Virus erst ab 22 Uhr tödlich? – Pariser Gastwirte protestieren gegen verschärfte Corona-Maßnahmen
Aufgrund eines starken Anstiegs von Corona-Neuinfektionen hatte die französische Regierung vergangene Woche verschärfte Corona-Auflagen verhängt. Insgesamt elf Großstädte in Frankreich waren betroffen, darunter die Hauptstadt Paris.
In Paris haben dutzende Gastwirte gegen die verschärften Corona-Auflagen der französischen Regierung demonstriert. Besitzer von Restaurants, Bars und Diskotheken versammelten sich am Sonntag, 27. September, vor dem Hôtel des Invalides im Stadtzentrum, um gegen die ab Montag geltende Sperrstunde ab 22 Uhr zu protestieren, die unter anderem für Bars gilt. Restaurants, die Alkohol zusammen mit einem Essen servieren, dürfen auch länger öffnen, wie die Polizei am Sonntag klarstellte.
U-Bahn sicherer als Restaurants?
Viele Pariser Gastwirte befürchten aber, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Bars und Restaurants ganz schließen müssen.
Wir verstehen nicht, warum die Leute in der U-Bahn sicherer sein sollen als in unseren Betrieben. Wir verstehen auch nicht, warum das Virus bis 21.59 Uhr ungefährlich ist und ab 22.01 Uhr tödlich.“
(Stéphane Manigold, Sprecher der Gastwirte-Vereinigung „Wir bleiben offen“)
Viele Gastwirte hätten viel Geld investiert, um die Hygieneauflagen zu erfüllen und müssten jetzt trotzdem schließen. „Dann hätten wir das Geld auch zum Fenster rauswerfen können“, schimpft der Sprecher der Gastwirte-Vereinigung.
Manigold erklärte: „Die Situation ist für uns schrecklich“. Man werde aber keinen Bürgeraufstand fordern, sondern wolle mit der Regierung in Dialog treten, so der Restaurantbesitzer und Sprecher von der Gastwirte der Initiative „Wir bleiben offen“ (RestonsOuverts).
„La situation est terrible pour nous“, lâche Stéphane Manigold, patron de restaurants qui a créé le collectif #RestonsOuverts avec d’autres patrons. „Nous n’allons pas appeler à l’insurrection citoyenne demain, nous voulons dialoguer avec le gouvernement.“ #coronavirus pic.twitter.com/zJqKJZMYBl
— actu Paris (@actufrparis) September 27, 2020
Restaurants bis auf Weiteres geschlossen
In der zweitgrößten französischen Stadt Marseille und im benachbarten Aix-en-Provence, die von den steigenden Infektionszahlen besonders betroffen sind, müssen Bars und Restaurants ab Sonntag um Mitternacht bis auf Weiteres ganz schließen.
Einige Gastronomen aus Marseille haben angekündigt, sich der Anordnung zu widersetzen. Am Freitag waren in Marseille hunderte Gastwirte gegen die Schließung ihrer Lokale auf die Straße gegangen.
Bisher hatte es in Frankreich kaum Straßenproteste gegen die Corona-Politik der Regierung gegeben. Ein Grund ist womöglich die sehr hohe Zahl von mehr als 31.500 Todesfällen im Zusammenhang mit der Seuche aus China. (afp/sm)
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