„Warten, bis wir sterben“ – Corona-Lockdown bei iPhone-Hersteller in China
Vor einigen Tagen berichteten die Nachrichtenagenturen über die dramatische Situation beim iPhone-Zulieferer Foxconn in der chinesischen Stadt Zhengzhou, Hauptstadt der Provinz Henan, mitten in China. Aufgrund der strengen staatlichen Null-COVID-Politik der Kommunistischen Partei hatten die Behörden einen Lockdown für das Industriegebiet mit dem Foxconn-Standort erlassen.
Laut der „New York Times“ vom 27. Oktober gab Foxconn in einer Erklärung an, dass eine „kleine Anzahl von Mitarbeitern zur Quarantäne aufgefordert worden sei“. Am 28. Oktober erklärte das Nationale Gesundheitsamt von China, dass tags zuvor in der Provinz Henan 20 positive Corona-Fälle gemeldet worden seien, alle in Zhengzhou. Mehrere Foxconn-Mitarbeiter teilten der Epoch Times jedoch mit, dass die Zahl der Infizierten viel höher sei als die offizielle Zahl.
China benutzt eine Pooling-Methode, um positive Fälle mit PCR-Tests ausfindig zu machen. Eine bestimmte Anzahl von Proben wird zu einem Pool zusammengefasst. Eine Stichprobe daraus entscheidet, ob der ganze Pool ausgewertet wird oder nicht. Eine von The Epoch Times eingesehene Mitteilung vom 25. Oktober berichtet von 3.967 eingesammelten Pools. Bis etwa 15 Uhr waren 1.500 Pools auf diese Weise abgearbeitet. Bei 91 Pools wurden „anormale“ Ergebnisse registriert. Das bedeutet, dass Personen positiv getestet worden sind.
Die Mitteilung gab keinen Aufschluss über die noch verbleibenden Pools und deren Ergebnis. Unklar sei auch, wie viele Proben in einem Pool zusammengefasst werden. Aber eine andere von The Epoch Times eingesehene Mitteilung berichtete, dass von den 40.000 Angestellten im Foxconn-Wohnheimkomplex in Zhangzhuang nur 8.000 wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt seien. Ein stellvertretender Generaldirektor mit dem Nachnamen Zhang habe angeordnet, dass 16.000 Mitarbeiter (aus den Quarantäneeinrichtungen) schnell entlassen werden sollen, wenn sie die entsprechenden Anforderungen erfüllen.
Flucht vor Chinas grausamen Lockdowns
Zahlreiche Arbeiter versuchten dem durch Flucht zu entkommen. Videos im Internet zeigten Massen an Menschen, die mit Koffern und Kartons beladen das Weite suchten, Zäune überkletterten und über Felder davonliefen. Mit ihrer Flucht wollten sie das Schicksal derer vermeiden, die vor Ort bleiben mussten oder nicht rechtzeitig wegkamen. Von Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Sicherheitspersonal wird berichtet.
Viele der Mitarbeiter konnten zu Fuß in ihre Heimatorte zurückkehren und Videos online stellen. Andere sind noch unterwegs. Die Epoch Times sprach mit Chen Hui (Pseudonym), einem Angestellten, der am 29. Oktober mit zwei Kollegen aus dem Foxconn-Industriepark geflohen war. „Im Bereich der Schlafsäle haben wir mit eigenen Augen gesehen, dass an einem Tag Dutzende oder Hunderte Positive weggebracht wurden.“ In der Quarantäne angekommen, habe sich keiner mehr um sie gekümmert. Er sei geflohen. Zwei Tage und eine Nacht war er unterwegs. Seinen Angaben nach seien viele Arbeiter geflohen. Man sei gemeinsam gereist, habe sich umeinander gekümmert. Er meinte, Zehntausende seien geflohen.
Chen Hui sagte auch, dass ihnen Dorfbewohner geholfen hätten: „Überall auf dem Weg waren diese Dorfbewohner, freundliche Leute, die uns Brot, Milch, Mineralwasser oder was auch immer mit auf den Weg gaben.“ sagte Chen Hui.
Das Leben der „Isolierten“
In diesem Zusammenhang kamen auch wieder die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter bei Foxconn ins Gespräch. Erschwerend kommt hinzu, dass Foxconn eigenen Angaben nach derzeit in Zhengzhou im „Pandemie-Modus“ arbeitet. Man verwende „Closed-Loop-Management“, ein offizieller Begriff für Mitarbeiter, die an ihrem Arbeitsplatz leben und den Kontakt mit der Außenwelt vermeiden.
Positiv getestete Arbeiter und deren enge Kontakte wurden in Schlafsälen oder provisorischen Quarantäneeinrichtungen (angemieteten Rohbauten) isoliert. Dies berichtet die Epoch Times USA nach Angaben der chinesischsprachigen Epoch Times, die mit Arbeitern gesprochen hatte, die in den Fabrikanlagen die teuren iPhones herstellen. Viele hatten sich auch über Internet Hilfe suchend an die Außenwelt gewandt. Es fehlen Lebensmittel und Medikamente. Manche informieren über die Zustände vor Ort, andere fürchteten, sich zu infizieren, weil es immer mehr positiv getestete Corona-Fälle gibt.
Die Foxconn-Mitarbeiterin Frau Zhao (Pseudonym), wohnt ebenfalls isoliert im Wohnheimkomplex Yukang North. Sie sagte der Epoch Times am 25. Oktober, in Yukang North gebe es weder Wasser noch Strom. Die Bewohner seien auch schon seit drei Tagen nicht mehr getestet worden.
