Wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone: Im EZB-Rat wächst der Pessimismus
Im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wächst der Pessimismus über die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone. Zwar seien die Risiken insgesamt noch ausgeglichen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt am Main – allerdings zeige der Trend nach unten. Sorgen bereiten Draghi etwa Protektionismus, schwächelnde Schwellenländer und nervöse Börsen. Dennoch beendet die EZB wie geplant zum Jahresende ihr Anleihenkaufprogramm.
Weil die neuesten Wirtschaftsdaten schwächer als erwartet ausfielen, korrigierten die Ökonomen der Zentralbank ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum der Eurozone leicht nach unten. Statt 2,0 Prozent soll sie dieses Jahr nur um 1,9 Prozent wachsen, und nächstes Jahr nur um 1,7 statt 1,8 Prozent. Als Gründe führte Draghi eine schwächere Nachfrage im Ausland sowie „länder- und branchenspezifische Faktoren“ an.
Die Eurozone sieht sich auch im Inland mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert – vom Brexit-Chaos über den Haushaltsstreit zwischen EU-Kommission und Italien bis hin zu den Protesten der „Gelbwesten“ in Frankreich. Dennoch sieht Draghi nach wie vor keinen Grund, von seinem vor Monaten eingeschlagenen Kurs abzuweichen – bewege sich die Inflationsrate doch auf die angestrebten knapp zwei Prozent zu. Laut den neuesten Vorhersagen der EZB soll die Teuerung dieses Jahr 1,8 Prozent betragen und nächstes Jahr 1,6 Prozent.
Um die Finanzmärkte auch nach dem Auslaufen des Anleihenkaufprogramms weiter zu stützen, beschloss der aus den Chefs der nationalen Notenbanken bestehende EZB-Rat, die auflaufenden Einnahmen daraus noch mindestens so lange wieder in Anleihen zu stecken, wie der Leitzins auf seinem historischen Tief bleibt. Dieser soll laut den Plänen der EZB noch mindestens den Sommer 2019 hindurch bei 0,0 Prozent liegen.
In den vergangenen vier Jahren hatte die EZB rund 2,6 Billionen Euro in die Märkte für Staats- und Unternehmensanleihen gepumpt und erwartet daraus Rückflüsse in Milliardenhöhe. Die Erträge aus den Anleihen eines Landes sollen auch überwiegend dort wieder investiert werden.
Für Beobachter wie den Chef-Volkswirt Carsten Brzeski von der ING-Bank ist es erstaunlich, wie geräuschlos die EZB aus den Anleihenkäufen aussteigt – hatten diese doch für so einige Konflikte auch innerhalb der Zentralbank gesorgt. Erst am Dienstag hatte der Europäische Gerichtshof das Programm aber für rechtens erklärt. Wie Draghi nun sagte, gehören Anleihenkäufe damit zu den legitimen Werkzeugen der Währungshüter und könnten in der Zukunft erneut zum Einsatz kommen. (afp)
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