WEF betrachtet steigende Lebenshaltungskosten als weltweit größtes Risiko
Die „Lebenshaltungskostenkrise“ hat das Thema „Wetterextreme“ als dringlichstes und schwerwiegendstes Problem inzwischen abgelöst – so sehen das zumindest globale Manager, die sich vom 16. bis 20. Januar zum alljährlichen Weltwirtschaftsforum in die Schweiz begeben.
Dazu veröffentlichten die WEF-Mitglieder am 11. Januar, rund eine Woche vor ihrer Zusammenkunft in Davos, den Global Risks Report 2023: eine Umfrage, in der 1.200 „globale Risikoexperten, politische Entscheidungsträger und Branchenführer“ gebeten wurden, die größten Risiken zu benennen, mit denen die Welt wahrscheinlich konfrontiert sein wird.
Bericht zeichnet „düsteres Bild“
Der diesjährige Bericht zeichnet, wie auch die vorangegangenen, ein düsteres Bild der Welt. „Das nächste Jahrzehnt dürfte von Umwelt- und Gesellschaftskrisen geprägt sein, die durch die zugrunde liegenden geopolitischen und wirtschaftlichen Trends angetrieben werden“, heißt es darin.
„Wir haben eine Rückkehr der ‚alten‘ Risiken erlebt – Inflation, Lebenshaltungskostenkrisen, Handelskriege, Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern, weit verbreitete soziale Unruhen, geopolitische Konfrontationen und das Schreckgespenst eines Atomkriegs.“ Auf die Frage, welches globale Risiko sie in den nächsten zwei Jahren als größte Bedrohung für die Welt einstufen, nennen die meisten Befragten die „Lebenshaltungskostenkrise“.
Gleichzeitig betrachten die Umfrageteilnehmer das „Versäumnis, den Klimawandel einzudämmen“, als langfristigeres größtes globales Risikos für die nächsten zehn Jahre.
Im vergangenen Jahr stand der Themenpunkt „extremes Wetter“ noch an der Spitze der Liste der kurzfristigen (zwei-Jahres-)Risiken. Die Befragten des letzten Jahres betrachteten „Untätigkeit in der Klimakrise“ als größtes mittelfristiges (2-5 Jahre) bzw. langfristiges (10 Jahre) Risiko.
Olaf Scholz und Ursula von der Leyen nehmen teil
Wie „cash.ch“ berichtete, seien neben Bundeskanzler Olaf Scholz unter anderem Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin und Polens Präsident Andrzej Duda angekündigt. Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg würden sprechen.
Aus Deutschland seien außerdem Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Arbeitsminister Hubertus Heil als Teilnehmer von Podiumsdiskussionen vorgesehen. Christine Lagarde wird die Europäische Zentralbank EZB vor Ort vertreten.
US-Präsident Biden wird in diesem Jahr nicht teilnehmen. Zur US-Delegation gehören nach Angaben der US-Botschaft in der Schweiz der Klima-Sonderbeauftragte John Kerry, die Direktorin des nationalen Nachrichtendienstes, Avril Haines, der FBI-Direktor Christopher Wray, und die Handelsbeauftragte Katherine Tai.
Präsident Wladimir Putin dürfte dem Treffen zum zweiten Mal in Folge fernbleiben. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj will sich per Video zuschalten. Aus Peking war zuletzt noch nicht bekannt, wer zum Treffen kommt.
Kritik am diesjährigen WEF
Auch in diesem Jahr gibt es bereits im Vorfeld viele Äußerungen zu dem Treffen in den Schweizer Alpen. Auf Twitter hat sich der Hashtag #Davos zu einem Trend entwickelt.
Kritiker posten Videos mit ankommenden Autokolonnen, die sich dicht gedrängt den Berg hinaufschlängeln. Dabei bezeichnen sie die Teilnehmer als Heuchler, die gleichzeitig über die „Rettung des Planeten predigen“ würden.
