„Weit über 300.000“ statt 40.000 Soldaten: Nato rüstet massiv auf
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges will die Nato künftig „weit über 300.000 Soldaten“ in erhöhte Bereitschaft versetzen, statt bisher rund 40.000. Das kündigte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Montag vor dem Gipfeltreffen der Allianz in Madrid ab Mitte der Woche an. Die Türkei dämpfte im Streit um die Beitrittswünsche Schwedens und Finnlands die Hoffnungen auf einen baldigen Durchbruch.
Stoltenberg sprach in Brüssel von der „größten Neuaufstellung unserer kollektiven Verteidigung und Abschreckung seit dem Kalten Krieg“. Nach seinen Angaben wollen die Staats- und Regierungschefs der 30 Mitgliedsländer am Mittwoch und Donnerstag in der spanischen Hauptstadt ein neues Truppenmodell verabschieden.
Nach der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar hatte die Nato rund 40.000 Soldaten ihrer schnellen Eingreiftruppe (Nato Response Force, NRF) in Alarmbereitschaft versetzt. Diese Truppen unter Nato-Kommando sollen nach Diplomatenangaben abgelöst werden durch einsatzbereite Kräfte in den jeweiligen Mitgliedstaaten.
Insgesamt soll die Militärführung damit künftig über ein Kontingent von mehr als 300.000 Kräften verfügen. Ein Nato-Mitarbeiter sagte, geplant sei „ein größerer Pool von Truppen in hoher Einsatzbereitschaft zu Land, zu See, in der Luft und für die Cyberverteidigung“. Die Pläne sollen nach dem Gipfel konkretisiert werden. „Der Übergang zu dem neuen Modell soll 2023 abgeschlossen werden“, hieß es in Brüssel.
Truppenaufstockung an der Nato-Ostflanke
Zudem sollen die bestehenden multinationalen Gefechtsverbände im Osten der Allianz aufgestockt werden. Zur Stärkung der Ostflanke der Nato soll ein Vorschlag Deutschlands als Modell dienen. Die Bundeswehr könnte demnach in Litauen mit etwa 1.500 Soldaten die Führung einer „Kampfbrigade“ übernehmen, die aber nicht ständig präsent ist. Die Kräfte würden zeitlich befristet für gemeinsame Trainingseinheiten mit litauischen Soldaten ins Baltikum entsandt werden.
Ähnliche Brigaden sollen auch für die anderen Baltenstaaten aufgebaut und im Notfall kurzfristig entsandt werden. Ein ähnliches Modell könnte es laut Stoltenberg für Polen geben. Zu den Brigaden – Einheiten von 3.000 bis 5.000 Soldaten – kommt militärische Ausrüstung, die im Osten vorgehalten werden soll.
Schweden und Finnland sprechen mit Türkei über Nato-Beitritt
Eigentlich sollte auf dem Nato-Gipfel in Madrid die geplante Erweiterung um die EU-Staaten Finnland und Schweden gefeiert werden. Doch das Nato-Mitglied Türkei blockiert die Beitrittsgesuche der beiden nordischen Länder. Ankara wirft ihnen insbesondere vor, Mitgliedern der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) Schutz zu gewähren.
Schweden und Finnland wollen am Dienstag in Madrid erneut das Gespräch mit der Türkei suchen. Die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson und der finnische Staatschef Sauli Niinistö kommen dafür mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammen. Stoltenberg nimmt als Vermittler teil.
Andersson äußerte bei einem Besuch im Nato-Hauptquartier am Montag die Hoffnung auf Bewegung der Türkei „in der nahen Zukunft, idealerweise vor dem Gipfel“. Ein Berater Erdogans hatte zuvor betont, dessen Reise nach Madrid bedeute „nicht, dass wir von unserer Position zurücktreten“.
Bei dem Spitzentreffen will die Nato auch ihr neues strategisches Konzept verabschieden. Darin sollen die Beziehungen zu Russland und China grundlegend neu definiert werden. (afp/dl)
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