Weißrussland: Hoffnung für deutschen Todeskandidaten – es soll Verhandlungen zwischen Diplomaten geben
Mit einem dringlichen Appell hat sich ein 30-jähriger deutscher Staatsangehöriger im Fernsehsender „Belarus-1“ an die deutsche Regierung gewandt. Dies hat die russische Nachrichtenagentur „TASS“ am Freitag, 26. Juli, gemeldet. Ein weißrussisches Gericht hatte den im November 2023 inhaftierten Rico Krieger am 24. Juni in sechs Anklagepunkten, darunter Terrorismus, schuldig gesprochen. Nun droht dem 30-Jährigen die Vollstreckung eines Todesurteils durch Genickschuss.
„Kastuś Kalinoŭski Regiment“ will nach der Ukraine auch Weißrussland „befreien“
Wie die belarussische Oppositionsgruppe Viasna gegenüber BBC einräumt, soll Krieger mit dem „Kastuś Kalinoŭski Regiment“ in Verbindung gestanden haben. Diese 2022 gegründete Freiwilligenmiliz umfasst vor allem weißrussische Staatsangehörige. Diese haben sich zum Ziel gesetzt, im Ukraine-Krieg aufseiten Kiews zu kämpfen.
Allerdings hat die Vereinigung auch noch weiter reichende Ziele. Das Motto des Regiments lautet „Erst die Ukraine, dann Belarus“ – was bedeutet, dass man im Fall eines positiven Abschlusses der Mission in der Ukraine auch für einen Regimewechsel in Minsk kämpfen will. Der Namensgeber des Regiments, ein belarussisch-polnischer Autor, war 1864 ebenfalls zum Tode verurteilt worden – wegen einer Revolte gegen das Zarenreich.
Auf seinem LinkedIn-Profil gibt Krieger an, zuletzt als medizinisch-technischer Assistent für das Deutsche Rote Kreuz gearbeitet zu haben. Von Oktober 2014 bis September 2017 war der gelernte Kfz-Mechatroniker demnach jedoch auch in Berlin als „Armed Special Security Officer“ für das US-Außenministerium tätig.
SBU soll Krieger im Oktober 2023 angeworben haben
Die gegen ihn gerichtete Anklage vor dem Gericht der Region Minsk lautete neben Terrorismus auch auf Zusammenarbeit mit einem ausländischen Geheimdienst. Dabei soll er Handlungen begangen haben, die vorsätzlich gegen die nationale Sicherheit Weißrusslands gerichtet gewesen seien. Krieger soll eine extremistische Organisation gegründet, sich an dieser als Söldner beteiligt und für diese Freiwillige geworben haben.
Die schwerwiegendste Anklage betraf jedoch den Terrorismus selbst. In diesem Zusammenhang soll Krieger illegal Sprengstoff besessen und mitgeführt haben. Diesen habe er in weiterer Folge verwendet, um einen potenziell tödlichen Anschlag auf eine Verkehrsverbindung zu verüben.
Einem Bericht des Mediums „SB. Belarus Today“ zufolge hatte der ukrainische Geheimdienst SBU den Deutschen am 20. September 2023 dafür rekrutiert. Am 2. Oktober soll er als Tourist nach Weißrussland eingereist sein, er habe dabei Mobiltelefone und eine Drohne im Besitz gehabt.
„Glück, dass niemand getötet oder verletzt wurde“
Krieger soll einen Auftrag zur Aufklärung und zum Fotografieren von Zielen in Osipovichi, Region Mogilev, erhalten haben. Später soll man ihm Koordinaten und ein Foto eines Verstecks zugänglich gemacht haben, das einen improvisierten Sprengsatz enthielt. Zudem habe der SBU Krieger Anweisungen gegeben, diesen an einer Eisenbahnlinie anzubringen.
Am 5. Oktober soll er drei Kilogramm hochexplosives Oktogen in der Nähe des Bahnhofs Ozerischa zur Detonation gebracht haben. Die Explosion erfolgte, bevor ein Personenzug in den Bahnhof einfahren sollte. Tags darauf wollte Krieger sich dem Bericht zufolge von Minsk nach Baku absetzen.
Krieger hatte sich in allen Anklagepunkten schuldig bekannt und vom „größten Fehler seines Lebens“ gesprochen. In seinem Interview mit „Belarus-1“ erklärte er, er bereue „jede einzelne Sekunde“ und könne „nur von Glück reden, dass niemand getötet oder verletzt wurde“. Er gab seiner Hoffnung auf eine Begnadigung durch den seit 1994 regierenden weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko Ausdruck.
Gleichzeitig warf er den deutschen Behörden vor, nicht genug für die Abwendung der Vollstreckung des Todesurteils zu tun. Krieger erklärte, sich jüngst auch mit deutschen Diplomaten getroffen zu haben. Diese hätten jedoch erklärt, dass die deutsche Regierung „in dieser Situation nichts tun“ könne.
Weißrussland wirft dem Westen Putschambitionen vor
Die EU erkennt Lukaschenko seit der nach westlicher Darstellung „gefälschten“ Präsidentenwahl 2020 nicht mehr als legitimes Staatsoberhaupt an. Die Regierung in Minsk, die als enger Verbündeter der Russischen Föderation gilt, spricht jedoch im Zusammenhang mit den Protesten im Anschluss an die Wahl von einem „Putschversuch“ des Westens nach Vorbild des „Euromaidan“ in der Ukraine.
Mittlerweile sind die diplomatischen Beziehungen zwischen EU-Ländern und Weißrussland auch durch mehrere Sanktionspakete aus Brüssel belastet. Diese wurden als Reaktion auf die Entscheidung Minsks verhängt, Russland zu erlauben, das Territorium von Belarus als Operationsgebiet im Zusammenhang mit seiner Militäroffensive in der Ukraine zu nutzen.
Dennoch scheint es zumindest in Sachen Rico Krieger mittlerweile Gesprächskanäle zu geben. Am vergangenen Samstag äußerte der weißrussische Außenminister Anatoly Glaz gegenüber Nachrichtenagenturen, man habe deutschen Diplomaten in Gesprächen „Lösungen“ vorgeschlagen.
Gefangenenaustausch gegen „Tiergartenmörder“?
Das Bundesaußenministerium bestätigte, dass die Todesstrafe eine „grausame und unmenschliche Form der Bestrafung“ sei, die Deutschland „unter allen Umständen“ ablehne. Ein jüngster Empfang Lukaschenkos durch den Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, auf der Klosterinsel Walaam nährte in deutschen Medien Spekulationen.
Demzufolge soll Russland einen Gefangenenaustausch anstreben, der mit einer Freilassung jenes russischen Staatsangehörigen enden soll, der wegen des sogenannten Tiergartenmordes in Deutschland inhaftiert ist. Bestätigungen bezüglich dieser Berichte von russischer Seite gibt es nicht.
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