USA: Mikroschulen immer beliebter

Eltern und Pädagogen wollen den derzeitigen Bildungsstatus in den USA verändern. Dazu sollen sogenannte Mikroschulen beitragen. Mit Kleingruppen in privaten Häusern bilden die „Pandemic Pads“ eine vertraute, überschaubare Umgebung, die vor allen eins in der Pandemie-Zeit bietet: Sicherheit.
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Symbolbild: Unterricht im Freien in Samso, Dänemark im September 2020.Foto: Maja Hitij/Getty Images
Von 9. März 2022

Nach dem Motto „Not macht erfinderisch“ hat sich die Zahl der sogenannten Mikro- oder Minischulen mitten in Schulschließungen wegen der Corona-Krise in den USA erhöht. Sie sind nach Angaben ihrer Gründer zwar klein, aber wirksam – vor allem aber sicher und politikfrei.

Eine Mikroschule nimmt das Beste aus verschiedenen Bildungsformaten und bringt sie zusammen“, sagt Corey Owens, Sprecher der Prenda-Mikroschulen in Arizona, gegenüber der Epoch Times.

In Gruppen mit maximal zehn Schülern bekommen sie einen „personalisierten Lehrplan, während sie gleichzeitig gesunde soziale Interaktion und Gelegenheiten erhalten, voneinander zu lernen“, sagt Owens. Die erste Prenda-Mikroschule wurde 2018 in Arizona mit sieben Schülern eröffnet.

Vier Jahre später betreibt die Organisation Mikroschulen in Hunderten Gemeinden in einem Dutzend Staaten mit mehr als 3.000 Schülern, 300 Leitern und neun Schulpartnern. Dazu gehören sowohl Privatschulen als auch kommunale Gruppen.

„Aus unserer Sicht geht das Interesse an Kleinschulen über Politik und Geografie hinaus“, so Owens. Er führt das rasche Wachstum der Minischulen auf Eltern zurück, die ein Bildungsumfeld suchen, „in dem ihr Kind die Liebe zum Lernen entwickeln kann“.

„Wir haben Kinder gesehen, die mit Mobbing zu kämpfen hatten, Kinder, die Schwierigkeiten hatten, mitzuhalten, und Kinder, die zwar gute Leistungen erbrachten, sich aber langweilten“, sagt Owens. Sie seien in der Umgebung der Mikroschulen „aufgeblüht“.

Die Corona-Krise hat viele Familien dazu gezwungen, sich nach anderen Unterrichtsmodellen umzuschauen. Sie wollten eine lange Isolierung ihrer Kinder vermeiden, da die meisten US-amerikanischen Schulen während der Pandemie-Zeit geschlossen wurden. Deswegen wandten sich viele an die Mikroschulen.

Vielzahl von Problemen, die den Trend antreiben

Doch was macht die Mikroschulen attraktiver als öffentliche oder Privatschulen? Hier sollen vor allem Eltern und Betreuer intensiver zusammenarbeiten und die Schulen in den Gemeinden betreiben. Die Schüler lernen individuell oder in extra kleinen Gruppen. Die Betreuer können die Schüler so besser begleiten, da sie nur eine kleine Zahl an Schülern betreuen.

Die Prenda-Schulen sind sogar für Mittelschüler gebührenfrei. Allerdings sind nicht alle Schulen kostenlos. Es gibt auch welche, die sich durch steuerliche Vorteile und „Stipendien zur Förderung der Selbstbestimmung“ finanzieren, erklärt Owens.

Manche Organisationen haben die Vorteile des kleinen Formats erkannt und empfehlen die Mikroschulen den Eltern weiter. So auch das gemeinnützige Schulzentrum „Love Your School“, das vor drei Jahren gegründet wurde.

„Je nachdem, wofür sie sich entscheiden, begleiten wir sie durch diesen Prozess“, sagte die Sprecherin des Zentrums, Jenny Clark. In der Pandemie-Zeit kamen plötzlich viele Eltern auf sie zu, erzählt sie. Sie haben sich nach alternativen Möglichkeiten erkundigt.

„Ich denke, dass es eine Vielzahl von Problemen gibt, die diesen Trend antreiben –  die Probleme häufen sich wie verrückt“, erzählt sie der Epoch Times.

Die Eltern wünschten sich nicht nur eine breite Auswahl und Vielfalt im Unterricht, sondern auch ein „vertrauenswürdiges Bildungsumfeld, das den Bedürfnissen der Kinder entspricht“, so Clark.

„Ich denke, je mehr Eltern diese verschiedenen Optionen nachfragen, desto mehr werden die öffentlichen und privaten Schulen darauf reagieren. Die Eltern wissen, was das Beste für ihre Kinder ist. Ich denke, die Eltern haben Recht: Niemand kennt ihr Kind besser als sie selbst.“

Eltern mit staatlichen Bildungsmodellen unzufrieden

Adamo Education ist eine Mikroschule in Arizona. Sie wurde von der Pädagogin Tamara Becker im Januar 2021 gegründet, als sich Mikroschulen wie ein „Lauffeuer“ ausbreiteten, wie sie sagt.

„Die Eltern sind mit den öffentlichen Unterrichtsmodellen nicht zufrieden“, erzählt Becker der Epoch Times. „Sie sind nicht glücklich, weil ihre Kinder in Klassenzimmern mit 25 bis 30 Schülern sitzen. Sie suchen nach einer Umgebung, die sicherer ist.“

Adamo Education kombiniert traditionelles, digitales und häusliches Lernen mit zertifizierten Lehrern in den Mittelstufen, sagt Becker.