Auch Bestsellerautor Marc Friedrich schreibt: „5.000 Soldaten beschützen 2.500 Gäste, die mit über 2.000 Privatflugzeugen anreisen und Gourmetessen gereicht bekommen. Der CO₂-Abdruck reicht von Casablanca bis nach Istanbul. Aber der Rest soll sparen, weniger verbrauchen, anders essen, teilen, zahlen.“
Ein schwedischer Journalist macht auf die Überprüfung der biometrischen Fingerabdrücke aller Teilnehmer vor dem Treffen aufmerksam. Danach würden diese von tausenden Soldaten überwacht. Seine Meinung dazu: „Sie wollen die totale Kontrolle.“
Twitter-CEO Elon Musk sieht das Ganze eher amüsant. Am 30. Dezember hatte er verkündet: „Mein Grund, die Einladung von Davos abzulehnen, war nicht, weil ich dachte, sie seien in teuflische Intrigen verwickelt, sondern weil es absolut langweilig klang.“
Ein Großteil der Gespräche in den Hinterzimmern
Das WEF-Treffen findet, wie immer, seit dem Jahr 2003 in Davos statt. Fünf Tage lang treffen sich 400 Vertreter von Regierungen und der Politik aus der ganzen Welt, 600 Firmenchefs sollen anreisen, ebenso eine ganze Reihe von Prominenten. Bundeskanzler Scholz (SPD) wird als einer von mehr als 50 Staats- und Regierungschefs teilnehmen.
Wie üblich wird auch in diesem Jahr ein Großteil der Gespräche hinter verschlossenen Türen in Fünf-Sterne-Hotels stattfinden, wo Firmenchefs und Investoren Deals ausloten und netzwerken.
Gegner des Forums kritisieren seit jeher, dass das WEF nur als Rahmen für diese Hinterzimmertreffen genutzt wird. „In vier Tagen in einer Privatsuite können sie mehr Geschäfte machen als in vielen Monaten, in denen sie um die Welt fliegen“, sagte etwa der Ökonom und Autor Peter Goodman.
WEF-Vorsitzender Klaus Schwab sieht KPC als Vorbild
Das Thema des Gipfeltreffens 2023 lautet „Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt“. Es wird wie üblich vom WEF-Gründer und -Vorsitzenden Klaus Schwab geleitet, einem Verfechter des „Great Reset“. Demnach sollte die Gesellschaft nicht zur Normalität vor der Corona-Pandemie zurückkehren, sondern die Gelegenheit nutzen, ihre Lebens- und Wirtschaftsweise grundlegend zu ändern.
Laut NZZ habe Schwab nach einer Medienkonferenz am vergangenen Dienstag verkündet, dass es nur Lösungen geben würde, wenn Regierungen, Wirtschaft und Organisationen zusammenarbeiteten. Entscheidend sei, dass die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltiger werden müsse. Dabei dürfe niemand zurückgelassen werden.
Im November hatte er gegenüber chinesischen Staatsmedien mitgeteilt, die Kommunistische Partei Chinas sei ein „Vorbild“ für andere Nationen.
Das WEF war im Jahr 2020 auf heftige Kritik gestoßen, als Schwab verkündete, dass er die Pandemie als „enges Zeitfenster, um unsere Welt zu überdenken, umzugestalten und einen Neustart zu machen“, betrachte.
Laut Schwab muss die Menschheit „völlig neue Grundlagen für unsere wirtschaftlichen und sozialen Systeme schaffen“, um eine gesündere, nachhaltigere und wohlhabendere Welt zu bilden. Er argumentierte, dass dieser massive, längst überfällige Neustart aufgrund der „Veränderungen, die wir bereits als Reaktion auf COVID-19 gesehen haben“, möglich geworden ist.
Dadurch seien die Menschen auf der ganzen Welt gezwungen worden, ihre Lebensweise radikal zu ändern und das aufzugeben, was vor der Pandemie als unverzichtbar galt.
(mit Material von The Epoch Times und afp)
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