Vom Ukraine-Aktivisten zum mutmaßlichen Trump-Attentäter: Wer ist Ryan Routh?
Die US-Behörden verdächtigen Ryan Wesley Routh, ein Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump verübt zu haben. Er soll am Sonntag auf dem Trump International Golf Club in Palm Beach, Florida, versucht haben, den ehemaligen US-Präsidenten zu erschießen.
Am Montagmorgen klagte ein US-Bundesgericht Routh, 58, aus Hawaii in zwei Fällen an: Besitz einer Feuerwaffe als verurteilter Straftäter und Besitz einer Feuerwaffe mit unleserlicher Seriennummer.
Er sagte bei Gericht aus, er habe einen 25-jährigen Sohn, besitze kein Vermögen außer einem Lastwagen auf Hawaii im Wert von etwa 1.000 US-Dollar und verdiene etwa 3.000 US-Dollar pro Monat.
Berichten zufolge soll Routh am 23. September erneut vor Gericht erscheinen. Ein Tatmotiv wurde bislang nicht bekannt gegeben.
Kritisierte Trump
Im Jahr 2020 drückte Routh auf X seine Unterstützung für Senator Bernie Sanders und die ehemalige Abgeordnete Tulsi Gabbard aus. Er teilte aber auch mit, dass er im Jahr 2016 für Trump gestimmt habe.
Anfang des Jahres hatte Routh den US-Präsidenten Joe Biden in einem Beitrag auf X angeschrieben: „Ihre Kampagne sollte so etwas wie KADAF heißen. Haltet Amerika demokratisch und frei. Trumps sollte MASA heißen […] macht die Amerikaner wieder zu Sklaven. […] DEMOKRATIE steht auf dem Stimmzettel und wir können es uns nicht leisten, zu verlieren.“
In einem weiteren Post vom Juni 2020 schrieb Routh an Trump auf X, dass er zwar im Jahr 2016 für ihn gestimmt habe, aber „gehofft habe, dass Präsident Trump anders und besser sein würde als der Kandidat. […] Aber wir waren alle sehr enttäuscht und es scheint, dass Sie immer schlimmer werden. […] Ich werde froh sein, wenn Sie weg sind“, schrieb er.
Hat gewählt, ist vorbestraft
Routh lebte die meiste Zeit seines Lebens in North Carolina. Im Jahr 2018 zog er nach Kaaawa, Hawaii. Dort betrieben er und sein Sohn eine Firma, die Schuppen baute.
Aufzeichnungen zur Wahlkampffinanzierung zeigen, dass Routh seit dem Jahr 2019 19 kleine politische Spenden in Höhe von insgesamt 140 US-Dollar über seine Adresse auf Hawaii an ActBlue, ein politisches Aktionskomitee, das demokratische Kandidaten und progressive Anliegen unterstützt, geleistet hat.
Im Laufe der Jahre wurde er mehrfach verurteilt, unter anderem 2002 wegen des Besitzes einer Massenvernichtungswaffe.
Nach Angaben des FBI wurde der Verdächtige im Jahr 2019 von einem anonymen Informanten beschuldigt, illegal eine Schusswaffe zu besitzen.
Ukraine-Verfechter nicht nur in sozialen Medien
Routh hinterließ eine umfangreiche Social-Media-Präsenz. Profile, die mit Routh auf X, Facebook und LinkedIn verbunden waren, wurden von den Unternehmen wenige Stunden nach dem Vorfall am Sonntag entfernt.
In seinen dortigen Beiträgen und in Interviews mit mehreren Nachrichtenkanälen bezog sich Routh auf den Krieg in der Ukraine. Zudem versuchte er, Menschen für den Kampf in diesem Konflikt zu rekrutieren.
