keinesfalls bestellen. In Mexiko sind drei von vier Menschen übergewichtig, gut 30 Prozent fettleibig und Mittel gegen Diabetes sehr gefragt.
Verzicht auf Green Deal
In Frankreich fordert die rechte Partei RN, dass die Regierung auf den Green Deal verzichtet. Jordan Bardella, Vorsitzender des Rassemblement National (RN/ID) und Spitzenkandidat der Parteiliste für die Europawahl, sagt: „Ich erwarte von Premierminister Gabriel Attal, dass er dem Green Deal eine Absage erteilt.“ Bardella erklärt, dass 90 Prozent der Probleme der Landwirte in Brüssel verursacht würden, währenddessen die Regierung in Paris nicht viel tun könne, um deren Situation zu verbessern.
Raubvogel geblitzt
Die Stadtpolizei Zürich hat ein besonderes Blitzer-Bild in einer Tempo-30-Zone aufgenommen und auf X (Twitter) präsentiert: einen Raubvogel. Er flog mit 38 Stundenkilometern durchs Bild. Um was für einen Vogel es sich handelt, konnte die Polizei nicht sagen. Sie postete: „An die Ornithologen unter euch: Sachdienliche Hinweise zum rasend schnellen Tier werden gerne entgegengenommen.“ Aufgenommen wurde es an der Herzogenmühlestrasse im Quartier Schwamendingen. Nun stellen sich mindestens zwei Fragen: Wie zuverlässig sind die Messungen, wenn ein Vogel als Fahrzeug erkannt wird? Und wer muss das Knöllchen zahlen?
Mit Vollgas ins Wochenende wie dieser Raubvogel kürzlich an der Herzogenmühlestrasse. An die Ornithologen unter euch: Sachdienliche Hinweise zum rasendschnellen Tier werden gerne entgegengenommen 😀. pic.twitter.com/t6feDHOg5L
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) January 19, 2024
Eine halbe Tonne Kokain
Zollbeamte haben in einem mit Bananen beladenen Container aus Ecuador am Hamburger Hafen mehr als eine halbe Tonne Kokain entdeckt. Am 4. Januar fanden Mitarbeiter des Zolls 520 Kokainblöcke, die in Bananenkisten versteckt waren. Die Fracht war an eine Firma in Frankfurt adressiert, vier Menschen wurden festgenommen. Ein Kilogramm Kokain kostet in Deutschland zwischen 30.000 und 35.000 Euro. Der aktuelle Schwarzmarktwert einer halben Tonne Kokain wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt.
3 Milliarden weniger
Die Steuereinnahmen in Deutschland sind im Jahr 2023 knapp drei Milliarden Euro niedriger ausgefallen als noch im Oktober geschätzt. Das geht aus dem Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervor. Demnach flossen über Steuern von Bund, Ländern, Gemeinden und der EU von Januar bis Dezember 829,8 Milliarden Euro in die Kassen; bei der letzten Steuerschätzung waren 832,6 Milliarden vorhergesagt worden. Das Plus gegenüber dem Vorjahr betrug damit nur 1,8 anstatt der erwarteten 2,2 Prozent. Sowohl bei der wichtigen Umsatzsteuer (291,4 Milliarden Euro) als auch bei der Lohnsteuer (236,2 Milliarden Euro) kamen jeweils über eine Milliarde weniger an als prognostiziert. Bei der veranlagten Einkommensteuer kam dafür mit 73,4 Milliarden Euro eine knappe halbe Milliarde mehr in die Staatskasse als erwartet.
Ost und West denken anders
Im Osten Deutschlands haben mehr Menschen als im Westen das Gefühl, dass „die Welt, in der sie aufgewachsen sind, abstirbt“, stellt Renate Köcher fest, Vorsitzende des Instituts für Demoskopie Allensbach. Das zeigt eine repräsentative Umfrage für den Sicherheitsreport 2024. Insgesamt 61 Prozent der Deutschen fühlen sich insgesamt sicher – 2022 waren es 15 Prozentpunkte mehr. Aus einer Liste von Gruppen, von denen große Gefahren ausgehen, wählten 86 Prozent der Befragten islamistische Gruppierungen, 81 Prozent „Clans, Großfamilien aus dem arabischen Raum“. Es folgen Rechtsextremisten (76 Prozent), Linksextremisten (46 Prozent), AfD-Anhänger (44 Prozent im Westen, 29 Prozent im Osten) und Klimaaktivisten (30 Prozent). Dass Deutschland in militärische Konflikte hineingezogen werden könnte, befürchten 76 Prozent der Menschen in Ostdeutschland und 44 Prozent im Westen. Dass von Russland die größte Bedrohung für den Frieden in der Welt ausgeht, denken 80 Prozent der Menschen im Westen und 53 Prozent im Osten.
