Warum Grönland (immer noch) unverkäuflich ist
US-Präsident Trump ist weder der erste Mensch, noch der erste amerikanische Präsident, der Grönland kaufen wollte. Bereits Harry S. Truman, 33. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, bot Dänemark eine beträchtliche Summe für die strategisch günstige gelegene Insel an. Auch Peking wollte erst kürzlich Grönland kaufen.
Strategisch am Polarkreis gelegen, befindet sich Grönland seit Langem in der Aufmerksamkeit der amerikanischen Politik. Bereits in den 1860er Jahren, als der 17. US-Präsident Andrew Johnson an der Macht war, überlegte er, Grönland zu kaufen. 1867 verhandelte der damalige Außenminister Westwart den Kauf Alaskas und schlug vor, dass Grönland und Island „ernsthaft in Betracht gezogen werden sollten.“
Angebot für Grönland folgt langer Tradition
Während Alaska für weniger als fünf Dollar pro Quadratkilometer, insgesamt 7,2 Millionen US-Dollar, den Besitzer wechselte, blieben die Dänen unnachgiebig. 1964 versuchte der damalige Präsident Truman erneut Grönland käuflich zu erwerben und bot 100 Millionen US-Dollar, in Gold. Dänemark lehnte erneut ab.
Der ausgehandelte Souveränitätserwerb ist ein langjähriges und völlig legitimes Instrument der Staatskunst, insbesondere in der amerikanischen Tradition. Auf diese Art und Weise haben die USA über ein Drittel ihres Territoriums erworben: Florida war einst spanisch. Luisiana – und große Teile des wilden Westen – gehörten Frankreich. Den südlichen Teil des heutigen Arizona und New Mexico kauften die Amerikaner Mexiko nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg 1853 ab und erwarben 14 Jahre später Alaska von Russland.
Tatsächlich haben auch Washington und Kopenhagen genau diese Art von Transaktionen bereits früher zu beiderseitigem Einverständnis durchgeführt, schreibt die New York Times.
1917 zahlte Präsident Woodrow Wilson – der große Verfechter der Selbstbestimmung – 25 Millionen Dollar für den Kauf der dänischen Westindischen Inseln, die seither als U.S. Virgin Islands bekannt sind“, heißt es weiter.
„Lasst es uns vor den Chinesen kaufen“
Der Kauf von Grönland würde nicht nur die amerikanische Tradition fortsetzten, sondern auch die Pläne Chinas durchkreuzen.
Damien Degeorges, ein auf Grönland-Angelegenheiten spezialisierter Berater, sagte, dass Trumps Interesse an Grönland nicht unangemessen sei. Er sagte, dass die Idee, Grönland für die Vereinigten Staaten zu kaufen, verstanden werden kann als: „Lasst es uns vor den Chinesen [der KP China] kaufen.“
Neben Amerika haben auch andere Nationen die strategische Bedeutung Grönlands erkannt. China beabsichtigte, in der Arktis und in Nordamerika Fuß zu fassen und versuchte 2016, eine alte amerikanische Marinebasis in Grönland zu kaufen, was die dänische Regierung verhinderte. Zwei Jahre später versuchte China, drei Flughäfen auf der Insel zu bauen, was erst nach intensiver Lobbyarbeit der Trump-Regierung bei den Dänen scheiterte.
Warum Grönland?
Oberflächlich betrachtet ist Grönland kaum mehr als Eis. Die wenigen grünen Küstengebiete bieten gerade genug Platz für knapp 56.000 Einwohner. Darüberhinaus bietet Grönland kaum touristische Attraktionen oder Sehenswürdigkeiten.
Man könnte also sagen, obwohl Grönland mit über 2,1 Millionen Quadratkilomtern die größte Insel der Welt ist, gibt es nicht viel zu sehen. Wie so oft, liegen die wahren Werte jedoch verborgen unter der Oberfläche. Grönland ist für die USA aus drei Gründen wertvoller, als gedacht:
1. Grönland ist reich an Mineralien und seltenen Erden
Grönland ist reich an einer Vielzahl von Mineralien, darunter Kohle, Zink, Kupfer, Eisenerz und seltene Erden. Zudem verfügt die Insel über Öl- und Gasvorkommen von bisher unbekanntem Ausmaß sowie eine gewaltige Menge Süßwasser, Fischressourcen, Meeresfrüchte und bietet günstige Bedingungen für erneuerbare Energien. Besonders wichtig sind jedoch die seltenen Erden.
Seltene Erden werden als „Industrievitamine“ bezeichnet. Es ist eine Kombination von 17 chemischen Elementen. Aufgrund ihrer einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften sind sie für viele Hightech-Produkte unerlässlich. Laut dem jährlichen Bericht des US Geological Survey vom Februar dieses Jahres stammten 2018 70,5 Prozent der weltweit verkauften Seltenerdmineralien aus China.
