Ghana, Irak, Pakistan und andere Staaten: Berlin umwirbt Fachkräfte
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) wollen mehr Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland holen. Dazu reisten sie am Montag (20. Februar) zu einem mehrtägigen Besuch nach Westafrika. Die Reise führte sie zunächst nach Ghana, am Mittwoch, 22. Februar, ging es dann für zwei Tage zur Elfenbeinküste, wie die beiden Ministerien mitteilten.
Schulze und Heil machten sich vor Ort ein Bild von der Lage. Sie besuchten eine Schule und verschiedene Einrichtungen. Ebenso überprüften sie die Arbeitsbedingungen in lokalen Unternehmen am Anfang der Lieferketten und die Umsetzung von Schutzstandards.
Ghanaisch-Europäisches Migrationszentrum
In Ghana stellten die SPD-Politiker laut einem Bericht des „Tagesspiegel“ eine entsprechende Initiative vor, wonach sich Menschen von dort auf dem deutschen Arbeitsmarkt integrieren sollen. Ein Migrationszentrum in der Hauptstadt Accra soll dabei über legale Migrationswege für Fachkräfte nach Deutschland und Europa informieren. Dazu sagte Heil:
Wir müssen alle Register im In- und Ausland ziehen, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.“
Laut dem Bundesarbeitsminister bedeute Fachkräftesicherung zugleich „Wohlstandssicherung für unser Land“. Heil verwies auf den Arbeits- und Fachkräftemangel, der viele Bereiche der deutschen Wirtschaft schon jetzt betrifft, berichtet die „Augsburger Allgemeine“. Künftig drohe der Fachkräftemangel Deutschland immer stärker zu lähmen.
Würde man Migration richtig steuern, biete sie „enormes Potenzial für die wirtschaftliche Entwicklung“ in Deutschland, aber auch für dessen Partnerländer, betonte Schulze.
Das von der Ampelkoalition geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz werde das „modernste Einwanderungsrecht in Europa“, sagte Heil zuversichtlich. Europa soll aber in der ursprünglich deutsch-ghanaischen Kooperation eine stärkere Rolle spielen. Die Einrichtung in Accra heißt deshalb künftig „Ghanaisch-Europäisches Zentrum für Jobs, Migration und Entwicklung“ und will Beratungen auch zur Einwanderung in andere europäische Länder anbieten.
Bei Ghana soll es jedoch nicht bleiben. Denn auch in Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien, Nigeria, Irak, Indonesien und Pakistan will die Bundesregierung weitere solche Zentren eröffnen. Dafür hält der Etat des Entwicklungsministeriums 15 Millionen Euro bereit. Weiterhin sollen die Zentren auch als Beratungsstellen für Migranten fungieren, die – ob freiwillig oder unfreiwillig – aus Europa zurückkehren.
Überprüfung der Lieferketten
Begleitet wurden die beiden SPD-Minister vom Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation, Gilbert Houngbo. Vor Ort besuchten sie unter anderem Stationen der Textil- und Kakao-Branche und führten Gespräche mit Regierungsvertretern und Sozialpartnern.
Seit Januar gilt in Deutschland das Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet, auf die Einhaltung internationaler Standards zu Menschenrechten und Umwelt entlang der Lieferkette zu achten. Konkret geht es etwa um Kinderarbeit und Ausbeutung. Das Gesetz gilt zunächst für Unternehmen mit mehr als 3.000 in Deutschland Beschäftigten, ab 2024 kommen kleinere Firmen hinzu.
Auf europäischer Ebene wird derzeit ein EU-weites Lieferkettengesetz verhandelt. Außerdem gibt es eine EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten, die voraussichtlich ab 2024 gelten soll.
„Die Art, wie wir produzieren und konsumieren, hat großen Einfluss auf die Arbeits- und Lebensbedingungen in anderen Teilen der Welt“, erklärte Schulze. Deutschland trage Verantwortung dafür, „dass entlang der Lieferketten die Menschenrechte und Umweltstandards geachtet werden“.
Heil betonte anlässlich der Reise: „Wer global wirtschaftet, wer global Gewinne macht, muss auch global Verantwortung übernehmen.“
(Mit Material von AFP)
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