Was Israel fordert: Hisbollah soll sich 30 Kilometer zurückziehen – gegenseitige Angriffe

Israel hat seit gestern rund hundert Angriffe auf Waffensysteme der Hisbollah verübt – nach einem schweren Raketenbeschuss aus dem Libanon. Frankreichs Präsident Macron rief die politische Führung in Beirut dazu auf, einen Krieg zu verhindern.
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Rauchschwaden am 19. September 2024 im südlibanesischen Grenzgebiet von Alman al-Shumariyah.Foto: Ammar Ammar/AFP via Getty Images
Epoch Times20. September 2024

Israel hat seit dem gestrigen Nachmittag laut eigenen Angaben hundert Angriffe auf Waffensysteme der Hisbollah-Miliz im Land verübt. Auch „Terror-Infrastruktur“ und ein Waffendepot der Hisbollah im Südlibanon wurden attackiert.

Die Luftangriffe erfolgten nach einem schweren Raketenbeschuss aus dem Libanon auf Gemeinden im Norden Israels, wie die „Times of Israel“ berichtete. Dabei gab es zwei Tote und acht Verletzte unter den israelischen Soldaten und Reservisten.

Demnach möchte die Armee die Rückkehr der Zehntausenden aus dem Norden Israel geflüchteten Bewohner in ihre Häuser erreichen, ohne jedoch den Konflikt mit der Hisbollah zu einem regionalen Krieg auszuweiten.

Macron setzt sich für den Libanon ein

Unterdessen erklärten US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dass eine diplomatische Lösung des Konflikts weiterhin möglich sei.

„Niemand hat Interesse an einer Eskalation“, sagte Macron in einer an das libanesische Volk gerichteten Videoansprache, die in den Online-Medien veröffentlicht wurde. Frankreich stehe an der Seite des Libanon.

Er rief die politische Führung in Beirut dazu auf, einen Krieg zu verhindern. „Der Libanon kann nicht mit der Angst vor einem bevorstehenden Krieg leben“, sagte er. „Wir müssen dieses Schicksal ablehnen.“

Krankenwagen versammeln sich am Eingang des American University of Beirut Medical Centers, nachdem Explosionen mehrere Hisbollah-Hochburgen in ganz Libanon getroffen haben. Foto: ANWAR AMRO/AFP via Getty Images

Macron telefonierte laut Angaben des Präsidialamtes am Donnerstag mit dem libanesischen Regierungschef Nadschib Mikati, dem Parlamentsvorsitzenden Nabih Berri und Armeechef Joseph Aoun. Zudem habe Macron mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu telefoniert.

Im Libanon agiert die schiitisch-islamistische Hisbollah sowohl als politische Partei als auch als bewaffnete Miliz. Gegründet 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs als antiisraelische Miliz kontrolliert sie weite Teile des Libanon sowohl militärisch als auch politisch. Ob sich die politische Führung des Libanon gegen die Hisbollah durchsetzen kann, ist fraglich.

Von vielen Ländern, darunter Deutschland, wird die Hisbollah als Terrororganisation eingestuft. Ihr Ziel ist die Vernichtung des Staates Israel.

USA an Hisbollah: Stellt die terroristischen Angriffe ein

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, rief die Hisbollah zur Einstellung ihrer „terroristischen Angriffe“ auf Israel auf.

Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah könnte die Angriffe auf Israel stoppen – „und ich garantiere Ihnen, dass wir in diesem Fall Israel die Notwendigkeit klarmachen würden, sich seinerseits ruhig zu verhalten“, sagte Miller am Donnerstag in Washington.

Solange die Hisbollah aber ihre Angriffe fortsetze, „wird Israel selbstverständlich militärische Maßnahmen zur Verteidigung ergreifen“, sagte Miller.

Die USA setzten sich weiterhin bei allen Parteien dafür ein, den Konflikt nicht zu eskalieren und die Spirale der Gewalt nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Am Ende dieser Bemühungen solle eine Waffenruhe im Gazastreifen erlangt werden. Die Sprecherin des Weißen Hauses sagte: „Eine diplomatische Lösung ist die beste Option.“ Präsident Biden halte diese für möglich.

Was Israel fordert: Hisbollah soll sich 30 Kilometer zurückziehen

Israel will derweil durch militärischen und diplomatischen Druck erreichen, dass der Beschuss des Nordens aufhört und die Hisbollah sich hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es eine UN-Resolution vorsieht.