Frau Zhang, aus Sicherheitsgründen ein Pseudonym, teilte der Epoch Times am 24. Oktober mit, wie es ihrer bei Foxconn angestellten Schwester ergangen ist. Sie wurde am 19. Oktober zusammen mit ihren Zimmerkollegen in den Foxconn-Schlafsälen in Yukang North eingesperrt, einem alten Wohnheimkomplex, der voll mit isolierten Angestellten sein soll. „Es ist sehr schmutzig im Gebäude. Es gibt Müll auf den Fluren und in den Zimmern“, sagte Frau Zhang. Doch die „Patienten“ müssten den Müll selbst beseitigen. War anfangs nur eine Person in der Umgebung der Schwester positiv getestet, lebten nun alle isoliert mit dieser Person zusammen. „Menschen, die ursprünglich negativ waren, wurden infiziert und sind positiv“, erklärte Frau Zhang. Am 22. Oktober seien drei weitere Personen positiv getestet worden und ihre Schwester habe leichtes Fieber (37,74 °C) bekommen – Medikamente jedoch keine. Essen gab es einmal am Tag. Es war bereits kalt bei der Ankunft.
Quarantäne im Rohbau
Dennoch wolle sie lieber in Yukang North bleiben als in den von Evergrande (Chinas Immobiliengigant) erschlossenen Rohbaugrundstücken. Dort seien die Bedingungen noch schlimmer. 20 Menschen seien in einem Raum eingesperrt, die Fenster seien vergittert worden – um Selbstmordversuche zu verhindern. Die Internetverbindung dort sei schlecht, so Zhao: „Es ist schwierig für Menschen, die dort isoliert sind, Informationen zu versenden.“ Zhao meinte noch resigniert: „Wenn wir hierbleiben, müssen wir warten, bis wir sterben.“
Über die Zustände in den Rohbauten berichtet Frau Yan (Pseudonym) der Epoch Times am 26. Oktober. In Zhengzhou ist Spätherbst. Laut Wettervorhersage der chinesischen Nachrichtenagentur „Netease“ sollen die Temperaturen in der Stadt an diesem Tag zwischen neun und 17 Grad gewesen sein. Frau Yans Mutter und ihre Schwester sind Angestellte von Foxconn. Sie sagte, dass ihre Mutter in dem Evergrande-Anwesen mit offener Fassade unter Quarantäne steht. Dort gebe es kaum etwas: „In einigen Zimmern gibt es kein Bett und die Menschen müssen auf dem nackten Boden schlafen. Es wird jetzt kalt“, sagte Yan.
Der Angestellte Dai Xiaoyong (Pseudonym) sagte der Epoch Times am 26. Oktober, dass es im Rohbau an Lebensmitteln mangele. Der Supermarkt in der Wohnanlage durfte nicht öffnen. „Es gab kein Essen und die Geschäfte waren geschlossen; so machten sich die Leute Sorgen. Hunderte Menschen brachen in einen verschlossenen Supermarkt ein und nahmen im Grunde genommen alles aus dem Supermarkt mit, was sie konnten.“ Es habe Auseinandersetzungen gegeben, zwischen Arbeitern und Sicherheitskräften in weißer Schutzkleidung.
郑州富士康华鸿宿舍骚乱,员工狂喷灭火器 pic.twitter.com/hDXoTVHh3H
— 小明 (@yulin18494807) October 30, 2022
Hungrige Schreie hinter Gittern
Herr Liu (Pseudonym) schilderte, dass hungrige Menschen durch die vergitterten Fenster der Rohbauten schrien, in der Hoffnung, Aufmerksamkeit von außen zu bekommen. Sie hätten die Leute draußen darum gebeten, ihnen Essen zu bringen.
Frau Liang (Pseudonym), eine Personalvermittlerin für den iPhone-Produzenten Foxconn, befindet sich ebenfalls in einer Quarantäneeinrichtung. „Einige der Arbeiter, die ich angeworben habe, haben Fieber bekommen. Sie haben keinen Zugang zu Medikamenten, niemanden, der sich um sie kümmert.“ Es gebe auch keine PCR-Tests für sie. Sie bat: „Bitte helfen Sie ihnen, Medikamente zu besorgen!“
Einem anderen Mitarbeiter nach seien bis zu 20.000 Menschen auf dem Rohbaugrundstück von Evergrande eingesperrt. Foxconn habe auch Wohnkomplexe und Hotels in anderen Gebieten zu Quarantänezwecken angemietet.
Foxconn: Milliarden „Made in China“
Foxconn (Hon Hai Technology Group) produziert rund 70 Prozent aller iPhones weltweit. Allein im Werk in Zhengzhou sollen der „New York Times“ nach und unter Berufung auf Ming-Chi Kuo, Analyst bei TF International Securities, einer Finanzdienstleistungsgruppe, „die Hälfte des weltweiten Angebots von Apple“ hergestellt werden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur „Reuters“ arbeiten dort etwa 300.000 Menschen. Foxconn selbst bezeichnet sich als „weltweit größten Elektronikhersteller“ mit 40 Standorten in China. Der Jahresumsatz 2021 wurde mit 206 Milliarden US-Dollar angegeben. Das neue iPhone 14 Pro kostet aktuell bei MediaMarkt stolze 1.945 Euro. Doch Foxconn, eigentlich ein taiwanisches Techunternehmen, produziert Apples iPhones in China dennoch unter Arbeitsbedingungen, wie sie in Taiwan wohl nicht möglich wären.
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