„Mein Programm ist insofern anders, als dass ich nur zertifizierte Lehrer einsetze“, sagt die erfahrene Pädagogin. „Die Rolle des Lehrers und seine Autorität sind wichtig“, sagte Sie. Ihr Ziel ist es, den Schülern zu helfen, das „Lernen zu lieben“.

„Ich möchte wirklich diese Liebe zum Lernen aktivieren“, sagt sie. „Man kann so viel mehr Unterrichtsstoff und Bildung vermitteln und soziales Lernen fördern. Auch lernt man die Eltern und die Schüler viel besser kennen.“

Die genaue Zahl der Mikroschulen in den Vereinigten Staaten ist zwar nicht bekannt, aber man schätzt, dass sie in die Hunderte gehen. Sie werden in manchen Kreisen als Alternativschulen bezeichnet. Einige Mikroschulen befinden sich in privaten Haushalten, andere in eigenständigen Einrichtungen.

„So kann man viel mehr auf den Einzelnen eingehen und arbeitet enger zusammen. Wir müssen den derzeitigen Status Quo in Sachen Bildung aufbrechen. Die Mikroschulen können dafür den Weg weisen“, sagt Becker.

Eltern wollen ihre Kinder nicht isolieren

An der Acton Academy in Laconia, New Hampshire, startete die Schulverwalterin Mary MacIntosh eine Mikroschule im Herbst 2019 mit vier Schülern, weil es „nichts Vergleichbares in der Gegend gab“.

Im zweiten Jahr ihres Bestehens ist die Mikroschule auf 20 Schüler im Grundschulalter angewachsen und hat vor Kurzem ein Mittelschulprogramm mit sieben Schülern eröffnet.

„Ich glaube, dass COVID für viele Leute ein Grund war, sich für die Acton Academy zu entscheiden“, sagt MacIntosh der Epoch Times.

Was den Eltern an der Acton Academy am besten gefällt, ist der praxisnahe Unterricht. Die Schüler lernen nicht nur mathematische Konzepte kennen, sondern beschäftigen sich auch mit Physik und Schwerkraft in projektbasierten Workshops.

„Die Kinder können in einem Fach so weit gehen, wie sie es brauchen, oder auch so langsam lernen, wie sie Zeit brauchen“, sagt sie.

Ihrer Meinung nach sei das Problem im modernen öffentlichen Bildungswesen, dass es ein „gigantischer Apparat ist, der nicht mit den neuesten Innovationen im Unterricht Schritt halten kann“. Die Strukturen seien festgefahren.

Umstrittene Themen wie die Kritische Rassentheorie würden an der Acton Academy nicht gelehrt, sagt sie entschieden.

Lehrergewerkschaft kritisiert die Mikroschulen

Im August 2020 veröffentlichte die nationale Bildungsvereinigung der USA – die größte Lehrergewerkschaft des Landes – einen Bericht über Pandemic Pods und Mikroschulen. 

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass alternative Unterrichtsformen die Kluft zwischen benachteiligten Schülern und Kindern aus wohlhabenden Familien vergrößern. Dies würde die schulische Trennung verschärfen.

Auch würden Mikroschulen nicht denselben Schutz der Bürgerrechte gewähren können wie öffentliche Schulen. Darüber hinaus würden die Mikroschulen wahrscheinlich nicht die notwendige Unterstützung für Schüler mit Behinderungen bieten, wie sie in der Landes- und Bundesgesetzgebung vorgeschrieben ist, so die Ergebnisse.

Ein weiteres Manko sei, dass alternative Schularten nicht den staatlichen Lernstandards entsprächen und auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden könnten. Die Lehrkräfte würden außerdem auch nicht über eine staatliche Zulassung verfügen.

Laut dem Bericht der Lehrergewerkschaft haben private Geldgeber 2019 rund 1,7 Milliarden US-Dollar in Bildungstechnologiefirmen investiert. Sie sehen nun in „Pandemie-Pods“ den Weg „in die Zukunft und propagieren, dass die traditionellen öffentlichen Schulen veraltet sind“.

Gleichzeitig beteuert die Gewerkschaft, dass sie innovative Lösungen befürwortet, die es den Schülern ermöglichen, persönlichen Unterricht und wichtige Gelegenheiten zur Sozialisierung mit Gleichaltrigen zu erhalten. 

Diese sollen jedoch unter der Leitung der staatlichen Bildungsbehörden überwacht werden.

Der Arizona-Abgeordnete Mark Finchem ist immer wieder mit der Unzufriedenheit der Eltern konfrontiert. „Weil sich die Eltern von dem öffentlichen Bildungssystem entmündigt fühlen, hat sich die Anzahl der Mikro-Schulen vermehrt“, sagte er gegenüber Epoch Times.

Die Eltern seien allgemein mit den öffentlichen Schulen unzufrieden und suchen nach Alternativen. „Das Unterrichtsmaterial und das tyrannische Verhalten der Schulleitung an den öffentlichen Schulen macht deutlich, dass in Wahrheit die Politik darüber entscheidet, was echte Wissenschaft und medizinische Wissenschaft ist“, sagte Finchem.

(Mit Material von The Epoch Times USA)



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