USA: Erzbischof von Philadelphia warnt vor „Ausbluten der christlichen Religion“

In einer Rede vor einer katholischen Privatuniversität warnt Philadelphias Erzbischof Charles Chaput vor einem Verlust der christlichen Substanz in der jüngeren Generation. Die USA bleiben jedoch Studien zufolge weiterhin die mit Abstand religiöseste Industrienation. Dies trug auch zum Wahlsieg Donald Trumps 2016 bei.
Titelbild
Eine traditionelle weiße Kirche in Williamstown, USA.Foto: iStock
Epoch Times18. September 2018

In einer Rede vor dem Institut für Glaube und Vernunft der privaten katholischen Gonzaga-Universität in Spokane, Washington, hat der Erzbischof von Philadelphia, Charles Chaput, vor einem „Ausbluten“ des Christentums in den Vereinigten Staaten gewarnt. Dies berichtet das Nachrichtenportal „Breitbart News“.

Die jüngere Generation der zwischen 1995 und 2012 Geborenen im Land sei die „am wenigsten religiöse“ in der Geschichte des Landes. Studien zeigten, dass „religiöse Verbundenheit und Praxis in den USA ausblutet, vor allem unter den Jüngeren“.

Die USA würden zu einer sehr viel stärker säkularisierten Nation, und das vielfach in einer aggressiven Art und Weise, erklärte Chaput. „Und wie immer wieder in der Geschichte leben viele Menschen, die eigentlich gläubig sind, ihren Glauben als eine bloße Form von Nostalgie, Gewohnheit oder einfach nur als guten moralischen Kompass, um ihren Alltag zu organisieren.“

Intaktes Glaubensleben nütze auch der Gemeinschaft

Zu viele würden jedoch gar nicht verstehen, was sie glauben. „Und zu viele kennen Jesus Christus nicht“, so der Geistliche. „Sie verfügen über eine Form des Glaubens, die in Drucksituationen leicht in Apathie oder Skepsis abgleiten oder einfach verschwinden kann. Was exakt die Situation ist, die wir gerade erleben.“

Dabei sei, so Chaput, der Rückgang des Gottesdienstbesuches und des praktizierten Glaubens nicht nur eine Sache, die den Gläubigen selbst Sorge bereiten müsste, sondern für das gesamte Land schlecht sei. Die Vorteile, die ein regelmäßiger Kirchenbesuch und ein erfülltes Glaubensleben böten – sowohl persönlich als auch gesamtgesellschaftlich – seien „fast unmöglich zu bestreiten“. Chaput verwies dabei auf einen Bericht des Colson Centers für christliche Weltsicht vom Januar, in dem davon die Rede war, dass praktizierende Christen mehr Lebenszufriedenheit, ein höheres Einkommen und eine höhere Lebenserwartung aufwiesen.

Erzbischof Chaput zeigte sich jedoch auch dessen bewusst, dass seine Klagen über den Rückgang der Religiosität in den USA immer noch als ein Jammern auf hohem Niveau erscheinen könnten. Tatsächlich gäbe es immer noch positive Zeichen und Gründe für Hoffnung:

Wir sind immer noch die religiös aktivste Nation in der entwickelten Welt. Die meisten Amerikaner glauben an Gott. Die meisten von uns nennen sich Christen. Und Millionen von Amerikanern – tatsächlich sogar dutzende Millionen – bemühen sich ehrlich darum, ihr tägliches Leben vom Glauben leiten zu lassen.“

Religion hat im Leben der Amerikaner deutlich höheren Stellenwert

Auch in seiner eigenen Glaubensgemeinschaft – der Römisch-Katholischen Kirche – gäbe es „eine Vielzahl erst jüngst entstandener Erneuerungsbewegungen und Gemeinschaften, Tausende guter Priester und immer noch lebendiger Pfarrgemeinden und einige außerordentliche junge Laien und klerikale Anführer“.

