US-Zölle auf Stahl und Aluminium: China im Fokus des Handelsstreits

Sowohl Trump als auch Biden werfen China vor, mit subventionierten Niedrigpreisen den globalen Stahlmarkt zu verzerren und US-Produzenten zu schädigen.
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Stahlarbeiter im chinesischen Shenyang. Die Hälfte des Stahls weltweit wird im „Reich der Mitte“ produziert.Foto: Mark/dpa
Von und 14. März 2025

Seit dem 12. März gelten in den USA neue Stahl- und Aluminiumzölle, die Präsident Donald Trump für alle Länder eingeführt hat. Die Diskussion dreht sich nun vor allem um ihre Wirksamkeit im Umgang mit Chinas aggressiver Handelspolitik.

Diese Zölle sollen Pekings anhaltende Überproduktion billiger Metalle eindämmen, die weltweit Unternehmen belastet und Handelskonflikte verschärft – auch in den USA.

Am 10. Februar führte Trump abermals Zölle von 25 Prozent auf Stahlimporte ein und hob die Zölle auf Aluminiumimporte von 10 auf 25 Prozent an. Am 11. März bestätigte das Weiße Haus, dass diese Zölle für alle Länder gelten werden, „ohne Ausnahmen oder Sonderregelungen“.

Seit Jahrzehnten überschwemmt China den Weltmarkt mit billigen, stark subventionierten Exporten und setzt Produzenten in den USA und anderen Ländern erheblich unter Druck.

China ist mit Abstand der weltweit größte Stahlproduzent und produzierte 2024 zum fünften Mal in Folge mehr als eine Milliarde Tonnen Stahl – etwa das Zehnfache des jährlichen Bedarfs der USA, so das American Iron and Steel Institute (AISI). In den letzten zwei Jahrzehnten ist Chinas Anteil an der globalen Stahlproduktion drastisch gestiegen – von 23 Prozent auf 53 Prozent. Diese Verschiebung hat zu einem Preisungleichgewicht geführt, da Chinas Stahl den Markt dominiert und die Preise weltweit drückt.

China dominiert auch den Aluminiummarkt: Sein Anteil an der weltweiten Produktion stieg in den letzten 20 Jahren von 8 auf 58 Prozent.

Staatliche Subventionen und Marktverzerrungen

Das Wachstum Chinas in beiden Sektoren wird durch erhebliche staatliche Subventionen angetrieben. Das Land produziert weit mehr, als der globale Markt benötigt, was zu einem massiven Überkapazitätsproblem führt. Dadurch kann China den Markt mit billigem Stahl und Aluminium überschwemmen und US-Produzenten schädigen.

Peking investiert gezielt in strategische Industrien, um globale Märkte zu dominieren und Konkurrenten auszuschalten. Neben Stahl und Aluminium gehören dazu Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien – beides Sektoren, in denen China zunehmend mit europäischen Herstellern konkurriert.

Der globale Handelsstreit hat andere Regierungen dazu gezwungen, Zölle und Antidumping-Maßnahmen gegen China zu verhängen. Zwar hat China wiederholt versprochen, die heimische Produktion durch Ausgabenbeschränkungen zu reduzieren, doch diese Zusagen wurden nie eingehalten. Im Jahr 2024 exportierte China fast 111 Millionen Tonnen Stahl – ein Anstieg von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Zudem begann die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) nach dem Start der „Belt-and-Road“-Initiative (BRI, Neue Seidenstraße Projekt) Stahlproduzenten zu subventionieren. Ziel war es, zusätzliche Kapazitäten außerhalb Chinas, insbesondere in südostasiatischen Ländern wie Indonesien, aufzubauen, was den Weltmarkt weiter verzerrt.

Überparteilicher Ansatz

Sowohl die Trump- als auch die Biden-Regierung haben China vorgeworfen, den globalen Markt mit billigem Stahl zu überfluten. Beide stützten sich auf Zölle nach Section 232, die es den USA erlauben, Handelsbeschränkungen einzuführen, wenn Importe die nationale Sicherheit gefährden.

In seiner ersten Amtszeit führte Trump im Jahr 2018 Zölle von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium ein.

In den vergangenen sieben Jahren wurden die Zölle von 2018 schrittweise zurückgefahren. Trump gewährte Ausnahmen für Verbündete wie Mexiko und Kanada, während Präsident Joe Biden alternative Lösungen wie Ausnahmen, Quoten und Zollkontingente für verschiedene Handelspartner anbot.

