US-Terrorismusbericht: „Pakt zwischen Iran und Al-Kaida bleibt weiterhin aufrecht“

Der in der Vorwoche veröffentlichte Jahresbericht des U.S. State Departments über den weltweiten Terrorismus hat den Iran neuerlich als weltweit führenden Sponsor von Terrorismus eingeordnet. Auch Differenzen um Syrien oder den Jemen hindern Teheran demnach nicht daran, auch mit konkurrierenden Akteuren wie Al-Kaida zu paktieren.
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Al-Kaida-Anhänger. Symbolbild.Foto: FADI AL-HALABI/Getty Images
Von 24. September 2018

Während die Europäische Union nach wie vor nicht müde wird, die USA zur Rückkehr in das Atomabkommen JCPOA mit dem Iran aus dem Jahr 2015 aufzufordern, hat das U.S. State Department letzte Woche seinen Jahresbericht zum weltweiten Terrorismus veröffentlicht. Wie „FOX News“ berichtet, hat das Regime in Teheran demnach sein Zweckbündnis mit der Terrororganisation Al-Kaida aufrechterhalten.

Der Iran erlaube Al-Kaida nicht nur weiterhin in zahlreichen Fällen freien Transit von Personen und Geld sowie den Betrieb einer Ausbildungsbasis auf eigenem Territorium. Das Regime zeige sich auch weiterhin „nicht gewillt, führende im Iran ansässige Al-Kaida-Mitglieder im Iran der gerichtlichen Verfolgung zuzuführen, oder die Namen im Iran angehaltener Al-Kaida-Mitglieder zu offenbaren“. Beobachtern zufolge würden auch Al-Kaida-Verdächtige, die im Iran offiziell unter Hausarrest stünden, real keinen allzu weitreichenden Mobilitätsbeschränkungen unterliegen.

Oberflächlich betrachtet erscheint es als widersinnig, dass die schiitisch-fundamentalistische Führung im Iran die radikal-sunnitischen Terroristen unterstützen sollte. Al-Kaida kämpft in Syrien und im Jemen gegen iranische Proxys und nimmt seit Jahr und Tag schiitische Wohngebiete im Irak ins Visier.

„Zentrale Pipeline“ dient den Interessen beider Akteure

Tom Joscelyn, Senior Fellow der Vereinigung für die Verteidigung von Demokratien (FDD) und Chefredakteur des „Long War Journal“, ist dennoch nicht überrascht über die Erkenntnisse des Berichts. Abseits der direkten Konfrontationszonen würdige der Iran den strategischen Wert des Terrors von Al-Kaida für seine eigene weltpolitische Agenda.

„Obwohl der Iran und Al-Kaida in Syrien und im Jemen Gegner sind, erlaubt das iranische Regime schon seit der Zeit vor Osama Bin Ladens Tod die Existenz dieser ‚zentralen Pipeline‘, durch die Kämpfer in Richtung Westen gelangen“, betont Joscelyn. Seit 2009 biete der Iran Al-Kaida Unterschlupf und die Möglichkeit, Terroristen zu trainieren sowie diese in weiterer Folge nach Südasien oder in den Westen zu bringen.

Selbst im syrischen Idlib probe Al-Kaida mittlerweile den Machtkampf innerhalb des radikal-islamischen Bündnisses von Hayat Tahir al Sham, wobei das ursprüngliche Ziel, das vom Iran unterstützte Regime von Präsident Baschar al-Assad zu bekämpfen, derzeit hinter die Notwendigkeit zurücktrete, eine türkische Kontrolle über die Provinz zu verhindern.

Seit sieben Jahren sind von den USA verhängte Sanktionen gegen führende Al-Kaida-Mitglieder in Kraft, die im Verdacht stehen, als Teil eines „geheimen Deals“ zwischen der Terrorgruppe und Teheran im Iran Zuflucht zu finden. Worin aber liegt der Nutzen für beide Seiten?

