Weltbank-Chef: Globale Nahrungskrise wird noch „über Monate“ andauern

Die globale Nahrungskrise, die durch die Versorgungsengpässe bei Energie und Düngemitteln verschärft wird, könnte sich noch bis ins nächste Jahr hinziehen. Davon geht Weltbank-Präsident David Malpass in einer Online-Pressekonferenz aus.  
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Weltbankpräsident David Malpass spricht während einer Pressekonferenz im Weltbankbüro in Neu-Delhi am 26. Oktober 2019.Foto: SAJJAD HUSSAIN/AFP über Getty Images
Von 21. April 2022

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Der Präsident der Weltbank, David Malpass, befürchtet, dass sich die globale Nahrungskrise, die durch den Ukraine-Krieg verschärft wird, noch „über Monate“ hinwegziehen wird. Dies berichtet die in Abu Dhabi erscheinende Zeitung „The National“.

Die weltweite Nahrungsmittelkrise sei „schwerwiegend“ und treffe vor allem ärmere Länder. Malpass forderte die Länder auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um „die durch geopolitische Konflikte verursachte Herausforderung der Ernährungssicherheit zu lösen“.

Nahrungskrise geht mit um 37 Prozent gestiegenen Lebensmittelpreisen einher

„Die Menschen in den armen Ländern, vor allem in den ländlichen Gebieten, sind am stärksten von der Nahrungsmittelkrise betroffen“, äußerte Malpass im Rahmen einer Online-Pressekonferenz. Es gebe zudem auch „eine Tendenz zu weniger nahrhaften Nahrungsmitteln, die mehr Anlass zur Sorge gibt“.

Neben Engpässen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln selbst wirke sich vor allem ein Mangel an Energie und Düngemitteln aus. Diese sei für den Erntezyklus von entscheidender Bedeutung, sodass die Effekte „sich gegenseitig verstärken und zu einer Nahrungsmittelkrise führen, die mindestens einige Monate und wahrscheinlich bis ins nächste Jahr andauern wird“. Die Lebensmittelpreise seien im Vergleich zum Vorjahr bereits um fast 37 Prozent gestiegen, unterstrich Malpass.

Vorräte sind vorhanden und könnten zu Linderung beitragen

Nach Schätzungen der Weltbank führt jeder Anstieg der Lebensmittelpreise um einen Prozentpunkt dazu, dass zehn Millionen Menschen in extreme Armut abrutschen. Der Lebensmittelpreisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat ebenfalls vor einem drastischen Preisanstieg bei Getreide, Öl und anderen Lebensmitteln gewarnt, da die Exporte aus dem landwirtschaftlichen Kraftzentrum Ukraine weiterhin durch den Konflikt beeinträchtigt würden.

Malpass sieht jedoch auch einen Silberstreifen am Horizont: „Die Märkte haben schnell reagiert, und wir treten in diesen Zyklus der Ernährungsunsicherheit mit großen globalen Vorräten ein“, erklärt der Weltbankpräsident. Werden diese freigegeben, können die Versorgungsengpässe verringert werden. Auch die Versorgung mit Düngemitteln und Energie könne durch eine konzertierte Kraftanstrengung der Länder erheblich gesteigert werden.

„Die Länder sollten frühzeitig damit beginnen“, betonte Malpass. „Die Weltbank hofft, dass viele Länder individuelle Lösungen vorlegen werden, um die Nahrungsmittel- und Düngemittelkrise sofort zu lindern.“

Weltbank will Investitionen in Entwicklungsländern forcieren

Die entwickelten Volkswirtschaften könnten einen wesentlichen Beitrag zum globalen Angebot leisten und die ärmeren Länder entlasten, unterstrich der Ökonom. Die Zentralbanken seien ebenfalls gefordert.

„Einer der Nachteile der letzten Jahre ist der Mangel an Investitionen, insbesondere in den Entwicklungsländern“, so Malpass. „Es sollte politische Maßnahmen geben, um die Investitionen anzukurbeln. […] Die armen Länder hinken weiter hinterher, was zum Teil auf die Makropolitik der fortgeschrittenen Volkswirtschaften zurückzuführen ist. Sie nehmen in großem Umfang Kredite auf den globalen Kapitalmärkten auf, sodass für andere Länder weniger übrig bleibt.“

Die Welt müsse „dringend Lösungen finden“, da die steigenden Zinssätze und die Schuldenlast die Entwicklungsländer zunehmend unter Druck setzten. Die Länder müssten „strenge politische Maßnahmen ergreifen, die ihnen helfen, Investitionen ihrer eigenen Bürger und von Ausländern anzuziehen“. Die Weltbank selbst bereite ein Hilfspaket in Höhe von 170 Milliarden Dollar vor, um auf die globalen Krisen wie den Krieg Russlands in der Ukraine, die COVID-19-Pandemie und die Inflation zu reagieren.



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