Danach sollen rund 60.000 Menschen, die sich aus der Region an der Grenze zum Libanon in andere Landesteile in Sicherheit bringen mussten, in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren können.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant kündigte an, Israel werde die Angriffe auf die Hisbollah fortsetzen. „Die Serie unserer Militäraktionen wird weitergehen“, sagte er. „Mit der Zeit wird die Hisbollah einen wachsenden Preis zahlen.“

Aus dem Südlibanon abgefeuerte Raketen werden vom israelischen Luftabwehrsystem Iron Dome über der Region Obergaliläa im Norden Israels abgefangen, 18. September 2024. Foto: Jalta Marey/AFP via Getty Images

Israels Armee untersucht derzeit einen Vorfall, bei dem Soldaten im Westjordanland die Leichen von mutmaßlichen palästinensischen Militanten von einem Dach gestoßen haben. Das Militär sprach von einem „schwerwiegenden Vorfall“, der nicht mit den Werten der israelischen Armee und den Erwartungen an ihre Soldaten übereinstimme.

Videos, die in sozialen und israelischen Medien verbreitet wurden, zeigen, wie drei Soldaten die bei einem Armeeeinsatz am Donnerstag nahe Dschenin getöteten Personen von einem Dach werfen beziehungsweise treten. Die Aufnahmen sorgten auch in Israel für Entsetzen.

Medienberichten zufolge befanden sich die Palästinenser auf dem Dach eines von israelischen Einsatzkräften umstellten Hauses in der Nähe der Stadt Dschenin. Nach einem Bericht der „Times of Israel“ soll sich eine von Israel gesuchte Person in dem Gebäude versteckt haben.

Hisbollah will Rache für die Pagers- und Walkie-Talkies-Aktion

Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon hat sich deutlich zugespitzt, nachdem am 17. und 18. September hunderte Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah-Miliz zeitgleich explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen der Geräte wurden 37 Menschen getötet und fast 3000 verletzt.

„Kurzfristig ist dies eine außerordentliche taktische Leistung“, sagte Eyal Pinko, ein ehemaliger israelischer Geheimdienstmitarbeiter, dem „Wall Street Journal“. „Langfristig gesehen bringt das keinen militärischen oder politischen Erfolg“, meinte er.

Auch der Iran drohte Israel mit einer „vernichtenden“ Reaktion. Nasrallah kündigte an, den Beschuss Nordisraels fortzusetzen. Der „Widerstand im Libanon“ werde seine Angriffe auf Israel nicht einstellen, bevor die „Aggressionen (Israels) gegen Gaza“ aufhörten, sagte er in seiner im Fernsehen übertragenen Rede.

Pager: Taiwan, Bulgarien?

Die taiwanische Staatsanwaltschaft befragte nach eigenen Angaben den Chef der Firma Gold Apollo als Zeugen. Das Unternahmen war durch einen Bericht der „New York Times“ in den Fokus geraten.

Auch eine Frau mit Verbindungen zu der ungarischen Firma BAC Consulting KFT wurde in Taiwan vernommen. Sie soll demnach eine Firma namens Apollo Systems in Taipeh aufgebaut haben.

BAC hatte die Pager, die später im Libanon explodierten, nach Angaben der Firma Gold Apollo unter Verwendung ihres Markennamens hergestellt. Die Chefin von BAC bestritt jedoch, die Geräte produziert zu haben und erklärte, lediglich als Zwischenhändlerin zu arbeiten.

Die bulgarischen Behörden schlossen derweil aus, dass die Pager von einer in Sofia ansässigen Firma „importiert, exportiert oder hergestellt wurden“. Das Unternehmen Norta Global war in einem Bericht der ungarischen Website „Telex“ mit den Pagern in Verbindung gebracht worden.

Auf Antrag Algeriens hat der UN-Sicherheitsrat für Freitag eine Dringlichkeitssitzung einberufen, an der auch der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib teilnehmen soll, wie diplomatische Quellen AFP mitteilten.

US-Fluglinie setzt Flüge nach Tel Aviv aus

Aufgrund der Spannungen verlängert die US-Fluglinie Delta die Aussetzung ihres direkten Flugverkehrs zwischen den USA und Israel bis Ende des Jahres.

Delta-Flüge zwischen dem New Yorker Flughafen JFK und Tel Aviv würden bis zum 31. Dezember „aufgrund anhaltender Konflikte in der Region“ pausiert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Dies bedeute, dass es zwischen den USA und Israel keine direkten Flüge mehr gebe. Ursprünglich war die Verbindung bis Ende Oktober ausgesetzt worden.

Auch die Lufthansa hatte ihren Flugstopp nach Tel Aviv und Teheran am Donnerstag verlängert, allerdings nur bis zum kommenden Dienstag. Auch der Lufthansa-Flugstopp für die libanesische Hauptstadt Beirut war bis zum 26. Oktober verlängert worden. Air France setzte seine Flüge nach Beirut und Tel Aviv zunächst bis zum heutigen Freitag aus.

(afp/dpa/red)



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