„Wir wollen Frieden“: Afghanistans Präsident drängt radikale Islamisten zu „ernsthaften“ Gesprächen
Nach Fortschritten in den Verhandlungen zwischen den USA und den Taliban hat Afghanistans Präsident Aschraf Ghani die radikalislamische Miliz zu „ernsthaften“ Gesprächen mit seiner Regierung aufgerufen.
Die Aufständischen sollten die „Forderung der Afghanen nach Frieden“ erfüllen, sagte er am Montag in einer Fernsehansprache. Der kommissarische US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan bezeichnete die jüngste Verhandlungsrunde als „ermutigend“. Nach Angaben des US-Sondergesandten Zalmay Khalilzad wurden dabei Grundzüge für ein Abkommen ausgearbeitet.
„Wir wollen Frieden“, sagte Ghani in seiner Ansprache. „Wir wollen ihn schnell, aber wir wollen ihn mit einem Plan.“ Die Opfer des 17-jährigen Konflikts dürften dabei nicht vergessen werden, und die Verhandlungen müssten von Afghanen geführt werden. Die Taliban lehnen es bislang kategorisch ab, mit Ghanis Regierung zu verhandeln, da sie diese für eine Marionette der USA halten.
Vertreter der USA und der Taliban hatten vergangene Woche in Katar direkt verhandelt. Der US-Sondergesandte Khalilzad teilte am Samstag nach den sechstägigen Gesprächen mit, es gebe „bedeutende Fortschritte“. Auch der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bestätigte „Fortschritte“, er dementierte aber Berichte über eine Waffenruhe und Gespräche mit der Regierung in Kabul.
Am Sonntagabend reiste Khalilzad nach Kabul, um die afghanische Regierung über die Gespräche zu informieren. Laut einer Stellungnahme, die die Regierung in Kabul am Montag nach einem Treffen mit Khalilzad veröffentlichte, betonte Khalilzad in den Verhandlungen mit den Taliban, „die einzige Lösung für dauerhaften Frieden in Afghanistan“ seien „innerafghanische Gespräche“. Die USA wollen die Taliban zu direkten Friedensgesprächen mit der Regierung in Kabul bewegen.
Khalilzad äußerte sich in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der „New York Times“ näher zu den Gespräche in Katar. „Wir haben den Entwurf für ein Gerüst, das ausgearbeitet werden muss, bevor es ein Abkommen wird“, sagte der Sondergesandte.
Ein Knackpunkt der Verhandlungen ist der von den Taliban geforderte vollständige Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan. Ohne einen Zeitplan für den Abzug sei Bewegung bei anderen Themen „unmöglich“, sagte am Samstag Taliban-Sprecher Mudschahid.
In einem Punkt hatte sich die Miliz laut Khalilzad dennoch bewegt. Die Taliban hätten sich dazu bereit erklärt zu verhindern, dass Afghanistan ein Rückzugsort für Terroristen werde. Die Aussage bekräftigte jüngste Berichte, wonach die Taliban gegen die Islamistenmiliz Islamischer Staat (IS) und das Terrornetzwerk Al-Kaida vorgehen wollen.
US-Verteidigungsminister Shanahan zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen der Verhandlungsrunde von vergangener Woche. „Ich würde sagen, dass wir jetzt wirklich feststellen können: Es ist ermutigend“, sagte er zu Journalisten vor einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Washington.
Zur Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die Truppen seines Landes Landes vom Hindukusch abzuziehen, sagte Shanahan, er sei mit keinem „vollständigen“ Rückzug beauftragt worden.
Stoltenberg sagte, es sei noch zu früh, um über einen Rückzug der Nato-Truppe aus Afghanistan zu sprechen. „Wir sind in Afghanistan, um die Bedingungen für eine friedlich verhandelte Lösung zu schaffen.“ Die Nato werde erst dann abziehen, wenn sichergestellt sei, dass das Land kein Rückzugsort für „internationale Terroristen“ werde. (afp/so)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion