Viele Kanadier verlassen das ukrainische Internationale Regiment

Der ukrainische Präsident rekrutiert aktiv ausländische Kämpfer für den Krieg gegen Russland. Auch aus Kanada reisten einige ein.
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Ukrainische Soldaten in der Region Lugansk, 25. Februar 2022.Foto: ANATOLII STEPANOV/AFP via Getty Images
Von 2. April 2022

Viele Kanadier gingen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, um zu kämpfen. Doch viele von ihnen gaben bald darauf wieder auf, als sie feststellten, dass die Realität völlig anders war, als sie sie sich vorgestellt hatten, wie Wang Lan, Reporter der kanadischen Epoch Times aus Toronto, berichtet. 

Schlecht ausgerüstet, Organisation chaotisch

Wie viele andere Ausländer, die gegen die Russen kämpfen wollten, reiste Paul Hughes aus Kanada in die Ukraine. Er erwartete, ein Gewehr in die Hand gedrückt zu bekommen und direkt an die Front zu gehen, schreibt die „National Post“. 

Seine Entscheidung, in die Ukraine zu kommen, war eine spontane Entscheidung. Hughes, 57, ein Anti-Armuts-Aktivist aus Calgary, hatte sich vor einigen Jahren dem „Princess Patricia Light Infantry Regiment“ angeschlossen. Er hatte das Bedürfnis, sich dem Kampf in der Ukraine anzuschließen, nachdem die russischen Streitkräfte in das Land einmarschiert waren – obwohl er über die Ukraine nur wusste, dass es eine Stadt namens Kiew gibt.

Ein großzügiger Spender schenkte ihm ein Flugticket. Hughes kam am 4. März in Lemberg an, wo er sich der neu gegründeten Internationalen Legion zur Verteidigung des ukrainischen Territoriums anschließen wollte. „Als ich die Grenze überquerte, dachte ich wirklich, sie würden mir eine Waffe in die Hand drücken“, erinnert sich Mr. Hughes.

Bald stellte er fest, dass das Corps schlecht ausgerüstet und unorganisiert war. „Sie konnten mir keine Waffe garantieren“, sagt er, „und ich würde mich ohne Waffe nicht in die Nähe von Russland begeben. Also habe ich aufgegeben.“

Der Zustrom ausländischer Kämpfer in Kriegsgebiete ist nichts Neues, aber sie arbeiten meist inoffiziell oder als Söldner. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky hat den ungewöhnlichen Schritt unternommen, aktiv Ausländer zu rekrutieren und „Bürger der Welt“ aufzurufen, sich dem Kampf gegen die Russen anzuschließen. 

Selensky schuf die Internationale Legion als Sonderabteilung der ukrainischen Territorialverteidigungskräfte, eine weitgehend zivile Operation, für die sich nach Schätzungen seiner Regierung etwa 20.000 Personen aus mehr als 50 Ländern gemeldet haben.

Auch wenn es schwierig ist, diese Zahlen zu verifizieren, besteht kein Zweifel daran, dass sich Tausende engagierte Kämpfer aus Kanada und anderen Ländern dem ukrainischen Korps angeschlossen haben und auf dem Schlachtfeld wichtige Unterstützung leisten.

Ausländischen Kämpfern fehlt es an Ausrüstung

Mark Preston-Horin, 43, kam Anfang März aus Victoria (Kanada) in die Ukraine. Er wollte seine Erfahrungen als Sanitäter bei der Feuerwehr in den Dienst der ukrainischen Armee stellen. Man sagte ihm, er solle dem Internationalen Korps beitreten, aber die Beamten konnten nicht garantieren, dass er als Sanitäter dienen würde. Sie sagten, er müsse einen Vertrag unterschreiben, um auf unbestimmte Zeit bleiben zu können.

„Sie sagten: ‚Sie können erst gehen, wenn wir Ihnen sagen, wann Sie gehen können‘“, so Preston Hollin. „Sie notierten sich meine Passnummer und markierten sie so, dass ich das Land nicht verlassen kann. Ich darf nicht ausreisen.“

Er weigerte sich, den Vertrag zu unterzeichnen. Wenig später fand er eine andere paramilitärische Gruppe namens Georgian Corps („Georgische Legion“), die sich hauptsächlich aus ethnischen Georgiern zusammensetzt, die seit 2014 Seite an Seite mit ukrainischen Truppen im Osten des Landes kämpfen. Danach bildete er eine neue Gruppe von Freiwilligen für Erste Hilfe aus.

Die meisten „seiner“ 35 Rekruten hatten keine Helme, keine kugelsicheren Westen und keine Waffen, berichtet er. Sie erhielten nur ein zweideutiges Versprechen, dass die Ausrüstung und die Vorräte irgendwann ankommen würden. Er verließ das Korps, ebenso wie die anderen 35.

Viele Freiwillige sind unerfahren

Matthew VanDyke, Gründer der Sons of Liberty International USA („Söhne der Freiheit International“), die in mehreren Ländern militärische Schulungen durchführten, stellt die Seriosität des Internationalen Korps infrage.

Er ist vor Kurzem in Lemberg eingetroffen, um mit der Ausbildung von Mitgliedern der Territorialen Verteidigungskräfte in städtischen Kampftaktiken zu beginnen. VanDyke stellt klar, dass das, was er von der Legion gesehen hat, nicht der Werbung entsprach und dass die Freiwilligen, die er traf, unerfahren und schlecht ausgerüstet waren.

„Ich glaube, das Internationale Korps wird als Propagandawerkzeug benutzt, um die Botschaft des Kampfes der Welt gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verbreiten“, sagte er. „Sie haben weder die Grundausrüstung noch die Zeit, um wirklich für die Internationale Legion zu kämpfen.“

Seine Botschaft an Kanadier, die erwägen, in die Ukraine zu kommen und sich dem Korps anzuschließen, lautet: „Tut es nicht. Ihr verschwendet eure Zeit.“

Ausländische Kämpfer in der Ukraine begeben sich in physische und möglicherweise auch rechtliche Gefahr. Kanadas Regierung ist sich nicht sicher, ob ihre Gesetze, speziell der Foreign Enlistment Act, es Kanadiern erlaube, in den Krieg zu ziehen.

Unterdessen hat das russische Militär angekündigt, gefangene Ausländer als Kriminelle und nicht als Kriegsgefangene zu behandeln.



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