US-Zölle für Kanada ebenfalls 30 Tage ausgesetzt – Trudeau ernennt „Fentanyl-Zar“

Kanada und Mexiko gehen Deals mit Trump ein und beruhigen damit den Zollkonflikt. Die Einigungen lassen Schlüsse zu, die auch die Regierungen Deutschlands und anderer EU-Länder interessieren dürften.
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Am Ufer des St. Clair River in Point Edward an der Grenze zwischen Kanada und den USA am 3. Februar 2025.Foto: Geoff Robins/AFP via Getty Images
Epoch Times4. Februar 2025

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Die von US-Präsident Donald Trump beschlossenen Strafzölle auf Produkte aus Kanada sind nach Angaben des kanadischen Premierministers Justin Trudeau wenige Stunden vor Inkrafttreten vorläufig ausgesetzt worden.

Das Telefongespräch mit Trump sei „gut“ gewesen, schrieb Trudeau. „Kanada geht neue Verpflichtungen ein: Wir werden einen ‚Fentanyl-Zar‘ ernennen, Kartelle als Terroristen einstufen, die Grenze rund um die Uhr bewachen und eine kanadisch-amerikanische Joint Strike Force zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, von Fentanyl und Geldwäsche einrichten.“

Der kanadische Premier erklärte auch: „Ich habe auch eine neue nachrichtendienstliche Richtlinie über organisiertes Verbrechen und Fentanyl unterzeichnet, die wir mit 200 Millionen Dollar unterstützen werden.“

Trumps Fazit dazu: „Ich bin mit diesem ersten Ergebnis zufrieden.“ In den kommenden 30 Tagen müsse eruiert werden, „ob ein finaler wirtschaftlicher Deal mit Kanada gefunden werden kann, oder nicht“, erklärte er weiter. Das Ziel laute: „Fairness für alle!“

Ein neuer alter Plan Kanadas

Kanada erklärte sich im Gegenzug auch zu Zugeständnissen bei der Grenzsicherung bereit. Trudeau versucht Trump dabei offenbar mit einem nicht ganz neuen Vorschlag zu beschwichtigen.

Einen Plan von 1,3 Milliarden kanadischen Dollar zur Grenzsicherung hatte Ottawa nämlich bereits nach Trumps Wahl vorgestellt – nach Lesart der kanadischen Medien als Zugeständnis an den neuen US-Präsidenten.

Schiffscontainer im Hafen von Montreal in Montreal, Kanada, am 3. Februar 2025 – der Handel geht vorerst weiter. Foto: Andrej Ivanov/AFP via Getty Images

Auf X schrieb der Premier: „Kanada setzt seinen 1,3 Milliarden Dollar (870 Millionen Euro) teuren Grenzplan um – die Grenze wird mit neuen Hubschraubern, Technologie und Personal verstärkt, die Koordination mit unseren amerikanischen Partnern verbessert und die Ressourcen werden aufgestockt, um den Fluss von Fentanyl zu stoppen“, schrieb der kanadische Premier Justin Trudeau auf X.

Bislang und auch weiterhin würden fast 10.000 Kräfte für die Sicherung der Grenze eingesetzt sowie weitere Maßnahmen gegen grenzüberschreitende Kriminalität ergriffen.

Verglichen mit der Südgrenze der USA sind an der Grenze zu Kanada die illegalen Grenzübertritte gering. Gleichzeitig gibt es deutlich mehr Fälle, in denen Personen, die auf der Beobachtungsliste für Terrorismus stehen, versucht haben, über die kanadische Grenze in die USA zu gelangen.

Laut den Daten der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde wurden im Steuerjahr 2024 zumindest 358 Personen der Terrorismusbeobachtungsliste abgefangen, die versuchten, die kanadische Grenze zu überqueren. An der mexikanischen Grenze waren es 52.

Ein Drogenkrieg, kein Handelskrieg

Zuvor, auch am 3. Februar, sagte Trump‘s Beauftragter Peter Navarro, Kanada irre sich, wenn es denke, es befinde sich in einem Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten.

„Dies ist ein Drogenkrieg“, sagte Navarro, Assistent des Präsidenten und Direktor des Büros für Handels- und Industriepolitik, vor Reportern.

Washington sei besorgt über chemische Vorprodukte aus China, die von mexikanischen Drogenkartellen zu anderen Drogen gemischt werden, die dann in die Vereinigten Staaten geschmuggelt werden, so Navarro. Die USA seien auch besorgt über hochgefährdete Personen, die aus Kanada in die USA einreisen.

„In Kanada haben sich die mexikanischen Kartelle bis nach Kanada ausgebreitet. Sie stellen dort Fentanyl her und schicken es von dort aus in die USA. Die Chinesen nutzen Kanada, um kleine Pakete unter dem Radar zu verschicken“, sagte er.

„Es ist wichtig, dass Kanada und die kanadischen Bürger selbst verstehen, dass wir hier versuchen, das Töten von Amerikanern durch diese tödlichen Drogen zu stoppen und Kanada daran zu hindern, Terroristen, die auf der Beobachtungsliste stehen – bis zu hundert sind bereits eingereist -, die Einreise in unser Land zu ermöglichen.“

Mexiko sichert Soldaten an der Grenze zu

Eine ähnliche 30-Tage-Vereinbarung hatte das Weiße Haus wenige Stunden zuvor auch mit Mexiko getroffen.

Präsidentin Claudia Sheinbaum sagte, sie habe sich mit Trump darauf geeinigt, dass Mexiko seine Nordgrenze mit 10.000 Soldaten der Nationalgarde verstärken werde, um den Drogenschmuggel von Mexiko in die Vereinigten Staaten zu verhindern, „insbesondere den Handel mit Fentanyl“.

Stau an der Grenze zwischen den USA und Mexiko am 3. Februar 2025 in Laredo, Texas. Foto: Brandon Bell/Getty Images

Die USA hingegen hätten sich verpflichtet, den Waffenhandel zu bekämpfen. Trump hatte bereits im Wahlkampf ein härteres Vorgehen Mexikos gegen Migration und die Drogenkartelle gefordert.

Trump hatte die bereits zuvor angekündigten Zölle in Höhe von bis zu 25 Prozent auf mexikanische und kanadische Waren am Samstag beschlossen, sie hätten um Mitternacht (Ortszeit Washington, Dienstag 6:00 Uhr MEZ) in Kraft treten sollen.

Drogen kommen oft über Drogenlabore aus Mexiko und Kanada

Der US-Präsident wirft Kanada, Mexiko und China vor, nicht genug gegen den Schmuggel der oft tödlichen Droge Fentanyl in die USA zu unternehmen.

In den USA sterben jährlich etwa 75.000 Menschen an einer Fentanyl-Überdosis – das Weiße Haus sprach von einer „Massenvernichtungswaffe“.

„Fentanyl ist die häufigste Todesursache bei Amerikanern zwischen 18 und 45 Jahren“, erklärte das Weiße Haus am 1. Februar bei der Ankündigung von Trumps Durchführungsverordnung

Mit vor allem in China hergestellten chemischen Substanzen wird das Opioid häufig in Mexiko produziert und von dort in die USA geschmuggelt.

Die Stoffe kommen oft aus Drogenlaboren im Ausland in die Vereinigten Staaten. Die Opioid-Krise mit schwerstabhängigen Drogensüchtigen prägt inzwischen mancherorts das Straßenbild in amerikanischen Städten. (afp/dpa/red)



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