„Kämpfen und sterben, um die Aggression zu stoppen“, schrieb er im Februar 2023 auf X über die Ukraine. „Jeder sollte empört sein und helfen.“
In einem Video, das im Internet kursiert, sagte Routh: „Hier geht es um Gut gegen Böse.“
Zwei Monate nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, im April 2022, wurde er von der Nachrichtenagentur „The Associated Press“ auf einer kleinen Demonstration auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz gesichtet. Er hielt ein Plakat mit der Aufschrift: „Wir können Korruption und Übel nicht weitere 50 Jahre tolerieren. Beendet Russland für unsere Kinder.“ Er trug eine blaue Weste mit der US-amerikanischen Flagge auf dem Rücken.
Gab mehrere Medieninterviews
Der „New York Times“ berichtete er, dass er im Jahr 2022 für mehrere Monate in die Ukraine gereist sei und dort versucht habe, afghanische Soldaten zu rekrutieren, die vor den Taliban geflohen waren.
In einem Interview vom Juni 2022 mit der rumänischen Ausgabe des US-Magazins „Newsweek“ zeigt er, von welcher Bedeutung der Ukraine-Krieg für ihn ist und betonte: „Hier geht es um Gut und Böse.“ Aus seinen Äußerungen geht hervor, dass er sich zu dieser Zeit in Kiew aufhielt.
Auch auf einer Website versuchte er, Geld zu sammeln und Freiwillige zu rekrutieren, die sich dem Kampf gegen die russische Invasion anschließen wollten. Dort finden sich auch Fotos, auf denen er mit gelb und blau gefärbtem Haar zu sehen ist, eine Anspielung auf die Farben der ukrainischen Flagge.
Auch mit „CBS News“ hatte er mehrfach gesprochen und deren Korrespondenten in Kontakt mit ausländischen Kämpfern in der Ukraine gebracht, so der US-Sender. Er habe oft gesagt, er wolle Soldaten für den Kampf in der Ukraine rekrutieren.
Secret Service und Verhaftung
Am Sonntag teilte der Sheriff von Palm Beach County, Ric Bradshaw, mit, dass ein Secret-Service-Agent, der zu Trumps Sicherheitsteam gehört, auf dem Verdächtigen geschossen hat, nachdem er einen Gewehrlauf entdeckt hatte. Dieser flüchtete daraufhin, und Mitarbeiter der Behörde eröffneten das Feuer auf ihn.
Ein Gewehr mit Zielfernrohr, eine GoPro-Kamera und zwei Rucksäcke wurden in der Nähe des Maschendrahtzauns des Golfplatzes entdeckt, etwa 350 bis 450 Meter von Trump entfernt, als er gerade Golf spielte.
Ein Zeuge habe zudem gesehen, wie ein Mann aus dem Gebüsch gesprungen und in einem schwarzen Nissan geflohen sei. Das Auto wurde etwa 80 Kilometer nördlich des Golfplatzes angehalten, so das Büro des Sheriffs von Martin County.
Bei Rouths Verhaftung wirkte dieser ruhig. Er stellte keine Fragen zu dem Grund seiner Festnahme, wusste Martin County Sheriff William D. Snyder zu berichten.
Hat einen Sohn, der sich an die Medien wandte
Rouths Sohn, Oran Routh, sagte am Sonntagabend gegenüber dem US-Sender CNN, er sei „ein liebevoller und fürsorglicher Vater und ein ehrlicher, hart arbeitender Mann.“
„Ich weiß nicht, was in Florida passiert ist, und ich hoffe, dass die Dinge nur aufgebauscht wurden, denn nach dem Wenigen, was ich gehört habe, klingt es nicht nach dem Mann, den ich kenne, der irgendetwas Verrücktes, geschweige denn Gewalttätiges tun würde“, sagte er.
„Er ist mein Vater, und alles, was er hat, sind ein paar Strafzettel, soweit ich weiß“, sagte der Sohn dem britischen Boulevardblatt „Daily Mail“. „Das ist verrückt. Ich kenne meinen Vater und liebe meinen Vater, aber das ist nicht typisch für ihn.“
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „7 Things We Know About Ryan Routh, the Suspect of the 2nd Trump Assassination Attempt“. (deutsche Bearbeitung jw)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion