Vier Tote und mehrere Vermisste nach Hauseinstürzen in Marseille

Nach dem Einsturz mehrerer Gebäude in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille werden mindestens acht Menschen vermisst. Er sei "wenig optimistisch", sagte Innenminister Castaner. Bürgermeister Gaudin rechnet mit Toten.
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Neben dem Schicksal von acht Hausbewohnern ist nach Behördenangaben auch das von zwei Passanten fraglich.Foto: Claude Paris/AP/dpa
Epoch Times6. November 2018

Beim Einsturz mehrerer Gebäude in Marseille sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Rettungskräfte bargen am Dienstag die Leichen von zwei Frauen und zwei Männern aus den Trümmern im Zentrum der südfranzösischen Hafenstadt. Da noch Bewohner vermisst wurden, befürchtete die französische Regierung sogar „fünf bis acht“ Todesopfer, wie Innenminister Christophe Castaner bei einem Besuch vor Ort sagte. Wegen des schlechten Zustands vieler Gebäude in Marseille wurde Empörung über die Behörden laut.

Die Häuser in der Nähe des Alten Hafens von Marseille waren am Montag nacheinander eingestürzt. Am Dienstag suchten 80 Feuerwehrleute und 120 Polizisten mit Suchhunden nach den Verschütteten. Zunächst fanden sie die Leichen zweier Männer und einer Frau. Am Dienstagabend sagte dann sagte Staatsanwalt Xavier Tarabeux der Nachrichtenagentur AFP, dass eine weitere Frauenleiche unter den Trümmern entdeckt worden sei. Mit hoher Wahrscheinlichkeit seien insgesamt fünf Bewohner und drei Besucher unter den Trümmern verschüttet. Der Präfekt der Region, Pierre Dartout, sagte, die Suche nach den Vermissten werde fortgesetzt.

Innenminister Castaner äußerte sich „wenig optimistisch“, dass noch Überlebende gefunden würden, da es kaum Chancen auf Hohlräume in den Trümmern gebe. Dies liegt auch am unglücklichen Verlauf der Bergungsarbeiten: Zunächst waren am Montagmorgen zwei als marode geltende Gebäude wie Kartenhäuser eingestürzt, darunter ein bewohntes Haus. Als die Feuerwehr dann einen Bagger einsetzte, stürzte ein drittes, seit Jahren leerstehendes Gebäude teilweise ein. Die Trümmer dieses Hauses drückten laut dem Innenminister die Überreste der ersten beiden eingestürzten Häuser zusammen.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sicherte den Betroffenen die „Solidarität der gesamten Nation“ zu. Zugleich wurde scharfe Kritik an den Behörden laut, da viele Gebäude in Marseille bekanntermaßen in schlechtem Zustand sind. Der prominente Linkspolitiker und frühere Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon rügte, es stürzten „die Häuser der Armen“ ein – „und das ist kein Zufall“.

Anwohner der betroffenen Aubagne-Straße – eine schmale Straße nur wenige hundert Meter von der Touristenmeile Canebière entfernt – berichten von massiven Problemen mit der Bausubstanz seit 2017. Eine überlebende Bewohnerin des eingestürztes Hauses mit der Nummer 65 sagte der AFP mit Blick auf eine der toten Frauen: „Das hätte ich sein können.“

Die 25-jährige Philosophiestudentin Sophie Dorbeaux sagte, das Gebäude habe immer wieder Risse gehabt, 2017 sei die Eingangshalle eingestürzt. Nach Reparaturen habe die Hausverwaltung verkündet, das Problem sei behoben.

Seit einigen Tagen seien die Türen mehrerer Wohnungen aber extrem schwergängig gewesen. „Ich hatte Angst, Gefangene in meiner eigenen Wohnung zu werden“, sagte die junge Frau mit zitternder Stimme. Sie habe das Haus deshalb bereits am Sonntag verlassen. Dorbeaux hat nach eigenen Angaben Anzeige bei der Polizei erstattet.

Die Stadtverwaltung sieht das Unglück dagegen im Zusammenhang mit Unwettern: „Dieser dramatische Unfall könnte durch die schweren Regenfälle verursacht sein, die sich in den vergangenen Tagen über Marseille ergossen haben“, ließ der 79-jährige Bürgermeister Jean-Claude Gaudin erklären. Der anhaltende Regen erschwerte nach Angaben der Feuerwehr auch die Bergungsarbeiten. Die Verwaltung ließ rund hundert Menschen aus den angrenzenden Gebäuden in Sicherheit bringen.

Seit 2011 gibt es im Zentrum von Marseille umfangreiche Sanierungsarbeiten, die aber immer wieder ins Stocken gerieten. Nach einem Bericht an die Regierung von 2015 hausen in der Hafenstadt rund 100.000 Einwohner in Gebäuden, die ihre Gesundheit oder Sicherheit gefährden.

(afp)



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