Video aus dem Sinwar-Versteck zeigt UN-Hilfsgüter und Säcke voller Bargeld

Nach dem Tod des Hamas-Führers Sinwar wurden Videos der israelischen Armee von seinem Versteck veröffentlicht. Es handelt sich um einen gut ausgestatteten Bunker mit Dusche und voll funktionsfähiger Küche. Das Video zeigt auch Lebensmittelrationen, die mit dem Logo des palästinensischen Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen versehen sind.
Titelbild
Ein israelischer Soldat verlässt einen Hamas-Tunnel.Foto: Amir Levy/Getty Images
Von 21. Oktober 2024

Am 18. Oktober bestätigte die Hamas den Tod ihres Anführers Yahya Sinwar. Die israelische Armee (IDF) war Sinwar auf den Fersen, seitdem sie ihn als Drahtzieher hinter den Anschlägen vom 7. Oktober 2023 ausgemacht hatte.

Sinwar stieg nach dem Tod von Ismail Haniyya im August 2024 zum politischen Führer der Hamas auf. In der vergangenen Woche wurde er von der israelischen Armee getötet.

Die IDF hat am Wochenende auch Aufnahmen, die angeblich in Sinwars Versteck gedreht wurden, veröffentlicht. Den Videos nach befanden sich in dem Bunker, in dem sich Sinwar früher aufgehalten hatte, auch Lebensmittelvorräte und Hilfsgüter des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) sowie beträchtliche Bargeldbeträge.

Hamas-Führer lebte seit dem 7. Oktober im Tunnel

Israels ehemaliger Botschafter in Rumänien und Direktor des Büros für digitale Diplomatie, David Saranga, teilte die Aufnahmen aus dem Versteck ebenfalls. Er schrieb: „Sinwar und andere Hamas-Führer haben Milliarden von den Menschen in Gaza gestohlen, vermutlich mit Beteiligung des UNRWA.“

Das Video zeigt auch den gut ausgestatteten Bunker mit modernen Duschen, mehreren Badezimmern und einer voll funktionsfähigen Küche.

Das Militär drang in Sinwars Haupttunnel im Februar ein, aber ihm gelang es, davor zu fliehen. Damals gelangte er wahrscheinlich in einen anderen Tunnel in der Gegend von Khan Younis und später nach Rafah, wo er letztendlich getötet wurde. Es ist weiterhin unklar, wo sich seine Familienmitglieder befinden, berichtet „The Times of Israel“.

Nach Angaben der IDF hat Sinwar nach dem 7. Oktober 2023 die meiste Zeit im Untergrund verbracht. Auch in Rafah hat die IDF einen Tunnel ausgemacht, in dem sich Sinwar mehrere Monate lang aufgehalten hatte. Er war jedoch bereits wieder geflohen, als die israelischen Truppen dort eintrafen.

Die israelische Presse berichtete unter anderem auch, dass das Haus, in dem Sinwar getötet wurde, weniger als 500 Meter von einem Tunnel entfernt war, in dem Ende August sechs israelische Geiseln hingerichtet wurden.

Demonstrantinnen verkleidet als israelische Geisel Naama Levy am 19. Oktober in Tel Aviv, Israel. Levy diente als Soldatin in der Armee und wurde während der Angriffe palästinensischer Kämpfer aus dem Gazastreifen am 7. Oktober 2023 von der Militärbasis Nahal Oz entführt. Die Demonstrantinnen stehen in einer Installation, die einen Hamas-Tunnel darstellen soll. Foto: Jack Guez/AFP via Getty Images

Hamas-Beziehungen zum Hilfswerk der Vereinten Nationen

Die in den veröffentlichten Videos gezeigten UN-Hilfspakete in Hamas-Tunneln könnten auf Verbindungen zwischen der Terrororganisation und der palästinensischen Hilfsorganisation hinweisen. Im Januar dieses Jahres gab es Presseberichte in Israel, dass rund 50 Prozent der UN-Mitarbeiter in Gaza mindestens einen engen Verwandten mit Verbindungen zu den Terrorgruppen Hamas oder Islamischer Jihad haben.

Das „Wall Street Journal“ berichtete Anfang des Jahres zudem, dass laut Geheimdienstberichten mindestens zwölf Mitarbeiter vom UNRWA mit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober in Verbindung standen. Außerdem haben etwa 10 Prozent aller Mitarbeiter im Gazastreifen selbst Verbindungen zu militanten islamistischen Gruppen.

Gleichzeitig warnt Misbar – eine 2019 ins Leben gerufene arabischsprachige Fact-Checking-Plattform, die sich auf die Bekämpfung von Fehlinformationen spezialisiert hat – davor, dass es absichtliche Versuche geben könnte, UNRWA zu verleumden, so wie im jüngsten Fall, der mit Sinwars Tod in Verbindung steht, bei dem angeblich der Reisepass eines UNRWA-Mitarbeiters neben seiner Leiche gefunden wurde.

In den sozialen Medien kursierten dann Berichte, dass der UNRWA-Mitarbeiter zusammen mit dem Hamas-Führer in Gaza getötet wurde. Diesen Informationen zufolge könnte der Mann Sinwars Bodyguard gewesen sein. Philippe Lazzarini, der Generalkommissar des UNRWA, wies die Behauptungen jedoch kategorisch zurück. Lazzarini schloss seinen Beitrag mit den Worten: „Es ist an der Zeit, den Desinformationskampagnen ein Ende zu setzen.“

In ihrer aktuellen Erklärung erinnert Misbar daran, dass sie bereits eine Reihe irreführender israelischer Behauptungen über das UNRWA untersucht habe. Nach Angaben der Organisation habe Israel „eine Reihe von UNRWA-Mitarbeitern beschuldigt, mit terroristischen Organisationen in Verbindung zu stehen. Israel hat aber keine Beweise für diese Behauptungen vorgelegt.“ Der Bericht betonte auch, dass das UNRWA „unverzichtbar und lebenswichtig für die menschliche und wirtschaftliche Entwicklung der Palästinenser“ sei.

Hamas-Unterwelt

Die Hamas selbst versteckt sich im Wesentlichen im Untergrund des Gazastreifens. Dort befindet sich ein ausgedehntes unterirdisches Netzwerk von Tunneln. Die Gänge werden insgesamt auf mehrere hundert Kilometer geschätzt.

Die Eingänge zu Gazatunneln befinden sich unter Wohnhäusern und sogar Moscheen, Schulen und Krankenhäusern. In den engen Straßen und Gassen des Gebiets werden Sprengfallen und improvisierte Sprengsätze vermutet, die auf Befehl gezündet werden.

Die israelische Armee wirft der Hamas vor, Millionen Hilfsgelder, die für die Zivilbevölkerung gedacht waren, für den Tunnelbau verwendet zu haben.

Es gibt außerdem Berichte darüber, dass die Hamas die verarmte palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen, die sowohl finanziell als auch ideologisch von ihr abhängig ist, als menschlichen Schutzschild benutzt.

„Diejenigen, die die Hamas nicht unterstützen, haben dort nichts, womit sie ihren Lebensunterhalt sichern können. Ihnen werden Sozialleistungen und Wohnungen vorenthalten. Es gibt dort einfach keine Existenz ohne die Hamas“, sagte ein israelischer Sicherheitsbeamter gegenüber der Epoch Times unter dem Siegel der Anonymität.

Israel ist bemüht, den Kontrast zwischen dem Reichtum der Hamas und der Armut des palästinensischen Volkes auch in den neuen Videos deutlich zu machen. Am Sonntag veröffentlichte die israelische Armee ein Video von Sinwar, in dem er nur einen Tag vor dem Angriff am 7. Oktober 2023 durch einen Bunker ging. Darin ist er mit Taschen und Vorräten in den Händen zu sehen. Man sieht auch mehrere Kinder und eine Frau durch den Tunnel laufen.

Nach israelischen Angaben trug Sinwars Frau im Video eine Handtasche im Wert von 32.000 Dollar, als sie in den Tunnel floh. Der arabischsprachige Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte, Oberstleutnant Avichay Adraee, stellte fest, dass der Großteil der Bewohner von Gaza „nicht genug Geld für Lebensmittel hat“.



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