Taiwan: Noch mehr als 600 Menschen nach Beben von Außenwelt abgeschnitten

In vielen Teilen des Taiwans gibt es Verwüstung durch das Erdbeben. Weiterhin werden Menschen vermisst. Von einigen Bergleuten gibt es dagegen gute Nachrichten.
Ein Rettungshelfer steht an einer Absperrung zu einem schiefen Gebäude in der Stadt Hualien. Taiwan wurde von den stärksten Erdbeben seit 25 Jahren heimgesucht.
Ein Rettungshelfer steht an einer Absperrung zu einem schiefen Gebäude in der Stadt Hualien. Taiwan wurde von den stärksten Erdbeben seit 25 Jahren heimgesucht.Foto: Johnson Lai/AP/dpa
Epoch Times4. April 2024

Die Rettungs- und Aufräumarbeiten nach dem schweren Erdbeben mit mindestens neun Toten und Hunderten Verletzten laufen in Taiwan weiter.

Nach dem Erdbeben in Taiwan sind noch mehr als 600 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Die meisten von ihnen hätten in Hotels Zuflucht gefunden, es seien aber auch noch immer dutzende Menschen in eingestürzten Tunneln blockiert, erklärten die Behörden am Donnerstag.

Mit rund 600 von der Außenwelt Abgeschnittenen sei zumindest Kontakt hergestellt worden. Es würden aber zudem noch 42 Menschen vermisst, deren Aufenthaltsort derzeit unklar sei.

Einsatzkräfte konnten sechs in einem Steinbruch eingeschlossene Bergarbeiter in Sicherheit bringen, wie die Behörden mitteilten. Die Zahl der Verletzten stieg unterdessen auf 1.050.

Warten in Zelten

Während die Rettungskräfte versuchten, zu den Betroffenen vorzudringen, bleiben hunderte Menschen weiter in Zelten. Auf dem Gelände einer Schule im am schlimmsten betroffenen Hualien suchte unter anderem der aus Indonesien stammende und an der Universität der Stadt lehrende Professor Hendri Sutrisno mit seiner Frau und dem gemeinsamen Baby Zuflucht in einem der neu errichteten Zelte.

„Wir haben alles, was wir brauchen – Decken, eine Toilette und einen Ort, um auszuruhen“, sagte der 30-Jährige. „Wir sorgen uns vor einem möglichen schweren Nachbeben“, sagte der Professor mit Blick auf mögliche neue Gebäudeschäden. „Deshalb ist es besser, erstmal hier zu bleiben.“

40 Hotelmitarbeiter werden noch gesucht

Die Suche nach eingeschlossenen und vermissten Menschen konzentriert sich den Behörden zufolge auf die Gegend um die Stadt Hualien. So seien rund 40 Mitarbeiter eines Hotels im osttaiwanischen Taroko-Nationalpark nicht erreichbar.

Das Beben hatte Taiwan am Mittwochmorgen während der Berufsverkehrszeit getroffen und war auf der gesamten Insel mit mehr als 23 Millionen Bewohnern zu spüren. Es erreichte nach taiwanischen Angaben eine Stärke von 7,2 und gilt als das schwerste Erdbeben dort seit fast 25 Jahren. Die US-Erdbebenwarte zeichnete nach eigenen Angaben einen Wert von 7,4 auf, die japanischen Behörden gaben die Stärke mit 7,7 an.

Nach den Erdstößen warnten neben Taiwan auch China, Japan, und die Philippinen vor Tsunamis.

Nach den Erdstößen warnten neben Taiwan auch China, Japan, und die Philippinen vor Tsunamis. Foto: ChiangYing-ying/AP

Das Zentrum des Bebens lag nur wenige Kilometer vor der Ostküste nahe Hualien, das besonders schwer getroffen wurde – auch wegen der relativ geringen Tiefe des Zentrums nur 15,5 Kilometer unter der Erdoberfläche. Bis Donnerstagmorgen wurden in Taiwan mehr als 300 weniger starke Nachbeben gemessen.

Auch Deutsche betroffen

In Taiwans Städten herrschte Panik, als die Erde bebte. Gebäude stürzten zum Teil ein oder gerieten in gefährliche Schieflage. In vielen Wohnungen gingen Geschirr und andere Gegenstände zu Bruch, Verkehrsbrücken wackelten bedrohlich und an vielen Straßen entstanden Schäden. Manche Augenzeugen berichteten, so etwas noch nie erlebt zu haben und waren schockiert von den Ereignissen.

Arbeiter überprüfen die Schäden an Gebäuden, die durch das Erdbeben in Hualien am 4. April 2024 verursacht wurden. Wie soll mit den schief stehenden Gebäuden weiter verfahren werden? Foto: SAM YEH/AFP über Getty Images

Viele Menschen waren um Hualien etwa in Verkehrstunneln oder Höhlen eingeschlossen. Darunter auch zwei Deutsche, die in einem Tunnel in einem bei Wanderern beliebten Nationalpark festsaßen. Nach einigen Stunden wurden sie befreit, wie die Behörden und das Auswärtige Amt mitteilten.

Einem Sprecher in Berlin zufolge hatte das Auswärtige Amt außerdem Kontakt zu einer Reisegruppe aus 18 Deutschen, die ursprünglich als vermisst gegolten hatten. Ihnen ging es den Angaben zufolge den Umständen entsprechend gut.

Nach einem Erdbeben in Hualien am 4. April 2024 sind auf den Bergen an der Ching-shui-Klippe starke Staubwolken zu sehen. Es wird mit Erdrutschen gerechnet. Foto: SAM YEH/AFP über Getty Images

Auswirkungen im ganzen Land

Das Beben hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaft: Taiwans wichtiger Halbleiter-Hersteller TSMC etwa hielt am Mittwoch zeitweise die Produktion an, wie die Behörde des Industrieparks der Stadt Hsinchu mitteilte. Die Firma evakuierte laut Berichten Arbeiter während des Bebens.

Auch andere Betriebe stoppten die Arbeit vorübergehend. Der staatseigene Energieversorger berichtete von mehr als 308.000 Haushalten in Taiwan, bei denen mit dem Beben der Strom für längere Zeit ausfiel.

Tsunamiwarnung in mehreren Ländern

Die Insel liegt in einer erdbebengefährdeten Zone am Rand zweier tektonischer Platten, der Eurasischen und der Philippinischen. 1999 traf ein ähnlich starkes Beben die Inselrepublik mit mehr als 23 Millionen Einwohnern. Die Folgen damals waren wesentlich verheerender. Mindestens 2400 Menschen kamen ums Leben. Taiwan investierte seither mehr in Erdbeben-Prävention.

Nach den Erdstößen warnten neben Taiwan auch China, Japan, und die Philippinen vor Tsunamis. Im nordöstlich von Taiwan gelegenen Japan etwa gaben die Behörden eine Warnung vor einem drei Meter hohen Tsunami für nahegelegene Inseln der südwestjapanischen Präfektur Okinawa aus.

Die Bewohner der betroffenen Inseln wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Wenige Stunden nach dem Erdbeben hoben die Länder ihre Warnungen auf. (dpa/red)



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