Weitere Geiseln freigelassen – Verhandlungen über zweite Phase von Gaza-Waffenruhe

Die Hamas hat im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens mit Israel drei weitere israelische Geiseln freigelassen. Am Montag beginnen die Gespräche über die zweite Phase der Waffenruhe, der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu reiste nach Washington.
Titelbild
Hamas-Kämpfer vor der Übergabe einer israelisch-amerikanischen Geisel an ein Team des Roten Kreuzes in Gaza-Stadt am 1. Februar 2025.Foto: Saeed Jaras/Middle East Images/AFP via Getty Images
Epoch Times2. Februar 2025

Am Montag sollen die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas über die zweite Phase der Waffenruhe im Gazastreifen beginnen.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu spricht dazu in Washington mit dem US-Nahost-Gesandten Steve Witkoff. Nach der Begegnung am Montag wird Witkoff nach Angaben von Netanjahus Büro mit Vertretern der Vermittler Katar und Ägypten sprechen.

Bibas: Schicksal der deutsch-israelischen Frau ungewiss

Im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens hat die Hamas am Wochenende drei weitere israelische Geiseln freigelassen.

Yarden Bibas, Ofer Kalderon und Keith Siegel wurden an zwei getrennten Orten im Gazasteifen am Samstag an das Rote Kreuz übergeben. Über das Schicksal von Bibas‘ deutsch-israelischer Frau Shiri und ihrer beiden Kinder herrscht weiterhin Ungewissheit, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich besorgt.

Alle drei am Samstag freigelassen Geiseln wurden von der israelischen Armee zurück nach Israel gebracht. Es war die vierte Freilassung von israelischen Geiseln im Rahmen des am 19. Januar in Kraft getretenen Abkommens für eine Waffenruhe im Gazastreifen.

Im Austausch für die drei Männer wurden 183 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen.

Besonders bewegt weltweit das Schicksal des 35-jährigen Familienvaters Bibas. Er war bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden.

Seine ebenfalls verschleppte Frau Shiri Silberman-Bibas und seine damals achteinhalb Monate und vier Jahre alten Söhne Kfir und Ariel sind bislang nicht aus dem Gazastreifen zurückgekehrt. Die Hamas erklärte sie bereits für tot, die israelischen Behörden bestätigten dies bislang nicht.

Bundeskanzler Scholz äußerte sich ebenfalls besorgt über das Schickals von Shiri Silberman-Bibas, die auch deutsche Staatsbürgerin ist, und ihrer beiden Söhne. „Wir bangen um sie“, erklärte er.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, dass Vater Yarden nun zurückgekehrt sei, die drei anderen Familienmitglieder aber nicht, verstärke „die schlimmsten Befürchtungen“. Für Yarden Bibas gehe „der Hamas-Terror auch in Freiheit weiter“.

183 Palästinenser freigelassen

Kurz nach der Freilassung der Geiseln verließ ein Bus mit palästinensischen Gefangenen das Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland. Er fuhr in die Stadt Beitunia nahe Ramallah. Die Fahrzeuge wurden dort von jubelnden Menschen empfangen, wie AFP-Journalisten berichteten.

Später trafen drei weitere Busse mit freigelassenen Häftlingen in Chan Junis im Gazastreifen ein. Auch sie wurden von einer jubelnden Menge begrüßt. Nach Angaben einer Organisation, die palästinensische Gefangene vertritt, wurden 150 der insgesamt 183 freigelassenen Palästinenser in den Gazastreifen gebracht.

Ein von Israel freigelassener ehemaliger palästinensischer Gefangener wird bei seiner Ankunft in Ramallah am 1. Februar 2025 bejubelt. Foto: Wahaj Bani Moufleh/Middle East Images/AFP via Getty Images

Bei der Übergabe der Geiseln an das Internationale Rote Kreuz waren sowohl in Chan Junis als auch in der Stadt Gaza erneut zahlreiche bewaffnete und vermummte Hamas-Kämpfer präsent. Die Islamisten inszenierten den Vorgang erneut, einschließlich der Übergabe von „Freilassungsurkunden“.

Nach dem israelischen Protest infolge der chaotischen Szenen bei der Geiselfreilassung am vergangenen Dienstag kam es diesmal nicht zu bedrohlichem Gedränge für die Geiseln inmitten von Menschenmassen.

Das israelische Forum der Geiselfamilien begrüßte die Rückkehr der Männer nach Israel. Diese bringe „einen Lichtstrahl in die Dunkelheit, bietet Hoffnung und demonstriert den Triumph des menschlichen Geistes“, erklärte es. In Israel versammelten sich Hunderte von Menschen auf dem sogenannten Platz der Geiseln in Tel Aviv.