Eine jüngst veröffentlichte Studie des Pew Research Centers bestätigt diese Einschätzung. US-Amerikaner sind demnach immer noch „deutlich religiöser“ als Bürger anderer reicher Länder. Die Studie, die im Juli der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass

Amerikaner öfter beten, mit höherer Wahrscheinlichkeit wöchentlich den Gottesdienst besuchen und dem Glauben eine größere Bedeutung in ihrem Leben zuschreiben als Erwachsene in anderen reichen westlichen Demokratien.“

Vor allem seien US-Bürger deutlich religiöser als Kanadier, Australier oder Europäer. Zudem sei die Religiosität in den USA „anhaltend und von außerordentlicher Intensität“. Auch die derzeitigen Säkularisierungstendenzen, die Erzbischof Chaput angesprochen hatte, seien eher eine Begradigung als ein Indiz für eine Annäherung an europäische Verhältnisse.

Glenn T. Stanton hatte eine Studie von Gelehrten der Universitäten Harvard und Indiana ausgewertet und festgestellt, dass es vor allem die ohnehin stark säkularisierte Form der Religion sei, die in den USA schwinde. Diese entspricht eher dem Mainstream der Katholischen Kirche in Deutschland oder der EKD. Gemeinschaften mit intensiverem Glauben und entsprechender Praxis, wie sie beispielsweise in evangelikalen Gruppen oder traditionalistischen katholischen Verbänden zu finden seien, wären nicht betroffen. Diese würden sogar Zuwachs verbuchen können.

Religiöse Amerikaner verhalfen Trump zum Sieg

Die Säkularisierung, wie sie in vielen weit entwickelten und industrialisierten Gesellschaften stattfinde, spiegele sich nicht in der amerikanischen Kultur wider. Auch und gerade was die Religiosität anbelange, erwiesen sie die Vereinigten Staaten als eine „exzeptionelle“ Nation im Vergleich mit dem Rest der Welt.

Dieser Faktor hatte nicht zuletzt auch die Präsidentschaftswahlen in den USA 2016 entschieden. Vor allem das Wahlverhalten in katholischen Arbeitergemeinden in den Swing States wie Pennsylvania, Ohio oder Wisconsin, die zuvor mehrheitlich Obama gewählt hatten, brachte Donald Trump entscheidende Stimmen für den Wahlsieg.

Die demokratische Kandidatin Hillary Clinton hatte im Wahlkampf offen gefordert, die religiösen Gemeinschaften müssten in Fragen wie Schwangerschaftsabbruch, Geburtenkontrolle oder Homosexualität ihre Lehren ändern. Auch solle es in diesen Bereichen kein Recht mehr geben, aus Gewissensgründen Dienstleistungen zu verweigern.

Donald Trump hingegen wurde in einigen christlichen Medien seines Lebenswandels mit mehreren Scheidungen, Förderung des Glücksspiels oder sexueller Anzüglichkeiten wegen kritisiert. Christliche Wähler störte das alles wenig. Da Trump sich für die Bewahrung der Religionsfreiheit aussprach und die Rolle der Religionsgemeinschaften für das amerikanische Gemeinwesen würdigte, nahmen ihn gerade Traditionskatholiken, Evangelikale, aber auch konservative Juden als Bollwerk gegen einen aggressiven kulturellen Marxismus wahr.

Mit Mike Pence nominierte der Politneuling einen profilierten Evangelikalen als Running Mate für die Vizepräsidentschaft. Hillary Clinton wählte mit Tim Kaine einen progressiven Katholiken aus. Dafür, dass Trump es am Ende als Außenseiter schaffte, sich gegen die geballte Macht aus demokratischer Partei, innerparteilichen Gegnern, Medien und Kulturestablishment durchzusetzen, machen die unterlegenen Demokraten gerne Faktoren wie „Rassismus“, „Misogynie“ oder russische Einmischung verantwortlich. Viele gläubige Christen in den USA erklären den Wahlsieg hingegen mit einem Akt der „Divine Intervention“.



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