US-Außenminister John Kerry: USA besorgt über Lage in Nahost

Befeuert wurde die jüngste Gewaltwelle durch den Streit um die Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Plateau des Tempelbergs in der Jerusalemer Altstadt. Prinzipiell dürfen nur Muslime auf dem Tempelberg beten
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US-Außenminister Kerry ist überzeugt, dass der Terror nicht nur auf das Konto von Palästinensern geht.Foto:  Jim Lo Scalzo/dpa
Epoch Times15. Oktober 2015
Die USA haben sich am Mittwoch angesichts der Ausbreitung von Gewalt in Israel „tief besorgt“ gezeigt. Außenminister John Kerry wolle so bald wie möglich in die Region reisen, sagte sein Sprecher John Kirby am Mittwoch (Ortszeit) in Washington.

Menschen auf beiden Seiten in dem israelisch-palästinensischen Konflikt seien schuldig, „Akte des Terrorismus“ begangen zu haben. Die USA betrachteten auch die Attacke eines Israelis auf vier Palästinenser in dem israelischen Ort Dimona als solch einen Akt.

Das Weiße Haus zeigte sich besorgt über den Verlust des Lebens Unschuldiger, seien es Israelis oder Palästinenser. Washington steht mit beiden Konfliktparteien in Kontakt.

Die israelische Armee protestierte unterdessen nach einer Welle der Gewalt. Hunderte Soldaten befinden sich in den Großstädten des Landes, um neue Anschläge zu verhindern. Außerdem riegelte die Polizei am Mittwoch arabische Wohngebiete im Ostteil Jerusalems ab. In der Altstadt von Jerusalem wurde ein palästinensischer Angreifer von Polizisten erschossen, bevor er mit seinem Messer Menschen verletzen konnte, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Nach einem zweiten Angriff am Abend in Jerusalem wurde ein weiterer Palästinenser erschossen, der eine 70-jährige Frau schwer verletzt habe.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas rief in einer Fernsehansprache zu einem Eingreifen der internationalen Gemeinschaft auf, um einen neuen Krieg zu verhindern. Er läute die „Alarmglocken“, bevor es zu spät sei, sagte er.

Das israelische Sicherheitskabinett beschloss in der Nacht zum Mittwoch eine Reihe von Straf- und Abschreckungsmaßnahmen. So sollen etwa die nach Anschlägen zerstörten Häuser von Terroristen nicht wieder aufgebaut werden dürfen. Auch das Eigentum von Attentätern kann beschlagnahmt werden. Palästinensern mit Aufenthaltsrecht für Jerusalem soll dieses entzogen werden, wenn sie Anschläge verüben. Damit wären sie de facto aus Israel und Jerusalem verbannt.

In öffentlichen Verkehrsmitteln in Jerusalem sollen ferner 300 zusätzliche bewaffnete Sicherheitsleute eingesetzt werden. Israel hat auch 1400 Reservisten der Grenzpolizei per Notverordnung einberufen.

Seit Monatsbeginn erschüttert eine Serie von palästinensischen Schuss- und Messerangriffen das Land. Bei bislang 21 Attacken wurden sieben Israelis getötet. Mehr als 30 Palästinenser wurden getötet, knapp die Hälfte davon Attentäter, die im Zuge ihrer Anschläge erschossen wurden. Die anderen starben bei Unruhen im Westjordanland oder bei Zusammenstößen mit dem israelischen Militär am Grenzzaun zum Gazastreifen.

Befeuert wurde die jüngste Gewaltwelle durch den Streit um die Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Plateau des Tempelbergs in der Jerusalemer Altstadt. Prinzipiell dürfen nur Muslime auf dem Tempelberg beten. Die Palästinenser befürchten, dass Israel immer mehr Juden eine Sondergenehmigung für Besuche auf dem Areal erteilt und damit die Kontrolle der Muslime über die drittheiligste Stätte im Islam aushöhlt. Israels Regierung bestreitet das.

Allein bei zwei Attacken am Dienstag waren in Jerusalem drei Israelis und ein palästinensischer Angreifer getötet worden. Mehr als 20 weitere Menschen wurden verletzt, davon sechs schwer. Es war der bisher blutigste Tag während der seit knapp zwei Wochen anhaltenden Gewaltwelle. Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds wurden in dem Zeitraum fast 1500 Palästinenser verletzt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warf Israel indirekt die Anwendung exzessiver Gewalt vor. Sein Sprecher Stéphane Dujarric erklärte, Ban finde „die augenscheinlich übertriebene Gewaltanwendung der israelischen Sicherheitskräfte besorgniserregend“ und verlange eine ernsthafte Überprüfung.

(dpa)


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