Am 31. Januar wurde der Grenzübergang Rafah geöffnet

Im Rahmen der Waffenruhe wurde am Samstag auch der Grenzübergang Rafah im Süden des Gazastreifens erstmals seit Mai 2024 wieder geöffnet.

50 Patienten wurden über den Grenzübergang nach Ägypten gebracht, erklärte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen. Im ägyptischen Fernsehsender Al-Kahera News waren zudem 53 Begleitpersonen der Patienten beim Überqueren der Grenze zu sehen.

Netanjahu im Weißen Haus

Israel bestätigte, dass am Montag indirekte Verhandlungen mit der Hamas über die zweite Phase der Waffenruhe beginnen sollen. Netanjahu reiste am Sonntag nach Washington, wo er am Montag Gespräche mit dem Sondergesandten von US-Präsident Donald Trump für den Nahen Osten, Steve Witkoff, führen wollte.

Im Anschluss werde Witkoff mit Vertretern der Vermittler Katar und Ägypten sprechen, wie Netanjahus Büro mitteilte.

Netanjahu wird am Dienstag überdies als erster ausländischer Regierungschef seit dem neuerlichen Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Für Netanjahu zählt dies als ein Beweis „für die Stärke des israelisch-amerikanischen Bündnisses“ sowie für „die Stärke unserer persönlichen Freundschaft“.

Israels Regierungschef will bei seinem Treffen mit Trump über „entscheidende Themen“ für Israel und die Nahost-Region sprechen. Dazu gehörten „ein Sieg über die Hamas, die Freilassung aller unserer Geiseln und die Auseinandersetzung mit der iranischen Terror-Achse und allen ihren Bestandteilen“, wie Netanjahu vor seiner Abreise in die USA sagte.

Die iranische Achse bedrohe Israel, den Nahen Osten und die ganze Welt, sagte der Regierungschef. Zu Irans Verbündeten zählen neben der Hamas in Gaza die von Israel ebenfalls militärisch geschwächte Hisbollah im Libanon sowie die Huthi-Miliz im Jemen.

Nach Medienberichten streben Trump und Netanjahu ein Normalisierungsabkommen mit Saudi-Arabien an.

Israelische Soldaten während einer militärischen Razzia im Lager al-Fara für palästinensische Flüchtlinge südlich von Dschenin, 2. Februar 2025. Foto: Jaafar Ashtiyeh/AFP via Getty Images

Unmittelbar vor Trumps Amtsantritt am 20. Januar hatten Israel und die Hamas ein Waffenruhe-Abkommen geschlossen. Auch Trump und Witkoff beteiligten sich an der Vermittlung.

In der ersten sechswöchigen Phase des Abkommens sollen die Hamas und mit ihr verbündete Gruppen 33 israelische Geiseln im Gegenzug für die Freialssung hunderter palästinensischer Häftlinge übergeben.

In der zweiten Phase des Abkommens sollen alle verbliebenen Geiseln an Israel übergeben und ein endgültiges Ende des Gaza-Kriegs erreicht werden.

Palästinenser umsiedeln?

Mehrere einflussreiche arabische Staaten haben derweil den Vorschlag von Trump zurückgewiesen, Palästinenser aus dem Gazastreifen umzusiedeln.

Trump hatte zuvor Ägypten und Jordanien ins Gespräch gebracht. Sein US-Sonderbotschafter für den Nahen Osten, Steve Witkoff, bezeichnete den Gazastreifen wegen der Kriegsschäden als „unbewohnbar“.

Das könne vorübergehend oder langfristig sein, hatte er zuletzt gesagt. Er argumentierte damit, der Gazastreifen sei buchstäblich eine Abrissbrache, fast alles werde abgerissen, und die Menschen stürben dort.

Die Außenminister Ägyptens, Jordaniens, Katars, Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate sowie Spitzenvertreter der Palästinensische Autonomiebehörde und der Arabischen Liga teilten mit, eine Umsiedlung gefährde die Stabilität der Region und verlängere den Konflikt.

Die Rechte der Palästinenser dürften nicht verletzt werden, „ob durch Siedlungs-Aktivitäten, Ausweisung oder die Zerstörung von Häusern oder Annexion“, hieß es weiter.

Das gelte auch für den „Transfer oder die Entwurzelung von Palästinensern von ihrem Land in irgendeiner Weise oder unter irgendwelchen Umständen und Begründungen“.

(afp/dpa/red)

 

 



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