USA bereiten Evakuierung für Krieg im Libanon vor – Bundeswehr mit UN-Mission vor Ort

Im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon nehmen die Spannungen zu. Die USA rät ihren Bürgern, den Libanon zu verlassen. Auch Deutschland hat diese Empfehlung gegeben – während der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der UN-Mission an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon am 27. Juni verlängert wurde.
Die nördliche israelische Grenzstadt Metula wurde kürzlich von der Hisbollah beschossen.
Die nördliche israelische Grenzstadt Metula wurde kürzlich von der Hisbollah beschossen.Foto: Hussein Malla/AP/dpa
Epoch Times28. Juni 2024

Die USA bereiten sich angesichts der zunehmenden militärischen Auseinandersetzung zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah auf die mögliche Evakuierung von Amerikanern aus dem Libanon vor.

Hierzu seien ein zusätzliches Kriegsschiff sowie eine Marineeinheit zur Verstärkung der US-Truppen in der Region ins Mittelmeer verlegt worden, berichtete der US-Sender NBC unter Berufung auf drei mit den Plänen vertraute US-Verteidigungsbeamte sowie einen ehemaligen US-Beamten.

Hisbollah – Hamas

Der Schritt diene auch zur Abschreckung, um eine Eskalation des Konflikts zu verhindern, so NBC weiter. US-Beamte seien demnach zunehmend besorgt, dass Israel in den kommenden Wochen verstärkt Luftangriffe und sogar eine Bodenoffensive im Libanon durchführen könnte.

Auch das US-Portal „Politico“ berichtete unter Berufung auf US-Geheimdienstinformationen, dass es in den nächsten Wochen wahrscheinlich zur großangelegten militärischen Konfrontation zwischen Israel und der Hisbollah kommen dürfte, sollte es im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas keine Einigung auf eine Waffenruhe geben.

„Die Logik von (Hisbollah-Chef Hassan) Nasrallah ist, dass alles mit dem Gazastreifen zusammenhängt und dass der Beschuss Israels nicht aufhören wird, solange es keinen Waffenstillstand im Gazastreifen gibt“, zitierte das „Wall Street Journal“ einen ranghohen US-Beamten. Man lehne diese Logik ab.

Die Hisbollah hat ihre Raketen- und Drohnenangriffe zuletzt verstärkt. Es wird befürchtet, dass ein möglicher offener Krieg zwischen Israel und dem Libanon sich zu einem regionalen Konflikt ausweiten könnte, in den auch die USA als wichtigster Verbündeter Israels hineingezogen würden.

Die „Blaue Linie“ gegen die Hisbollah – Bundeswehr beteiligt

Israel will, dass sich die Hisbollah gemäß einer UN-Resolution hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht.

In Ortschaften beiderseits der Grenze hat der gegenseitige Beschuss schwere Zerstörungen angerichtet. Rund 150.000 Menschen wurden evakuiert oder verließen die Kampfzone. Nahezu tägliches Bombardement aus der Luft und Artilleriebeschuss hätten einen Großteil der fünf Kilometer nördlich der Blauen Linie gelegenen Gebiete unbewohnbar gemacht.

Bei der Blauen Linie handelt es sich um die von den Vereinten Nationen gezogene Demarkationslinie an der Grenze zwischen den beiden Ländern. Mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Süden des Libanons eingerichtet worden. Die UN-Resolution 1701 verbot den Einsatz der Hisbollah-Miliz südlich des Litani-Flusses, dem Grenzgebiet zu Israel. Die israelischen Truppen wiederum mussten sich hinter die Blaue Linie zurückziehen.

Die UN-Beobachtermission Unifil, die seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon überwacht, hatte sich kürzlich äußerst besorgt gezeigt ob der zunehmenden Spannungen.

Auch die Bundeswehr ist an dem Unifil-Einsatz mit bis zu 300 Soldaten beteiligt. Der Bundestag verlängerte am Donnerstag das Mandat für die UN-Mission.

