Wirtschaftskrieg gegen Russland: Sinkende Einnahmen durch Ölpreise

Russland und das Erdöl - Die Erdölpreise sinken, das mag sich für Autofahrer angenehm anhören. Die Staaten jedoch, die Erdöl exportieren, haben dadurch erheblich weniger Geld in der Staatskasse.
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Der russische RubelFoto: ALEXANDER NEMENOV/AFP/Getty Images
Epoch Times11. August 2015

Russland generiert über die Hälfte (2013: 68 Prozent) seiner Einnahmen durch Erdöl und Erdgas. Das ist für Konkurrenten ein geeigneter Hebel, um Russland zu schaden. Ein paar Zahlen: Der Export von Erdgas brachte dem Land 73 Milliarden Dollar, Rohöl-Exporte 174 Milliarden Dollar und der Verkauf von Rohöl-Produkten 109 Milliaren Dollar.

Fehlt ein Teil dieser Einnahmen, wirkt sich das im Laufe der Zeit auf die gesamte Wirtschaftsleistung aus: Durch die niedrigen Ölpreise rechnet der russische Wirtschaftsminister Alexei Uljukajew in diesem Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandproduktes (BIP) von 2,8 Prozent (Bloomberg).

Die russische Zentralbank ist pessimistischer und prognostiziert eine Abnahme von 4 Prozent. Insbesondere die Inflation von 17,1 Prozent und der Rückgang der Reallöhne um 8,4 prozent belasten die Wirtschaft.

Und die Weltbank geht in ihrem Russland-Report davon aus, dass frühestens ab 2016 mit einem Zuwachs von 0,7 Prozent zu rechnen ist – vorausgesetzt der Ölpreis steigt bis dahin auf 64 Dollar pro Barrel an. Heute lag der Ölpreis bei 50,16 US-Dollar pro Barrel. Es ist zu erwarten, dass trotz der US-amerikanischen Probleme mit ihren Fracking-Unternehmen der Ölpreis mindestens so lange niedrig gehalten wird.

Der Ölpreis hat geopolitische Gründe

Die OPEC unter der Führung Saudi-Arabiens fühlt sich durch die Ausweitung der US-Produktion in ihrer Marktmacht bedroht – zumindest wird dies als offizieller Grund angegeben.

Sie führen einen Preiskrieg gegen die Fracking-Unternehmen, und die USA tolerieren dies, um andere erdölexportierende Länder zu besiegen. Hinzu kommt, dass der Iran verstärkt in den Ölmarkt eindringen und für steigende Fördermengen sorgen wird.

Im letzten Ölmarkt-Bericht der Internationale Energie Behörde (IEA) ist zu lesen, dass Russland von allen Ölproduzenten am stärksten vom Preisverfall betroffen sein wird:

„Russland steht vor einem ‚Perfekten Sturm‘ aus kollabierenden Preisen, internationalen Sanktionen und Währungsabwertung und wird vermutlich als der Hauptverlierer der Branche hervorgehen."

Zum einen sind Russlands Ölproduzenten auf alte Öl-Felder angewiesen, deren Förderrate jährlich um 8 bis 11 Prozent nachlässt. Zum anderen können durch die Sanktionen keine Technologien importiert werden, die für künftige Erdölbohrungen notwendig sind. Vor allem das Vorhaben, die arktischen und sibirischen Ölfelder zu nutzen, wird dadurch erschwert. 

Die IEA schätzt, dass die russische Öl-Förderung bis 2020 um 500.000 Barrel pro Tag zurückgehen wird.

Gazprom, Rosneft und Lukoil

Die zurückgehende Nachfrage nach Erdgas (hauptsächlich aus Europa) ist Grund dafür, dass der Umsatz des Erdgas-Unternehmens Gasprom um ein Drittel zurückging – von 146 Milliarden Dollar auf 106 Milliarden Dollar. Gezwungenermaßen drosselte das Unternehmen die Produktion um 19 Prozent. Gasprom trägt mit rund 10 Prozent zum russischen Bruttoinlandsprodukt bei.

Die beiden größten Erdöl-Produzenten Russlands sind Rosneft und Lukoil. Beide haben ihre finanziellen Mittel zur Erschließung neuer Erdölfelder um 26 Prozent zum Vorjahr reduziert. Der Vizepräsident von Lukoil, Leonid Fedun, warnte im März vor einem Förderrückgang um 8 Prozent bis Ende des Jahres – das sind sogar 800.000 Barrel pro Tag weniger.

Rosneft steht ebenfalls auf der Sanktionsliste, seither hat das Unternehmen keinen Zugang mehr zu den Kapitalmärkten. Zur Finanzierung wurden Anleihen in Rubel ausgegeben, die von den staatlichen Banken gekauft wurden. Die russische Zentralbank akzeptierte diese als Sicherheiten für weitere Kredite. 

Experten befürchten aus diesem Grund, dass die Krise, die im Erdöl begann, vom Energie- auf den Finanzsektor übergeht. 

Sanktionen – und die Rückzahlung russischer Schulden

Die Sanktionen von EU und USA bewirken nicht nur, dass es an Technologie fehlt, sondern auch, dass russische Unternehmen vom Zugang zu Kapitalmärkten abgeschnitten sind.

Jedoch haben Russlands Unternehmen in den letzten 18 Monaten ihre Auslandsschulden um 170 Milliarden Dollar reduziert. 

Um laufenden Jahr sind durch die russischen Unternehmen noch 86 Milliarden Dollar Schulden zu begleichen. Einen Teil davon wird wahrscheinlich die Zentralbank zahlen, da die Staatsverschuldung Russlands sehr niedrig ist – im Vergleich zum BIP beträgt diese 30 Prozent. (ks)



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