Mit Aufflammen des amerikanisch-chinesischen Handelskrieges drohte China, den Export von Seltenen Erden zu stoppen, sodass die USA gezwungen waren, nach alternativen Quellen zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt stammten 80 Prozent der in den USA verwendeten Seltenen Erden aus China.
Laut dem Bericht der britischen „Financial Times“ haben die Vereinigten Staaten vor kurzem vor diesem Hintergrund ein Memorandum mit Grönland unterzeichnet, um in den kooperativen Abbau von Seltenerdminen zu investieren. Schätzungsweise 38,5 Millionen Tonnen Seltenerdmineralien sollen in Grönland liegen, das entspricht etwa einem Viertel der weltweit bekannten Vorräte.
2. Grönlands strategisch-militärische Bedeutung
Einer der wichtigsten Gründe, warum die US-Regierung Grönland mehrmals kaufen wollte, war seine militärisch-strategische Bedeutung. Grönland ist seit dem Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Teil der US-Verteidigung. 1943 gründeten die Vereinigten Staaten den Luftwaffenstützpunkt Thule Air Base in Nordgrönland. Während des Zweiten Weltkriegs diente die Basis der Abwehr einer möglichen Bedrohung aus dem Dritten Reich, später war sie die erste Verteidigungslinie im Falle eines sowjetischen Angriffs.
Die Luftwaffenbasis Tuhle ist mit einem ballistischen Raketenwarnsystem und einem Satellitenortungssystem ausgestattet. Nach öffentlichen Informationen ist sie die Heimatbasis des globalen Netzwerksensors der zwölften Raumwarngruppe mit PAVE PAWS, der Informationen über Raketenwarnung, Weltraumüberwachung und -kontrolle an das North American Air Defense Command (NORAD) und den Space Commander der US Air Force liefert.
Auf military.com steht zu dieser Basis: Die Hauptmission dieser ungewöhnlichen Militärbasis ist die Zurverfügungstellung von Raketenwarn-Operationen. Zugleich obliegt ihr die generelle Weltraumkontrolle. Abgesehen davon, dass es sich um die nördlichste Basis der USA handelt, ist es auch der nördlichste Hafen in der Welt. Jedes Jahr finden über 3.000 Flüge statt.
Der strategische Wert Grönlands ist eng mit der neuen Nord-Ost- beziehungsweise Nord-West-Passage verbunden, die durch das Abschmelzen des Polareises entsteht. Die neue Route hat die Reisezeit des Seehandels erheblich verkürzt. Bisher mussten sich die Reedereien der Welt auf Panama- oder Suezkanal stützen.
3. Chinas aggressive Ausbeutung stoppen
Wie die Washington Post berichtete, sei nach dem Ende des Kalten Krieges der Einfluss der US-Regierung auf Grönland zurückgegangen. In den letzten Jahren haben die Kommunistische Partei Chinas und Russlands Regierung jedoch versucht, ihre Präsenz in Grönland auszubauen, was zu einer Änderung der US-Politik geführt hat. Tatsächlich haben die Vereinigten Staaten seit der Obama-Regierung eine aktivere Rolle in der Region gespielt.
Die Hua Post zitierte Jon Rahbek-Clemmensen, Professor der nationalen Verteidigungsakademie in Dänemark, als er sagte, dass Grönland immer völlig unabhängig von Dänemark sein wollte, aber sie brauchten ausländische Investitionen, um eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt kam China (die Kommunistische Partei) hinzu und war „sehr optimistisch, was Bergbau- und Infrastrukturinvestitionen in Grönland betrifft“, so Clemmensen.
Als die KP China den strategischen Rahmen der Seidenstraße „One Belt, One Road“ weltweit einführte, wurde auch die Arktis ein wichtiger Teil dieser Strategie. Im Januar 2018 veröffentlichte die Partei ein Whitepaper über die „Arktispolitik“, in dem sie erklärte, dass sie die „Eis-Seidenstraße“ mit allen Parteien bauen werde und behauptete, ein wichtiger Akteur in den arktischen Angelegenheiten und geografisch „naharktischen Ländern“ zu sein.
In den letzten Jahren hat die KP China ihre Investitionen in Grönland verstärkt und die Einrichtung von wissenschaftlichen Forschungsstationen, Satellitenbodenstationen, die Renovierung von Flughäfen und den Ausbau des Bergbaus vorgeschlagen, was bei der US-Regierung Besorgnis ausgelöst hat.
Daraufhin erklärte US-Außenminister Pompeo im Mai 2019 öffentlich, dass der Versuch der KP China, sich an der Arktis durch die Förderung von Infrastrukturprojekten und kommerziellen Investitionen zu beteiligen, geprüft werden müsse. Er leugnete auch, dass China ein „naharktisches Land“ ist und damit Anspruch auf Mitwirkung habe.
