Wirbelsturm auf Mayotte: Eine „komplett verwüstete Insel“
Vier Tage nach dem verheerenden Wirbelsturm auf der französischen Insel Mayotte im Indischen Ozean sollen am Mittwoch Trinkwasser und Lebensmittel verteilt werden. Ein Transportflugzeug vom Typ A400M habe 23 Tonnen Hilfsgüter nach Mayotte gebracht.
Diese sollen nun in mehreren Kommunen verteilt werden, sagte der Minister für Überseegebiete, François-Noël Buffet, dem Sender „Europe 1“.
Stromversorgung funktioniert nicht
Die Wasserversorgung funktioniere auf der Insel derzeit nur zu etwa 50 Prozent, und es bestehe ein Risiko mit Blick auf die Wasserqualität, fügte er hinzu.
Die Stromversorgung sei noch nicht wieder hergestellt. In der Nacht zu Mittwoch hatte erstmals eine Ausgangssperre zwischen 22:00 Uhr und 4:00 Uhr (Ortszeit) gegolten, um Plünderungen zu verhindern.
Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau, der Mayotte am Montag für mehrere Stunden besucht hatte, sprach von einer „komplett verwüsteten Insel“. Die bisherige Zahl von 22 Toten und knapp 1.400 Verletzten bezeichnete er als „vorläufige Bilanz“.
„Ich fürchte, dass die Zahl weitaus höher sein wird“, sagte er am Mittwoch dem Sender BFM. „Ich werde keine Zahl nennen, weil ich es nicht weiß“, fügte er hinzu.
In Mosambik, wohin der Wirbelsturm weitergezogen war, waren 34 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 300 verletzt worden.
Macron wird am 19. Dezember erwartet
Innenminister Retailleau bekräftigte seine Forderung nach einem verschärften Einwanderungsgesetz. „Wir wissen nur zu gut, das die Politik der Komoren darin besteht, die Menschen ziehen zu lassen“, sagte er. „Es gibt eine Art hybride Kriegsführung, auch wenn das Wort ein bisschen übertrieben ist, indem die Bevölkerung nach Mayotte gedrängt wird“, fügte er hinzu.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird am Donnerstag auf Mayotte erwartet. Auch Premierminister François Bayrou, der wegen seiner Nicht-Anwesenheit bei einer Krisensitzung in die Kritik geraten war, will die Insel besuchen, „sobald die Regierung ernannt ist“.
Der Chef der Kommunistischen Partei, Fabien Roussel, warf dem Innenminister daraufhin vor, „keine Ahnung“ von Mayotte zu haben. „Von den 100.000 Menschen, die als Ausländer behandelt werden, stammen 80 Prozent von der (komorischen) Insel Anjouan, die nur ein paar Kilometer entfernt ist“, sagte er. „Das sind keine Einwanderer, (…) sie zählen zum selben Volk, haben dieselbe Hautfarbe, sprechen dieselbe Sprache und sind ebenfalls Muslime“, erklärte er.
Der schlimmste Sturm, den die Insel seit 90 Jahren erlebt hatte, war durch die hohe Temperatur des Ozeans mitverursacht worden. Das Wasser an der Oberfläche des Meeres hatte bis zu 30 Grad erreicht.
Bei dem Durchzug des Zyklons mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 Stundenkilometern wurden die stark bevölkerten Barackensiedlungen der Insel weitgehend zerstört. (afp/red)
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