Corona-Lockdown verhindert Feuerwehr: Zehn Tote bei Hochhausbrand in China (+Video)

Die internationalen Medien berichten von einem Hochhausbrand in der Uiguren-Region Xinjiang in China. Aufgrund der drastischen Lockdown-Maßnahmen seit über 100 Tagen sollen die Türen des Gebäudes mit Draht versiegelt gewesen und die Feuerwehr von Zäunen und anderen Barrieren behindert worden sein. Die Stadtregierung dementiert.
Bei einem Wohnungsbrand in der nordwestchinesischen Stadt Ürümqi sind mindestens zehn Menschen getötet und weitere neun verletzt worden.
Bei einem Wohnungsbrand in der nordwestchinesischen Stadt Ürümqi sind mindestens zehn Menschen getötet und weitere neun verletzt worden.Foto: Uncredited/UGC/AP/dpa
Von 26. November 2022

Am 26. November meldete die DPA nach chinesischen Behördenangaben einen Hochhausbrand in einem chinesischen Lockdowngebiet. Zugetragen hatte sich die Tragödie am 24. November in der nordwestchinesischen 10-Millionen-Metropole Ürümqi, der Hauptstadt der Uiguren-Provinz Xinjiang, von der sich große Teile bereits seit über 100 Tagen im Lockdown befinden.

Im Internet, so heißt es, häuften sich die Kritiken, dass die Rettungsmaßnahmen bei dem Feuer in einem Hochhaus durch die staatlichen Corona-Maßnahmen behindert worden seien. Die Feuerwehr sei wegen Gitterzäunen und den überall im Weg stehenden verlassenen Autos erst viel zu spät am Brandort eingetroffen.

Abgeschlossene Wohnungstüren hätten die Menschen an der Flucht ins Freie gehindert und viele hätten aus Angst vor den Ausgangssperren ihre Wohnungen erst zu spät oder gar nicht verlassen. Es gab den staatlichen Angaben zufolge zehn Tote und neun Verletzte. Nachprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Inoffizielle Quellen berichten jedoch von viel mehr Toten und Verletzten.

Feuer, Schreie und verschlossene Türen

Videos von dem Feuer am 24. November sprachen jedoch eine andere Sprache. Die oberen und unteren Fluchttüren des Gebäudes sollen alle verschlossen gewesen sein, ebenso waren demnach Eingangstüren des Hochhauses mit Draht versiegelt.

In einem anderen Video ist zu sehen, dass die Feuerwehr trotz der Straßenblockaden frühzeitig versuchte zu löschen. Der Kommentar zum Video: „Urumqi, Xinjiang, Straßensperren wurden in der Gemeinde errichtet, um Anwohner und Fahrzeuge an der Ein- und Ausfahrt zu hindern, sodass es für die Feuerwehrleute schwierig war, das Feuer zu löschen, auch wenn sie ihr Bestes gaben.“

In einem anderen Video sind Schreie von Frauen und Kindern zu hören. Der Kommentar: „Das Feuer in Urumqi, Xinjiang, die letzten Schreie der verbrannten Bewohner, andere Bewohner konnten nur am Fenster stehen, um zuzusehen, weil alle zu Hause eingesperrt waren.“

Auf Twitter veröffentlichte der uigurische Schriftsteller und ehemalige politische Gefangene Abduweli Ayup das Foto von einer Familie, die beim Feuer vom 24. November gestorben sei. Er schreibt, der Vater, ein Unternehmer, sei zusammen mit seinem größeren Sohn bei einer Massenverhaftung in Hotan festgenommen worden. Sie sollen seit 2017 in einem Gefangenenlager eingesperrt sein.

In einem weiteren von Ayup veröffentlichten Video von der Katastrophenstelle heißt es, dass seine Quelle von 34 Toten und 188 Verletzten berichtet. Eine offizielle Bestätigung der KP-Behörden wird man allerdings vergeblich erwarten.

Behörden dementieren Blockaden

Das chinesische Nachrichtenportal „Sina“ berichtete, der Hochhausbrand sei um 19:49 Uhr ausgebrochen und gegen 22:35 Uhr gelöscht worden. Den Angaben nach hatte sich das Feuer von einem Stromverteiler im Schlafzimmer einer Familie im 15. Stock ausgehend bis zum 17. Stock ausgebreitet, während der Rauch auch die Gebäudeteile bis hoch zum 21. Stock ergriffen hatte.

„Sina“ meldete zudem auf Basis der Staatsnachrichtenagentur „Xinhua“ und der Propagandaabteilung des Parteikomitees des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang, dass die Gemeinde Jixiangyuan, in der der Brand ausbrach, ein Gebiet mit geringem Corona-Risiko sei und versicherte, dass die Bewohner für Aktivitäten ihre Wohnungen hätten verlassen dürfen.

Auf einer Pressekonferenz der Regierung von Ürümqi am 25. November behauptete Bürgermeister Memtimin Qadir, dass es keine Behinderung der Rettungsmaßnahmen oder der Flucht der Bewohner aus dem brennenden Haus aufgrund von Corona-Maßnahmen gegeben habe. Die Türen des Gebäudes seien nicht verschlossen gewesen, hieß es. Im Internet veröffentlichte Informationen anderer Art wurden als „böswillig“ angeprangert.

Bilder von Wohnungsblockaden aus einer anderen Region zeigen offenbar, wie die lokalen Verwaltungsstellen die Einhaltung der Lockdowns sichern wollen. Was bei einem Brand dort passieren würde, ist leicht vorstellbar.

Statement eines Mädchens

In einem Videostatement spricht ein Mädchen aus Xinjiang davon, dass die lokalen Beamten die Wahrheit verschweigen würden und die Nachrichten gefälscht seien. Zu den Angaben, dass die Gemeinde eine mit geringem Risiko sei, erklärte das Mädchen, dass dies nicht stimme. Es sei eine Hochrisikogemeinschaft. Die Türen seien versiegelt, die der Wohneinheiten auch. Man könne die Wohnungen nicht einfach öffnen und hinausgehen.

Sie sprach von vielen Zäunen in der Gegend. Sie sprach auch von Holzpfählen, die im Erdgeschoss des Hochhauses installiert gewesen seien. Die Feuerwehr habe erst eine halbe Stunde nach Feuerausbruch zum Gebäude kommen können. Auch hier musste sie demnach noch fast zwei Stunden lang die Pfähle wegräume. „Pfähle, Zäune, Eisenplatten“, so das Mädchen.

Was sie in dem Video noch erklärte, war, dass aufgrund der mehr als 100-tägigen Sperrung in der Gemeinde viele Menschen ihre Autos nicht starten und wegfahren konnten. Einige seien auch im Quarantäneheim gewesen. Die Zeit der Rettung der Menschen im Hochhaus hätte sich immer weiter verzögert.

Das Mädchen nutzte die Gelegenheit und kritisierte die Führer von Xinjiang. Sie fragte, was sie während der mehr als 100-tägigen Sperrung getan hätten? Ausländer erinnerte sie daran, nicht nach Xinjiang zu gehen. Xinjiang sei ein Gefängnis und eine Hölle, so die Aussage des Mädchens.

 



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