Vatikan fordert „Auswanderwege“ für 20 Millionen Klimaflüchtlinge – jährlich
Im Vorfeld der Klimakonferenz COP28 (30. November bis 12. Dezember 2023 in Dubai) hat die Organisation Caritas Internationalis „frühzeitige Migrationsmöglichkeiten“ für vom Klimawandel betroffene Bevölkerungen gefordert. Die Organisation mahnte an, dass „ungeregelte Fluchtbewegungen“ mit Menschenrechtsverletzungen verbunden seien, berichtet „Domradio“.
Höhere Kosten für internationale Gemeinschaft
Die Hauptautorin des Berichtes, Cecile Stone, warnte vor einem hohen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Preis bei Untätigkeit. Zudem sei mit höheren Kosten für die Aufnahmestaaten sowie die internationale Gemeinschaft zu rechnen, erklärte der Dachverband katholischer Hilfswerke in einem Bericht, der am Donnerstag, 26. Oktober, im Vatikan vorgestellt wurde.
Stone betonte, dass auch der Weltklimarat IPCC in seinem jüngsten Bericht den Klimawandel als wesentlichen Migrationstreiber benannt habe. Demnach müssten „sichere, geordnete und reguläre Auswanderungswege“ Teil der Anpassungsmaßnahmen sein. Dieser Hinweis sei aber in der Zusammenfassung für Politiker unter den Teppich gekehrt worden.
Begriff „Wirtschaftsmigranten“ irreführend
Laut Caritas Internationalis seien im abgelaufenen Jahrzehnt aufgrund von Extremwetterereignissen jährlich im Schnitt 20 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen. Nach Angaben der Organisation seien das doppelt so viele wie wegen bewaffneter Konflikte.
Wie viele Menschen ihre Heimat wegen langsamen Veränderungen der Lebensräume wie Wüstenbildung, Versalzung von Böden oder steigende Meeresspiegel verließen, sei unbekannt, verlässliche Daten fehlten. Um die 3,3 Milliarden Menschen lebten in Ländern, in denen der Klimawandel die Lebensbedingungen empfindlich einschränken könne.
Die Vatikan-Organisation Caritas Internationalis kritisierte Regierungen dafür, dass sie mehr für Grenzsicherung als für geordnete Migration unternähmen. Es sei irreführend, Menschen als „Wirtschaftsmigranten“ zu bezeichnen, wenn ihnen wegen des Klimawandels ihre Unterhaltsmöglichkeiten entzogen würden. Man könne nicht erwarten, dass sie so lange mit einer Auswanderung warten, bis es um Leben und Tod gehe.
Aus Sicht von Caritas Internationalis ist es ein Problem, dass ein klimabedingter Verlust von Lebensgrundlagen nicht unter die Fluchtgründe der UN-Flüchtlingskonvention falle. Das Genfer Abkommen von 1951 müsse daher entsprechend geändert werden, fordert die Organisation.
Industriestaaten halten Versprechen nicht
Den Industriestaaten warf der Dachverband zudem vor, ihren Finanzierungsversprechen für Maßnahmen gegen Klimawandelfolgen in ärmeren Weltregionen nicht nachzukommen. Am Rande der geplanten Klimakonferenz in Dubai werde eine vom Vatikan mitorganisierte Veranstaltung auf das Problem ungedeckter Schäden und Verluste in Entwicklungsländern hinweisen, heißt es bei „Domradio“ abschließend.
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