„Feuerball von Berlin“
Es könnte ein sehr seltener Aubrit-Asteroid gewesen sein, der vor gut einer Woche in der Nähe von Berlin niederging. Es wurden erste faust- bis walnussgroße Bruchstücke gefunden. Zwar stehen detaillierte Analysen noch aus, aber nach bisherigen Erkenntnissen könnte es sich bei dem Asteroiden 2024 BX1 um einen mit dem Mineral Enstatit handeln, das sehr magnesiumreich ist. Diese Art von Asteroiden ist selten, sie gelten als Fragmente des rund 71 Kilometer großen Asteroiden Nysa, der im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter kreist.
Mitten im Hafen von Sydney
Mitten im Hafen der Stadt Sydney ist eine Schwimmerin von einem Hai angegriffen und mit einer schweren Verletzung am Bein ins Krankenhaus gebracht worden. Die 29 jährige Frau schwamm in der Nähe eines Stegs der Elizabeth Bay. Anwohner eilten der Schwimmerin zur Hilfe. Nach Angaben des St. Vincent’s Krankenhauses war die dorthin eingelieferte Frau in einem stabilen Zustand. Die Untersuchung des Bisses ergab, dass es sich bei dem Angreifer vermutlich um einen Bullenhai handelte. Es war der erste Haiangriff im Hafen der australischen Stadt seit 15 Jahren. Im Februar 2009 hatte dort ein Taucher der australischen Marine den Angriff eines Bullenhais abgewehrt, der ihm in den Arm und ins Bein gebissen hatte.
Deutschland in der Rezession
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist zum Jahresende 2023 geschrumpft: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ging die Wirtschaftsleistung zwischen Oktober und Dezember preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent verglichen mit dem Vorquartal zurück. Die Behörde bestätigte damit erste Schätzungen von Mitte Januar und gab außerdem an, dass das BIP für das gesamte Jahr 2023 um ebenfalls 0,3 Prozent zurückging.
Überwiegend zufrieden
In 13 der 15 größten Städte Deutschlands sind Einwohner und Pendler nach einer ADAC-Umfrage mit dem öffentlichen Nahverkehr „insgesamt zufrieden“. Auch Radfahrer und Fußgänger sind demnach überwiegend zufrieden mit der Mobilität – nur Autofahrer sind überwiegend unzufrieden. Verglichen mit 2017 ist die Zufriedenheit in den meisten Städten spürbar zurückgegangen. Die besten Noten für die Mobilität in der eigenen Stadt gab es in Dresden, mit Abstand gefolgt von Leipzig, München und Nürnberg. Ausnahmen sind Duisburg und Köln. „Besonders auffällig ist die durchgängig sehr negative Beurteilung des Verhaltens der E-Scooter-Nutzer durch Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger“, so der ADAC. „Ebenfalls deutlich negativ wird das Verhalten der Radfahrer von Autofahrern sowie Fußgängern bewertet.“
Schwarzarbeit blüht
Die Schattenwirtschaft in Deutschland wächst, der Wert der illegal erbrachten Leistungen werde 2024 um 38 Milliarden auf 481 Milliarden Euro steigen, heißt es in einer Prognose zweier Fachleute. Professor Friedrich Schneider (Linz) und Professor Bernhard Boockmann (IAW, Tübingen) rechnen mit einer Zunahme um 8,4 Prozent. Der Anteil der prognostizierten Schattenwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt nehme damit auf 11,3 Prozent zu. Sie erwarten, dass die Einführung des Bürgergeldes mit einem erhöhten Regelsatz in der Summe die Schwarzarbeit senkt: Durch die erhöhten Bürgergeldzahlungen würden weniger Bezieher die Notwendigkeit spüren, illegal nebenbei zu verdienen.