Nun will Trump die Section-232-Zölle ausweiten, indem er alle Ausnahmen streicht, mehr weiterverarbeitete Stahl- und Aluminiumprodukte einbezieht und das Verfahren zur individuellen Produktausnahme schrittweise abschafft.

Durch bestehende Zölle machen chinesische Stahlimporte weniger als 2 Prozent der US-Importe aus. Doch viele chinesische Unternehmen umgehen US-Zölle, indem sie Waren über Drittländer umleiten – ein als Transshipment bekanntes Verfahren.

Christopher Tang, Professor für Lieferkettenmanagement an der University of California in Los Angeles, glaubt, dass China Länder wie Vietnam nutzt, um die US-Zölle zu umgehen. „Sie verschiffen Stahlprodukte nach Vietnam, wo geringfügige Wertschöpfungsprozesse durchgeführt werden, bevor sie in die USA geliefert werden“, sagte Tang im Februar 2025 in einem Interview mit The Epoch Times. Zudem erhöht China seine Metalllieferungen in Länder des Globalen Südens und Lateinamerikas, fügte er hinzu.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Die am stärksten betroffenen Sektoren werden jene sein, die auf Metalle angewiesen sind, wie Haushaltsgerätehersteller, Automobilproduzenten und die Baubranche. Aluminium ist ein unverzichtbares Material für Produkte wie Bierdosen, Flugzeugteile, Folien, Besteck und elektrische Leitungen.

Die Baubranche ist beispielsweise die Industrie mit der höchsten Nachfrage, noch vor Stahldienstleistungszentren, dem Automobilsektor und dem Maschinenbau. Auf dem Arbeitsmarkt werden höhere Zölle Arbeitsplätze in der Stahlindustrie schützen. Gleichzeitig könnten Verluste in anderen Sektoren diese Gewinne zunichtemachen, so Wirtschaftsbeobachter.

Laut S&P Global Ratings ist der direkte Einfluss der Stahl- und Aluminiumzölle „verschwindend gering“, doch die indirekten Auswirkungen auf andere metallabhängige Branchen könnten erheblich sein.

Ökonomen von S&P prognostizieren, dass die neuen Zölle die Importpreise um 0,34 Prozent steigen lassen – mit einem möglichen Anstieg des PCE-Preisindex um 0,04 Prozent. Da die Zölle die Warenimporte um 0,34 Prozent senken könnten, könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Jahr der Zollerhebung um 0,04 Prozent steigen.

Die USA sind bei Aluminiumimporten stärker abhängig als bei Stahl. 2023 stellten heimische Unternehmen 74 Prozent des Stahlverbrauchs her und importierten nur 26 Prozent. Bei Aluminium hingegen wurden 56 Prozent des Bedarfs im Inland produziert und 44 Prozent importiert.

Auswirkungen auf Handelspartner

Kanada wird voraussichtlich am stärksten unter den US-Zöllen leiden, da es der größte Lieferant von Stahl- und Aluminiumimporten für die Vereinigten Staaten ist. Mehr als die Hälfte der US-amerikanischen Aluminiumimporte stammt aus Kanada.

Weitere betroffene Länder sind insbesondere Brasilien, Mexiko und Südkorea, da Trump plant, bestehende Ausnahmeregelungen und Sonderkonditionen zu streichen.

Reaktionen aus der Industrie

Die Stahl- und Aluminiumzölle des Weißen Hauses stoßen in der Industrie auf gemischte Reaktionen. David McCall, Präsident der United Steelworkers (USW), lobte die Bemühungen der Regierung, die globale Überkapazität einzudämmen, lehnte jedoch Zölle auf kanadische Lieferungen ab.

Fünf Organisationen aus der US-Stahlindustrie, darunter das AISI, lobten Trumps Entscheidung, den Prozess zur Produktausnahme abzuschaffen und die 25-Prozent-Zölle wieder einzuführen.

Kevin Dempsey, Präsident und CEO des AISI, bezeichnete die neuen Zölle als Schritt zur Bekämpfung marktverzerrender Praktiken. „China stört die Weltmärkte, indem es die Produktion von Stahl und anderen Produkten subventioniert und diese in den USA und anderen Märkten kippt“, sagte er. „Zudem werden chinesische Stahlexporte in Drittländer oft weiterverarbeitet und dann als Stahl- oder Fertigprodukte in den US-Markt exportiert.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Years of China’s Unfair Trade Practices at Core of Trump’s Steel, Aluminum Tariffs“ .(deutsche Bearbeitung von Thomas Kalmund)



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