„Das Abkommen erlaubt es Al-Kaida, Personal, Geld und Kommunikationsmittel aus und nach Südasien zu schleusen. Die ‚zentrale Pipeline‘ verbindet die Al-Kaida-Führung in Afghanistan und Pakistan mit den Ablegern im Nahen Osten“, erklärt Joscelyn. „Aus iranischer Perspektive stellt dies eine Rückversicherung gegen Al-Kaida-Anschläge im eigenen Land dar, da Al-Kaida klar ist, dass jeder Angriffsversuch die Schließung des Netzwerks zur Folge hätte.“

Gemeinsames Feindbild

Zum eigenen taktischen Sicherheitsinteresse kommt auch noch das gemeinsame Feindbild in Form der USA, Israels und jener arabischer Staaten, die mit den Amerikanern weitreichende Beziehungen pflegen. US-Präsident Donald Trump hatte seinen Rückzug aus dem JCPOA unter anderem damit begründet, dass der Iran „terroristische Proxys und Milizen wie Al-Kaida“ unterstütze. Das State Department bestätigt seit Jahren diese Einschätzung. Im Terrorismusbericht wird der Iran als der „führende staatliche Sponsor von Terrorismus“ beschrieben, Gruppen, die der Iran unterstütze, könnten auf diese Weise ihre Fähigkeiten aufrechterhalten, US-Interessen und Verbündete zu bedrohen.

„Es geht um Geld, Sicherheit und darum, dass der Feind des einen auch der des anderen ist“, gab eine Quelle aus den US-Sicherheitsdiensten gegenüber FOX News an. „Die beiden verstehen sich nicht, aber Al-Kaida braucht das ruhige Hinterland und die Iraner werden mit einem Anteil an den Erlösen aus Schmuggel und Drogengeldern belohnt. Das geht schon seit Jahren so.“

Den Erkenntnissen der Untersuchungskommission zu den Anschlägen vom 11. September 2001 zufolge sei die ungewöhnliche Allianz bereits während der 1990er Jahre im Sudan eingefädelt worden, wo sich damals Bin Laden aufhielt. In weiterer Folge hätten erste Trainingseinheiten für Al-Kaida-Terroristen auf iranischem Territorium stattgefunden. Als die Taliban 1996 in Afghanistan die Macht übernahmen, habe der Iran den sunnitischen Extremisten den schnellen und unbürokratischen Grenzübertritt ermöglicht.

Eine aktive Kooperation bei der Planung oder Durchführung von Terrorattacken habe es jedoch nicht gegeben, meint der in Washington, D.C. ansässige Think-Tank „New America“. Dieser stützt seine Analyse auf die Auswertung bislang zugänglicher Dokumente, die 2011 bei der Erstürmung des Anwesens in Pakistan sichergestellt wurden, in dem sich Osama Bin Laden zuletzt aufgehalten hatte, ehe U.S. Navy Seals es einnahmen.

Offensives Vorgehen der Bush-Regierung ließ Teheran vorsichtig werden

Der Grund dafür sei, dass sich der Iran nach den 9/11-Anschlägen bezüglich der Präsenz Al-Kaidas im eigenen Land unwohl gefühlt hätte. Die damals von Präsident George W. Bush verkündete Taktik, „den Krieg zu den Feinden [zu] tragen, bevor diese ihn zu uns tragen können“, und die Invasion im Irak im Jahr 2003 habe den Iran veranlasst, Al-Kaida-Terroristen im eigenen Land zu inhaftieren, unter Hausarrest zu stellen oder ihnen die Ausreise zu untersuchen.

Die Frage aus Sicht der amerikanischen Sicherheitsexperten ist seither nicht, ob es eine Beziehung zwischen dem Iran und Al-Kaida gäbe, sondern wie tief diese jeweils sei.

Jim Phillips, ein führender Nahostexperte der Heritage Foundation, sieht eine sich entwickelnde taktische Verständigung Teherans mit Al-Kaida, die man als Feind der eigenen Feinde, aber nicht als vertrauenswürdigen Partner betrachte. Der Iran sei aber nicht wählerisch, wenn es um Bündnisse mit Terrorgruppen gehe:

„Obwohl der Iran und Al-Kaida sich wechselseitig als rivalisierende Führer einer weltweiten islamistischen Revolution sehen, teilen sie eine Reihe gemeinsamer Feinde: die Vereinigten Staaten, Israel und arabische Staaten wie Saudi-Arabien, Ägypten und Jordanien. Der Iran betrachtete Al-Kaida zweifellos als nützliche Kraft, wenn es darum geht, mit den USA verbündete arabische Regierungen zu unterminieren.“



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