Will Russland unliebsamen Kritiker verschwinden lassen? DJV fordert „Ende der Schikanen“ gegen Journalisten

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Gefängnismauer. Symbolbild.Foto: istock
Epoch Times11. Juni 2019

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat seine Solidarität mit dem russischen Investigativjournalisten Iwan Golunow erklärt. Die „Schikanen“ der Behörden müssten sofort beendet werden, forderte DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall am Dienstag.

Der regierungskritische Journalist steht seit dem Pfingstwochenende wegen angeblichen Drogenhandels für zwei Monate unter Hausarrest. Golunow bestreitet die Anschuldigungen und gibt an, in Gewahrsam gefoltert worden zu sein.

„Das Vorgehen gegen Iwan Golunow folgt dem Schema, einen unliebsamen Kritiker auf Nimmerwiedersehen hinter Gittern verschwinden zu lassen“, kritisierte Überall. Er sprach von „Gulag-Methoden“.

Golunow hatte mit Recherchen über Korruption im Bestattungswesen Aufsehen erregt. Gegen seine Festnahme und die drohende Haft protestieren zahlreiche russische Kollegen und Journalistenorganisationen.

Anwälte legen Berufung gegen Hausarrest ein

Die Anwälte des russischen Investigativ-Journalisten Iwan Golunow haben Berufung gegen seinen Hausarrest eingelegt. Der Anwalt Sergej Badamschin sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP, er habe die Entscheidung eines Haftrichters angefochten und Golunows Freilassung gefordert.

Golunow, der für das unabhängige Investigativ-Portal „Medusa“ arbeitete, war am Donnerstag in Moskau festgenommen worden.

Drogen untergeschoben?

Nach Angaben der Polizei wurden in seinem Rucksack und in seiner Wohnung „große Mengen“ Drogen gefunden. Golunows gab an, die Drogen seien ihm untergeschoben worden.

Auch Golunows Arbeitgeber „Medusa“ und sein Anwalt wiesen die Anschuldigung zurück. Sie warfen den Behörden vor, Golunow für seine Recherchen bestrafen zu wollen.

Der 36-Jährige recherchierte zuletzt über Korruption in der Moskauer Stadtverwaltung. Am Samstag ordnete ein Haftrichter zunächst zwei Monate Hausarrest an. Die Staatsanwaltschaft hatte gefordert, Golunow in Untersuchungshaft zu nehmen.

Solidaritätsmarsch für Mittwoch, dem russischen Nationalfeiertag geplant

Gegen seine Festnahme und die drohende Haft protestieren zahlreiche russische Kollegen und Journalistenorganisationen. Für Mittwoch ist im Stadtzentrum von Moskau ein Solidaritätsmarsch für Golunow geplant.

Eine Petition für seine Freilassung haben schon mehr als 170.000 Menschen unterzeichnet. Am Montag schaltete sich die russische Generalstaatsanwaltschaft in die Ermittlungen ein.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte sich am Montag nur vage zum Fall Golunow geäußert. Der Falle werfe „viele Fragen auf“, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin.

Am Dienstag rief der Kreml dazu auf, das Ergebnis der juristischen Prüfung des Falls abzuwarten. Der geplante Solidaritätsmarsch für Golunow dürfe zudem nicht die „festliche Stimmung“ am Nationalfeiertag am Mittwoch beeinträchtigen.

Bis zu 20 Jahre Haft

Golunows Anwalt befürchtet laut dem DJV, dass er inhaftiert und verurteilt werden könnte. In diesem Fall drohten ihm bis zu 20 Jahre Haft.

„Das Vorgehen gegen Iwan Golunow folgt dem Schema, einen unliebsamen Kritiker auf Nimmerwiedersehen hinter Gittern verschwinden zu lassen“, kritisierte der DJV-Vorsitzende Frank Überall. Er sprach von „Gulag-Methoden“.

(afp)



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