Vom UN-Flüchtlingskommissar zum Generalsekretär der Vereinten Nationen
Der neue Mann an der Spitze der Vereinten Nationen hat in seiner politischen Karriere schon einige Ämter angehäuft. Zunächst in katholischen Bewegungen aktiv trat António Guterres 1974 kurz nach der portugiesischen „Nelkenrevolution“ in die Sozialistische Partei (PSP) ein. 1976 wurde er ins erste demokratische Parlament nach dem Fall der Diktatur gewählt. Dort erwarb er sich in Wortschlachten über die Jahre den Ruf eines Volkstribuns und den Spitznamen „sprechender Presslufthammer“.
Von 1981 bis 1983 war Guterres außerdem Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. 1992 wurde er zum Generalsekretär der oppositionellen Sozialisten gewählt. Es gelang ihm, seine sozialdemokratisch ausgerichtete Partei nach einem jahrelangen Tief wieder zur stärksten Kraft in Portugal zu machen.
Von 1995 bis 2002 war Guterres Ministerpräsident, im Jahr 1999 führte der überzeugte Europäer sein Land in die Eurozone. In seine Regierungszeit fiel auch der Volksentscheid des Jahres 1998 über eine Entkriminalisierung der Abtreibung. Seine Gegner verübeln Guterres bis heute, dabei zum Sieg des „Nein“-Lagers beigetragen zu haben. Denn aus seiner Gegnerschaft zu Schwangerschaftsunterbrechungen machte er nie einen Hehl.
Als Portugal unter Guterres im ersten Halbjahr 2000 die EU-Präsidentschaft inne hatte, lieferte es nach Meinung von Beobachtern mit dem ersten EU-Afrika-Gipfel und der Unterzeichnung des Lissabon-Vertrags für Wachstum und Beschäftigung eine gute „Performance“ ab.
So richtig von sich reden machte er aber international erst, als er 2005 UN-Flüchtlingskommissar wurde. In seinen zehn Jahren an der Spitze des UNHCR verringerte er den in Genf ansässigen Verwaltungsapparat um ein Drittel und steigerte die Flexibilität der Organisation bei der Reaktion auf internationale Krisen.
Der 67-jährige gelernte Ingenieur, der mit Leichtigkeit zwischen Französisch, Englisch und Spanisch hin- und herwechselt, hat zwei Kinder aus der Ehe mit seiner 1998 gestorbenen ersten Frau. Der bekennende Katholik hat inzwischen noch einmal geheiratet.
Immer wieder wurde Guterres als Kandidat für den Posten des portugiesischen Präsidenten gehandelt. Doch er sagte stets ab. „Ich mag die Aktion, Dinge, die mich dazu zwingen, ständig zu intervenieren.“ Als Nachfolger des Südkoreaners Ban Ki Moon an der Spitze der Vereinten Nationen wird er dazu reichlich Gelegenheit haben.
Der UN-Generalsekretär steht einem Apparat von weltweit 44.000 Mitarbeitern vor und hat – wenn er seine Rolle geschickt nutzt – immensen politischen Einfluss in der Welt. Die UN-Vollversammlung wollte ihn am Donnerstagabend als neuen Generalsekretär bestätigen, nachdem er zuvor schon breite Unterstützung im UN-Sicherheitsrat bekommen hatte. (afp)
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