Warum ist in Paris gelungen, was in Kopenhagen scheiterte?
DRUCK: Der öffentliche Druck ist größer geworden. Skeptische Haltungen zum Klimawandel sind inzwischen marginal. Auch in vielen Entwicklungsländern hat sich die Einstellung gewandelt: Sie sind nun bereit, sich selbst ehrgeizigere Klimaschutzziele zu geben und nicht nur auf die historische Verantwortung der Industrieländer zu verweisen. Ein Grund dafür ist, dass Wetterkatastrophen zugenommen haben, die arme Länder besonders hart treffen – sie spüren schon jetzt die Folgen des Klimawandels. In Europa hat in den letzten Monaten das Argument, durch Klimaschutz auch künftige Fluchtursachen zu bekämpfen, an Bedeutung gewonnen.
AUS FEHLERN GELERNT: Die französischen Gastgeber haben sich ganz genau angeschaut, was bei früheren Klimakonferenzen schief lief. Eine Konsequenz daraus war, dass die Staats- und Regierungschefs ganz am Anfang für einen Tag nach Paris kamen, um den Gesprächen Schwung zu geben. Bei den komplexen Verhandlungen über einzelne Textzeilen saßen sie dann aber nicht mit am Tisch. Das war in Kopenhagen ganz anders: Da kamen die Staatschefs ganz am Ende. Bis dahin hatten die jeweiligen Delegationen sich kaum bewegt und die Konferenz war nicht mehr zu retten.
DIPLOMATIE: Frankreich hat sein erfahrenes und gut ausgebautes Diplomatennetz seit Monaten in den Dienst der Klimakonferenz gestellt. Staatschef François Hollande hat den Deal zur Chefsache erklärt. Und während der Verhandlungen agierte Außenminister Laurent Fabius als Konferenzpräsident nach Einschätzung vieler Beobachter sehr geschickt: Er band alle wichtigen Gruppen ein und machte klare Ansagen zum Vorgehen.
ERWARTUNGEN: Die Erwartungen an den Gipfel waren schon im Voraus heruntergeschraubt worden. Weil die nationalen Klimaschutzpläne schon vorher vorgelegt wurden, musste darüber nicht gestritten werden. Zugleich war dadurch klar, dass in Paris das Zwei-Grad-Ziel nicht erreicht werden würde – stattdessen war es die Absicht, einen Mechanismus zu vereinbaren, mit dem die Ziele später verschärft werden könnten. Dabei waren die Widerstände geringer, als wenn man versucht hätte, einzelne Länder sofort zu schärferen Klimazielen zu drängen. Zugleich ist dies ein wesentlicher Kritikpunkt von Umweltschützern die sagen: Jetzt muss es erst richtig losgehen.
(dpa)
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