„Wenn man viel Geld in einen kleinen Inselstaat investiert, dann hat man vielleicht viel Einfluss“
Ein Bericht des Wall Street Journal vom Februar sagte, dass das Pentagon im vergangenen Jahr eine Warnung an Grönland gerichtet hat, weil sie glaubten, dass es eine beunruhigende Entwicklung im arktischen, eisbedeckten Gebiet gibt: Die KP China suche nach Mitteln, um in der Nähe der kanadischen Küste militärisch Fuß zu fassen.
Pentagon-Beamte äußerten Bedenken, ob die grönländische Regierung ein von China angebotenes Darlehen von bis zu 555 Millionen Dollar für Flughafenbauprojekte zurückzahlen könnte. Bei Nichteinhaltung der Zahlungsziele würde die chinesische Regierung wahrscheinlich die Kontrolle über die Start- und Landebahn übernehmen und damit effektiv dänisches Staatsgebiet kontrollieren.
Michael Sfraga, Direktor des Wilson Center for Polar Research, sagte dazu: „Wenn man viel Geld in einen kleinen Inselstaat investiert, dann hat man vielleicht viel Einfluss.“
Michael Aastrup Jensen, ein außenpolitischer Sprecher der dänischen gemeinsamen Regierungspartei (Venstre), sagte unverblümt:
Wir wollen keine kommunistische Diktatur in unserem eigenen Garten.“
Schließlich blockierten die Verbündeten der US-Koalition erfolgreich den Flughafenbau durch die KP China in Grönland. Dänemark wurde zu einem wichtigen Investor, und die Vereinigten Staaten boten an, Flughafeninfrastruktur zu spenden, um zivilen, militärischen oder Überwachungsflugzeugen zu helfen, an der Küste der Insel zu landen.
Pompeo: „Ich will nicht, dass die KP China die Verschmutzung Chinas in die Arktis bringt“
Als US-Außenminister Pompeo im Mai an der Sitzung des Arktischen Rates in Finnland teilnahm, betonte er, dass Chinas Investitionen in die Arktis nicht unwillkommen seien, aber die Vereinigten Staaten und die Arktisländer begrüßen „ein transparentes China, das wirtschaftliche Interessen und nationale Sicherheit zeigen kann.“
Zugleich sagte Pompeo, dass sich die Vereinigten Staaten verpflichten, die arktischen Ressourcen umweltverträglich zu nutzen. „Wir brauchen, und wir werden uns an die Lehren erinnern, die wir aus anderen Ländern gezogen haben. Das aggressive Verhalten der KP China an anderer Stelle sollte uns sagen, wie die KP China die Arktis behandeln kann und was wir tun sollten.“
Wollen wir, dass die gesamten arktischen Länder oder bestimmte indigene Gemeinschaften den alten Straßen von Sri Lanka und der ehemaligen malaysischen Regierung folgen und in die Falle von Schulden und Korruption tappen? Wollen wir, dass das Arktische Meer zu einem weiteren Südchinesischen Meer für Militarisierung und territoriale Konflikte wird? Wollen wir, dass chinesische Fischerboote in der empfindlichen arktischen Umwelt die gleichen ökologischen Schäden verursachen, die durch unbeaufsichtigte industrielle Aktivitäten in China verursacht werden? Ich denke, die Antwort ist ganz klar“, so Pompeo.
Grönland soll 2021 die „vollständige Unabhängigkeit“ erreichen
Historikern zufolge wurde Grönland durch nordische Seefahrer im 9. oder 10. Jahrhundert entdeckt, sie trafen dort auf die Inuit. Ab 1721 wurde die Insel von Dänen besiedelt und mit dem Kieler Frieden 1814 Dänemark zugesprochen. Zwischenzeitlich engagierte sich Norwegen und nahm einige Landstriche Grönlands in Besitz, bis 1933 vor dem Internationalen Gerichtshofs in Den Haag die Insel wieder Dänemark zugeschrieben wurde.
Im Zweiten Weltkrieg war Dänemark vom Deutschen Reich besetzt, und Grönland offiziell von Dänemark abgeschnitten. 1941 wurde die Errichtung von US-Basen auf Grönland vertraglich vereinbart. Seit 2009 verwaltet sich Grönland als „Anhängsel“ von Dänemark selbst, es ist kein Teil der EU. Offiziell gilt Königin Margrethe II. von Dänemark als Staatsoberhaupt.
Grönland ist nicht voll souverän, die „vollständige Unabhängigkeit“ soll das Land 2021 erreichen. Vor allem in außen- und sicherheitspolitischen Fragen entscheidet das dänische Parlament – und die NATO.
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