Man habe kein Problem damit, dass sich UN-Friedenstruppen, libanesische Streitkräfte oder Zivilisten dort aufhalten, aber man müsse das Gebiet von der Präsenz der Hisbollah „säubern“, zitierte die „Financial Times“ einen ranghohen israelischen Militärbeamter.

Hisbollah griff mit „Dutzenden Raketen“ an

Unterdessen hat die libanesische Hisbollah erneut „Dutzende“ Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. Den vom Iran unterstützten Islamisten zufolge zielten die Angriffe am 27. Juni auf den wichtigsten Stützpunkt der Luftabwehr des Nordkommandos der israelischen Armee. Die israelische Armee zählte ihrerseits „rund 35 Raketenabschüsse“ und den Start von zwei Drohnen aus dem Libanon. Die Hisbollah erklärte zudem, vier ihrer Soldaten seien getötet worden.

Die Hisbollah bezeichnete die Angriffe auf israelisches Gebiet als Reaktion auf israelische Angriffe auf die Stadt Nabatäa und die Ortschaft Sohmor. Der israelischen Armee zufolge wurden die meisten Raketen abgefangen, es gebe keine Informationen über zu Schaden gekommene Menschen.

Der libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge wurde der Süden des Libanon am Donnerstag von mehreren israelischen Angriffen getroffen. In der Nacht auf Donnertag seien zudem in Nabatäa „mehr als 20 Menschen“ bei einem israelischen Angriff verletzt worden.

Hisbollah will den Süden des Landes

Die vom Iran unterstützte Hisbollah ist nicht nur die stärkste militärische und politische Kraft im Libanon, sondern kontrolliert auch den Süden des Landes. „Uns zu bitten, uns aus dem Süden zurückzuziehen, ist so, als würde man einen Fisch bitten, nicht im Meer zu schwimmen“, zitierte die „Financial Times“ einen namentlich nicht genannten Hisbollah-Soldaten.

Die Miliz ist mit der Hamas verbündet und gilt als deutlich schlagkräftiger. „Wenn sie (die Israelis) dem Libanon einen Krieg aufzwingen, wird der Widerstand ohne Einschränkungen, Regeln und Grenzen zurückschlagen“, warnte Hisbollah-Chef Nasrallah zuletzt erneut.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant warnte wiederum bei einem Besuch in Washington diese Woche, sein Land sei in der Lage, den Libanon in einem Krieg mit der Hisbollah „in die Steinzeit zurückzuschicken“, wie die „Times of Israel“ berichtete.

Zugleich betonte Galant jedoch, dass eine diplomatische Lösung vorzuziehen sei. „Wir wollen keinen Krieg, aber wir bereiten uns auf jedes Szenario vor“, wurde Galant weiter zitiert. Man werde keine Hisbollah-Truppen an der Grenze akzeptieren.

Verhandlungen mit Hamas stecken in einer Sackgasse

Rund 2.000 Menschen protestierten am Donnerstagabend vor Netanjahus privater Villa in Caesarea bei Tel Aviv und verlangten Schritte zur Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln sowie den Rücktritt des Regierungschefs, wie das Nachrichtenportal „ynet“ berichtete. Sie riefen demnach Parolen wie „Wie viel Blut wird noch vergossen, bevor du gehst“ und „Bring die Geiseln jetzt zurück – und geh!“.

Die islamistische Hamas und andere extremistische Gruppen hatten am 7. Oktober des Vorjahres den Süden Israels überfallen, mehr als 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Es werden noch 120 Menschen in der Gewalt der Terroristen vermutet.

Das „Wall Street Journal“ berichtete, dass die Zahl der noch lebenden Geiseln bei nur 50 liegen könnte. Die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, stecken jedoch in einer Sackgasse. Netanjahu macht die aus seiner Sicht unnachgiebige Haltung der Hamas für das Stocken der Verhandlungen verantwortlich. Andere werfen Netanjahu vor, einen Deal nicht ernsthaft anzustreben. (afp/dpa/red)



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