Weißes Haus: Wirtschaftsberater Larry Summers geht

Man mag Larry Summers zu seinem Abschied aus dem Weißen Haus vieles vorwerfen. Nur eines bestimmt nicht: eine graue Maus im politischen Einheitsbrei gewesen zu sein.
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Foto: Olivier Douliery-Pool/Getty Images
Epoch Times23. September 2010

Ein glatter Politiker ohne Ecken und Kanten zu sein – nein, dieser Vorwurf kann Larry Summers, dem scheidenden Wirtschaftsberater von US-Präsident Obama, nicht gemacht werden. Sein Harvard-Kollege Niall Ferguson beschreibt ihn in dem Blog „The Daily Beast“ als jemanden, der es schafft, „in kürzester Zeit die Mehrzahl der Anwesenden in einem Raum zu vergraulen.“ Sprüche wie „Es gibt Idioten – sehen Sie sich um“ seien charakteristisch für Summers, kämen bei vielen jedoch nicht so gut an.

Die intellektuelle Kapazität des als „Whiz Kid“, als „Wunderkind“ geltenden Larry Summers ist legendär. Er war im Jahr 2001 mit 46 Jahren der jüngste Präsident der Harvard-Universität, die nicht nur wegen ihres Einflusses als eines der wichtigsten Unternehmen der Welt gilt. Und zuvor mit 28 der jüngste ordentliche Professor, den die 400 Jahre alte Universität hatte. Der Jahresumsatz von Harvard liegt bei knapp vier Milliarden Dollar.

„Wenn es eine Schwachstelle in einer wissenschaftlichen Arbeit gibt, dann findet er sie“, so Ferguson über Summers, der nun wieder als Wirtschaftsprofessor nach Harvard zurückgekehrt. „Und dann nennt er Dich einen Idioten.“ Nicht alle kamen damit zurecht, und so musste er seinen Job als Chef der einflussreichsten amerikanischen Universität frühzeitig räumen.

Wer damit zurechtkäme, bekomme im Gegenzug für die Beschimpfung eine intellektuell geschliffene Analyse präsentiert – auch dafür ist Summers bekannt. Eine dieser Analysen in seiner Zeit als Chefökonom bei der Weltbank beschäftigte sich mit dem Export von Giftmüll in Entwicklungsländer. Summers erntete harsche Kritik für seine Aussagen, diese Länder seien „unterverschmutzt“.

Wegbereiter der Weltwirtschaftskrise?

Die Geschichte muss erst darüber entscheiden, ob Larry Summers als einer der Wegbereiter aus der größten Wirtschaftskrise der Geschichte oder als Wegbereiter in diese Krise bekannt wird. Für die erstere Interpretation spricht seine Rolle als Wirtschaftsberater von US-Präsident Obama, der maßgeblich das Krisenmanagement geprägt hat. Die Experten sind hier noch geteilter Meinung: Während die einen das 787-Milliarden-Dollar-Rettungspaket als Rettungsanker beurteilen, der schlimmeres abwendete, sehen die anderen gerade dieses Paket auf längere Sicht als Symptombekämpfung.

Für eine Rolle in der Geschichte als „Wegbereiter der Krise“ spricht, dass Summers in seiner Zeit als US-Finanzminister der Clinton-Administration den Glass Steagall Akt von 1933 außer Kraft setzte. Dieser regelte die strikte Trennung von Investment-Banking und Einlagengeschäften. Durch die Aufhebung wurde der Boom der Investmentbanken Anfang des neuen Jahrtausends erst möglich gemacht – und auch ihr rasanter Abstieg, der mit der Pleite von Lehman Brothers seinen bisherigen Höhepunkt fand.

Ex-Xerox-Chefin könnte Nachfolgerin werden

Mit Larry Summers verabschiedet sich bereits das dritte Kabinettsmitglied Obamas vor der Halbzeit seiner Präsidentschaft aus seiner Verantwortung. Und kehrt an eine Universität zurück. Ein üblicher Weg für Akademiker, wenn in Washington die Weichen neu gestellt werden. Dann heißt es erst mal „zurück in die Think Tanks“. Vor Summers hatten diesen Weg bereits Peter Orszag, ehemaliger Budget-Direktor, und Christina Romer, die Chefin der US-Wirtschaftsweisen, angetreten. Es sieht also alles nach einem Schwenk Obamas in Richtung der „Praktiker“ aus. Nun sollen also erfahrene Unternehmenslenker ans Ruder. Für die Position von Larry Summers ist die ehemalige Xerox-Chefin Anne Mulcahy der heißeste Kandidat. Sie belegt derzeit Platz 15 auf der Forbes-Liste der weltweit einflussreichsten Frauen, auf der Angela Merkel übrigens Rang 1 innehat. Sollte sie den Posten von Larry Summers bekommen, könnte sie in der Reihung schon bald aufsteigen.

Vorausgesetzt, sie würde sich lange genug in dieser Position halten. Denn die Luft für Wirtschaftsleute ist in Obamas Kabinett dünn. Aus seinem ursprünglichen Kabinett ist mittlerweile nur noch Finanzminister Timothy Geithner übrig. (fg)

Foto: Olivier Douliery-Pool/Getty Images


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