Handschrift ist gut fürs Gehirn
Das Schreiben mit der Hand hat laut der Norwegian University of Science and Technology deutliche Vorteile. Es wirkt sich positiv auf die Verbindung von Nervenzellen und die Interaktion einzelner Gehirnregionen miteinander aus – kurz: die Konnektivität im Gehirn. Die Muster bei „Handschreibern“ seien viel aufwendiger, was vorteilhaft ist für die Bildung von Erinnerungen und das Lernen. Die Forscher sammelten dazu EEG-Daten von 36 Studenten, die entweder schrieben oder ein Wort tippten, was auf einem Bildschirm zu sehen war. Beim Schreiben benutzten sie einen digitalen Stift und schrieben auf einem Touchscreen. Beim Tippen kam nur ein einzelner Finger zum Einsatz, mit dem die Tasten gedrückt wurden. Auch beim Schreiben mit Stift und Papier kommt es zu entsprechenden Ergebnissen. Verantwortlich für die Unterschiede zwischen Schreiben und Tippen sei, dass dabei die Sinne stärker zum Einsatz kommen.
Japans Mondsonde SLIM steht auf dem Kopf
Zwar konnte die japanische Mondsonde landen, doch beim Anflug gab es Schwierigkeiten. Wie sich nun herausstellt, steht sie nicht aufrecht, sondern auf dem Kopf – und ihre Solarpanele zeigen daher nach Westen. Das zeigen Aufnahmen des kleinen Rovers LEV-2. „Von SLIM übermittelte Daten zeigen, dass die Sonde in rund 50 Meter Höhe, kurz vor dem Beginn ihrer Ausweichmanöver, den Schub von einem ihrer Haupttriebwerke verloren hat“, berichtet die japanische Raumfahrtbehörde JAXA. Die Forscher gehen davon aus, dass die Sonnenkollektoren trotz ihrer ungünstigen Ausrichtung Strom produzieren können, sobald das Sonnenlicht von der Westseite des Mondes her auf sie einfällt. Genau das geschah – und SLIM (Smart Lander for Investigating Moon) lieferte erfolgreich erste Fotos von Felsbrocken zur Erde.
Norwegischer Staatsfonds
Der norwegische Staatsfonds, der größte Pensionsfonds der Welt, verbuchte 2023 Rekordgewinne. Mit 2.222 Milliarden norwegischen Kronen (197 Milliarden Euro) sei viel besser verlaufen, als jemand erwartet habe. Prozentual lag die Rendite demnach bei 16,1 Prozent, nach einem Verlust von 14 Prozent im Vorjahr. Das Gesamtvolumen stieg auf knapp 15,8 Billionen Kronen. Der Fonds darf ausschließlich in ausländische Unternehmen investieren, enthält bedeutende Aktienmengen an den US-Konzernen Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla. Der Fonds wird aus den Einnahmen der staatlichen Öl- und Gasunternehmen gespeist und soll die Ausgaben für künftige Generationen im norwegischen Sozialstaat finanzieren. Er ist derzeit an 8.859 Unternehmen beteiligt.
Paketdienst UPS will 12.000 Stellen streichen
Rund eine Milliarde Dollar will der US-Paketdienst UPS angesichts schwieriger Geschäfte einsparen. 12.000 Stellen – rund zweieinhalb Prozent der weltweiten Belegschaft von zuletzt rund einer halben Million Beschäftigten – sollen wegfallen. Zudem kommt der Lkw-Logistiker Coyote auf den Prüfstand, den UPS erst 2015 gekauft hatte. UPS hatte 2023 wegen geringerer Sendungsmengen sein mehrfach gesenktes Umsatzziel verfehlt, der Umsatz fiel um gut neun Prozent auf 91 Milliarden Dollar. Unter dem Strich verdiente UPS mit 6,7 Milliarden Dollar rund 42 Prozent weniger als im Vorjahr. Konzernchefin Carol Tomé erwartet 2024 laut Mitteilung lediglich einen leichten Umsatzanstieg auf rund 92 bis 94,5 Milliarden Dollar.
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