Warnung aus Italien: Deutschland darf im Kampf gegen Coronavirus nicht länger warten
In Italien kann auch mehr als einen Monat nach dem ersten Nachweis des Coronavirus an drei Personen im Land am 15. Februar und knapp zwei Wochen nach Anordnung eines Shutdowns für das gesamte Land noch keine Entwarnung gegeben werden. Zwar ist die logarithmische Kurve der aktiven Fallzahlen leicht abgeflacht, die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist jedoch weiterhin hoch. Nun warnen Experten aus dem Land ihre deutschen Kollegen vor einer ähnlichen Entwicklung hierzulande.
Am Sonntag (15.3.) hatte es in ganz Italien 3590 Neuinfektionen gegeben, am gestrigen Montag waren es 3233. Derzeit gibt es 23 073 aktive Fälle, womit Italien im weltweiten Vergleich schon mit deutlichem Vorsprung auf den Iran, Spanien und Südkorea auf Platz 2 liegt. Von diesen befinden sich 21 222 in einem nicht besorgniserregenden Zustand, 1851 in einem kritischen. Bis dato sind zudem 2749 Infizierte wieder geheilt, 2158 sind verstorben. Am Monatsanfang lag die Zahl der Todesfälle erst bei 41.
Lombardei nach wie vor überdurchschnittlich von Coronavirus betroffen
In Deutschland gab es am gestrigen Montag 1459 neu diagnostizierte Fälle, 245 mehr als am Tag davor und fast ein Drittel mehr als an den beiden Tagen des Wochenendes. Derzeit wird von 7997 aktiven Fällen insgesamt ausgegangen, zwei davon in kritischem Zustand. Von den abgeschlossenen Fällen sind 67 genesen und 20 verstorben.
Immer noch ist in Italien vor allem die norditalienische Lombardei in überdurchschnittlichem Maße betroffen. Mehr als die Hälfte aller Erkrankten im gesamten Land kommen von dort. Von dort kommt nun auch ein schriftlicher Hilferuf an den Staatspräsidenten Sergio Mattarella. Alessandro Vergallo, der Präsident der Vereinigung der Anästhesisten, schreibt:
Uns gehen die Vorräte an Masken mit erhöhtem Schutz aus, die wir auf der Intensivstation brauchen. Bei uns in der Lombardei werden die Vorräte nur noch ein paar Tage reichen.“
Dass bald auch Deutschland Zustände wie diese erleben könnte, davor warnt der Virologe Roberto Burioni, Professor an der Universität Vita-Salute San Raffaele in Mailand, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Unterschätzen Sie nicht die Gefahr. Italien hat das eine Woche lang getan.“
Italien und Österreich haben Regelungen stetig verschärft
Auch der Direktor des Forschungsinstituts Eurac Research in Bozen, Stephan Ortner, mahnt Deutschland, nicht mehr ohne Not mit einschneidenden Maßnahmen zuzuwarten:
Deutschland braucht eine Vollbremsung, einen Lockdown, mindestens so, wie ihn Italien jetzt hat. […] Wenn Deutschland das nicht sofort macht, bekommt man auch dort die Zahlen nicht mehr in den Griff.“
Mittlerweile gilt in Italien de facto eine Ausgangssperre, wie sie auch Österreich am Sonntag verkündet hatte. Die Bürger sind aufgefordert, zu Hause zu bleiben, es gelten nur Ausnahmen für dringliche Angelegenheiten wie Einkauf, nicht aufschiebbare Arbeiten oder Spaziergänge mit Hunden oder Einzelpersonen aus demselben Haushalt. Bars, Restaurants und Läden, die nicht der unmittelbar notwendigen Versorgung dienen, sind geschlossen. In Italien waren Regelungen dieser Art schrittweise eingeführt und verschärft worden.
Ortner warnt, dass Statistiker und Mathematiker für Italien von einer Dunkelziffer bei Infizierten von „mindestens Faktor zehn“ ausgingen, was eine ähnliche Ausbreitungsrate wie bei Masern bedeute.
Wie sein Kollege Burioni betonte er zudem, dass es europaweit einen einheitlichen Standard von Maßnahmen geben müsse, um Erfolge einzelner Länder nicht durch eine Rückkehr des Virus aus solchen mit weniger strengen Bestimmungen zu gefährden.
Deutschlands umfassendes Maßnahmenpaket am Montagabend verkündet
Am gestrigen Montagabend wurden auch für Deutschland weitgehende Einschränkungen des sozialen Lebens verkündet. Diese betreffen unter anderem den Einzelhandel, für den es etwas weitreichendere Ausnahmen gibt als in Österreich und Italien, allerdings auch strenge Auflagen zur Hygiene, Steuerung des Zutritts und Vermeidung von Warteschlangen.
Für den Publikumsverkehr geschlossen werden zudem Einrichtungen von Bars über Theater, Museen, Spielbanken, Sportanlagen oder Bordellen bis hin zu Fitnessstudios; aber auch Outlet-Center oder Spielplätze.
Zudem gibt es zum Teil detaillierte Verbotsanordnungen für alle Arten von Versammlungen inklusive religiöser Zusammenkünfte. Länder und Kommunen sollen Besuchsregelungen für Krankenhäuser, Maßnahmen mit Blick auf Bildungseinrichtungen oder Vorschriften für Gaststätten und ähnliches erlassen.
(Mit Material von dpa)
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